20 Feb, 2011

Mehr wäre Mehr

Horst Seehofer war nie auf der weltweit größten Ökomesse Biofach – dabei liegt Nürnberg in Bayern. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner kam, wenn auch nur kurz und nicht zur Eröffnung. Immerhin: die Modenschau stand auf ihrem Programm. Ihr neuer Staatssekretär Peter Bleser hielt das, was er sah, sogar für „Haute Couture“ – das war es deutlich nicht. Zu sehen war sehr viel vom Selben – was daran lag, dass vor allem die Pioniere der Naturtextilbranche sich zeigten. Es wirkte, als ob die Ökomode nicht recht vom Fleck kommt. Wer die Schauen in Berlin besucht hat, weiß, dass das nicht so ist. Schön wäre ein Schulterschluss zwischen Alten und Jungen.

Nächstes Jahr wird das so sein. Die Textilnation Indien wird in 2012 Partnerland der Biofach. Das bedeutet einen prominenten Auftritt für die Ökomode und den Sprung in die Auftaktveranstaltung mit Hunderten von Gästen. Abends zeigen wir uns dann mitten in der Stadt – als Novum gab es bereits dieses Jahr einen Brückenkopf der Messe im Kulturzentrum K4. Alle Veranstaltungen waren rappeldicke voll – soll heißen, die Verbraucher wollen den Wandel bei Lebensmittel, Kosmetika, Mode sehen, spüren und darüber diskutieren. Das war eigentlich das beste Signal, was ich aus Nürnberg mit genommen habe.

Apropos Nachwuchs, den ich gerne sehen möchte! Im Öko-Camp bei Bernd Hausmann war auch Julia Müller zu Gast, eine der Preisträgerinnen des European Fashion Awards 2011. Ihre Männerkollektion war für mich das modische Highlight in Nürnberg. Julia, die an der Hochschule für Kunst und Design in Halle studiert, setzt auf grüne Mode. Was will ich mehr?

Ein alter Hase in Sachen Green Fashion, der jetzt aber erst seine erste eigene Kollektion vorstellt, ist Christoph Dahn aus Freiburg. Erste Bilder der Teile, die ab Herbst zu haben sind, gibt es brandaktuell hier.

Sein Label Lozenge spricht sich übrigens Lossenge.

P.S. Ein besonders herzlicher Dank von mir geht an alle, die auf dem Textilkongress gesprochen haben und uns alle auf den neuesten Stand gebracht!

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

Hier finden Sie alle Artikel von .

Veröffentlicht in: Gesehen|News

2 Kommentare auf "Mehr wäre Mehr"

1 | Alexandra

Februar 23rd, 2011 at 10:42

Avatar

Schade, dass ich diesmal nicht dabei sein konnte.
Ich untertstütze Deine Forderung nach besserer Verknüpfung. Da muss die Messe wohl von ihren Irrsinns-Preisen runter, wenn sie sich mit der jungen Green Fashion Szene schmücken will. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Zumal für mich die BioFach deutlich eine Food Messe ist, auch wenn die anderen Bereiche aufholen.

2 | Anja Wakeham

Februar 27th, 2011 at 19:10

Avatar

Habe mir mal einige Websites der Preisträger des European Fashion Awards angeguckt und stelle wie immer fest, dass der Nachwuchs viel macht, das doch recht unförmig ist und worin der Körper irgendwie verschwindet. Es ist schwieriger Schnitte zu konstruieren, die eine gute Passform haben und den Körper betonen. Vielleicht sollte in den Schulen mehr Wert darauf gelegt werden, denn ich höre auch von Studenten, dass sie Schnitttechnik nicht wirklich lernen. Ich finde man kann tolle philosophische Texte zu einer Kollektion schreiben, aber eine perfekt sitzende coole Klamotte, in der man gut aussieht, braucht sowas nicht. Die Schnitte der Herrenkollektion von Julia Müller sind gut.