14 Jan, 2011

Zuwachs bei Biobaumwolle

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Da ich schon in Vorbereitungen für die nächste Woche in Berlin stecke, verzeiht bitte, dass ich kurz und knapp bin. Textile Exchange – vormals Organic Exchange – hat zum fünften Mal einen 100-seitigen Marktreport über Biobaumwolle weltweit vorgelegt. Laut den Zahlen hat Biobaumwolle inzwischen einen Anteil von einem Prozent an der weltweiten Ernte erreicht. Indien ist drei Jahren unangefochten die Nummer eins der Anbauländer (80 Prozent der Gesamtmenge) und verzeichnet allein im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 37 Prozent. Auf Platz zwei liegt Syrien, das die Türkei auf Rang drei verdrängt hat. Dann folgen China und die USA. Im Kommen sind Tansania, Peru und Pakistan.

Spannend war der Hinweis auf einen Artikel in der New York Times, dass etliche US-Brands Ökojeans wieder aus dem Sortiment genommen haben. Nun, ich habe keine Probleme, welche zu kaufen. Richtig ist aber, dass mich über die gute Faser Biobaumwolle hinaus bei Jeans interessiert, wie mit Wasser für die Waschungen und gefährlichen Chemikalien, bzw. Sandstrahlungen umgegangen wird, um die gewünschten Fade-Out-Effekte zu erreichen. Aber der Ausstieg aus Biobaumwolle bedeutet ja nicht automatisch eine breitere Perspektive auf die gesamte Produktion, nicht wahr, liebe New York Times?

Fatal ist der Schlenker, den die New York Times allerdings zur „Better Cotton Initiave“ (BCI) macht, die weiter auf konventionelle Baumwolle setzen, wohl aber Pestizid- und Wassereinsatz senken wollen. Diesen Ansatz verfolgt auch „Cotton made in Africa“ (CmiA). Die New York Times spricht davon, dass es hier um „Massen“ von Baumwolle ginge, die auf BCI umgestellt würden, bleibt aber Zahlen schuldig.

Ich vermute, dass „Masse“ sowohl bei BCI als auch CmiA bisher eine wohlfeile Hoffnung ist und es um einige tausend Tonnen Baumwolle geht – Masse klingt da sehr vollmundig. Zumal die Vertreter von BCI und CmiA gerne von „Nischen“ sprechen, wenn es um Biobaumwolle und Fairtrade-Cotton geht.

Eine Ausnahme sei hier gemacht. Sollte es gelingen, die gesamte Baumwolle zumindest auf diese zweitbesten Standards (BCI und CmiA) umzustellen, wäre tatsächlich etwas gewonnen. Besser wäre, die beiden konkurrierenden Systeme, würden sich auf einen gemeinsamen Standard einigen. Bitte inklusive des Verzichts auf gentechnisch veränderte Baumwolle.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

7 Kommentare auf "Zuwachs bei Biobaumwolle"

1 | Mirko

Januar 14th, 2011 at 20:14

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Ich muss echt doof fragen, wieso haben die Hersteller diese Jeans wieder aus dem Sortiment genommen?

2 | Kirsten

Januar 14th, 2011 at 22:52

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@Mirko: Verschiedene Labels, verschiedene Gründe. Die NYT nennt sowohl mangelnden Absatz und Kunden, die eher günstige Jeans bevorzugen, aber eben auch – bei Levi´s – den Wunsch, nicht nur wenige Öko-Jeans anzubieten, sondern die gesamte Jeans-Palette sauberer zu machen, etwa weniger Wasser in der Produktion einzusetzen. Ob der Weg zu mehr Grün ist, erst mal auf Biobaumwolle zu verzichten, wage ich zu bezweifeln. Kuyichi hat sich noch nicht abgemeldet, auch Nudie nicht oder Howies – wir werden nicht auf Ökojeans verzichten müssen. Die NYT malt ein wenig zu schwarz.

3 | Lars

Januar 14th, 2011 at 23:45

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Im konventionellen Streetwearbereich scheint die Öko-Welle (auch) durch. Vor ca. 3 Jahren hatten diverse Skateboard- und Surf- sowie einige Snowboardbrands Öko-Kollektionen im Angebot. Bei nahezu allen gibt es nun entweder sehr viel weniger oder sogar gar nichts mehr.

Aus Gesprächen mit Skateshopbetreibern weiss ich, dass die Nachfrage sehr gering war. Es fehlte auch an der Bereitschaft einen Mehrpreis zu bezahlen, der jedoch bei den meisten Brands sehr moderat ausfiel. War ja auch „nur“ Bio-Baumwolle ohne ökologische und faire Verarbeitung.

Ein Betreiber vermutete im Gespräch, dass die Kunden erwarten würden, dass eine Marke das wenn schon wirklich konsequent durchzieht. Nur ein paar grüne Produkte anbieten und dafür dann auch noch mehr Geld verlangen wirkt einfach nicht glaubwürdig.

Das fand ich durchaus plausibel und könnte ich mir auch in anderen Modebereichen ähnlich vorstellen.

Da hat billige Bio-Mode bei h&m denke ich noch eher eine Chance als Bio-Mode von konvetionellen Marken, die dann hochpreisig und trotzdem weder konsequent ökologisch (GOTS) noch auch nur in Ansätzen fair ist.

4 | Markus

Januar 15th, 2011 at 15:22

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Sobald die ganzen „großen“ Markenanbieter zB eine Ökolinie auf den Markt werfen, geben Sie damit ja auch automatisch zu, dass der Rest nicht gerade umweltfreundlich ist. Dadurch gibt es bestimmt auch den einen oder anderen verwirrten Kunden, die das ganze dann noch mehr hinterfragen… und das ist nicht wirklich im Interesse von den Anbietern 😉

Vor allem in Denim-Segment ist das bei vielen Labels genau so gelaufen…

Meiner Meinung muss auch eine komplette Marke ökologisch korrekt ausgerichtet sein, sonst ist das ganze nicht authentisch.

5 | Kirsten

Januar 15th, 2011 at 15:27

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@Lars: Plausible Analyse. Aber: Die Bio-Sachen von H&M (die meine Tochter liebt), sind natürlich nicht langlebig, sondern hochmodisch. Manchmal denke ich, dass Sachen, die teuer sind (und schon deshalb nicht so schnell eingemottet werden) auf lange Sicht ökologischer sind (auch wenn nicht totally bio+fair). Diese Argumentation schimmert auch bei Karl-Heinz Müller durch (der auf teure Manufaktur-Ware schwört).

Aber wenn du so willst, bieten gerade die teuren Sachen eigentlich die Chance ökologisch und fair zu produzieren, weil deren Gewinnspannen das eigentlich locker hergeben sollten, auch noch 1A-Rohstoffe und 1A-Löhne zu zahlen. Zumal die Sachen nicht unbedingt in Niedriglohnländern produziert sind….

So würde ich auch Karl-Heinz Müller gegenüber argumentieren. Die Sachen auf der Bread&Butter und in seinem Laden in Berlin sind nämlich regelhaft hoch preisig. Da muss Spiel sein für mehr Gerechtigkeit und weniger Gift. Was meinst du?

6 | Mirko

Januar 16th, 2011 at 12:14

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Haben die Markenlabels das nur im Ami-Land getestet und vor allem wann war das? Ist ja auch manchmal so, das es regionale Unterschiede gibt bez. auch Zeitliche unterschiede?

Und @Letzte Antwort, unter uns, Sachen von Kindern müssen auch nicht langlebig sein. Wie oft kommt es vor das man es wirklich über Jahre trägt. Da ist es egal ob Markenhose oder Billighose. Oft gibt man noch vollkommen intakte Hosen in die Kleidersammlung, weil die „kleinen“ es nicht mehr anziehen.

7 | Lars

Januar 18th, 2011 at 10:11

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„Aber wenn du so willst, bieten gerade die teuren Sachen eigentlich die Chance ökologisch und fair zu produzieren, weil deren Gewinnspannen das eigentlich locker hergeben sollten, auch noch 1A-Rohstoffe und 1A-Löhne zu zahlen. Zumal die Sachen nicht unbedingt in Niedriglohnländern produziert sind….“

Das ist erstmal richtig. Aber die meisten Brands sind heute Teil von börsennotiertren Konzernen und da regiert der Maximalprofit. Für den sind auch sehr kleine Kostenunterschiede ausschlaggebend.

Und natürlich gibts auch bei nichtbörsennotierten Unternehmen nicht selten Anteilseigner, die einfach soviel rausholen wollen, wie nur möglich.

Solange unfair und umweltschädlich die klare Mehrheit ihrer Zielgruppen nicht vom Kaufen abhält, ist es daher unwahrscheinlich, dass ein konventionelles Brand komplett umschwenkt.

Und kleine Teil-Kollektionen wiederum überzeugen die kritischen Konsumenten nicht, da das Engagement dann unglaubwürdig erscheint.