26 Nov, 2010
Hey, dich gebe ich weiter!
Catharina vom Wirtschaftsmagazin „Enorm“ hat mir ein Stöckchen zugeworfen und bittet, dass ich wie sie und andere zum Thema Recycling blogge. „Was machst du mit Sachen, die du nicht mehr brauchst?“ hat die Tauschplattform Netcycler anfangs gefragt.
Nun, ich habe Freundinnen. Meine Berliner Freundin Alexandra ist meine lebende Recyclingmaschine. Sie hat drei kleine Kinder und meine sind quasi erwachsen. Also plündere ich hemmungslos meinen Fundus und gebe Ausgedientes an sie weiter. Gelegentlich versuchen meine Kinder ihre Lieblingssachen vor mir zu retten. Dafür gibt es im Keller die „Erinnerungskiste“, die so groß ist wie eine alte Seemmannstruhe und alles beherbergt, was Leo und Paulina wirklich ganz sicher behalten wollen. Ihr erstes Stickerheft, den letzten Schnuller und natürlich die Sammlung von Pokemon-Karten, die sicher ein Vermögen wert ist. Früher gehörte Bettwäsche in die Aussteuerkiste, meine Tochter zieht irgendwann mit einer illustren Fülle an Plastik-Tieren der Marke Schleich aus.
Alles, was nicht in der Erinnerungskiste landet, landet bei Dora, Irene und Elias in Berlin. Natürlich kläre ich vorher mit Alexandra in einem ellenlangen Gespräch, ob die drei tatsächlich alle alten TKKG-Kinderkassetten übernehmen dürfen. Und da zeigt sich der doppelte Nutzen des Recyclings. Meistens plaudern wir en passant über andere wichtige und hochaktuelle Dinge wie die kernigen Rambos, die jetzt an jedem Geländer lehnen in Berlin wegen der Terrorgefahr. Oder über unsere derzeitige Sehnsucht nach Fernreisen und exotischen Früchten, die vor allem saftig teuer sind. So ist Recycling einfach am schönsten.
Was Wiederverwertung angeht, bin ich übrigens hemmungslos. Ich habe just eine alte Geschichte recycelt. Eigentlich sollte diese Episode mal das erste Kapitel eines Romans werden. Weil die viel beschäfigte Autorin bisher nicht dazu gekommen ist, habe ich sie wieder belebt und an Christoph Dahn in Freiburg gespendet – leicht modifiziert. Daraus wird ab kommende Woche Mittwoch eine neue unendliche Geschichte, die andere weiter schreiben können. Und was zu gewinnen gibt es auch noch.
Woran man sehen kann, dass Journalisten auch gelegentlich ihre alten Gedanken einfach recyceln. Schadet nichts, finde ich. Manches hat einfach einen zweiten Blick verdient.
Stöckchen-Weiterwurf: Liebe Sonja Wöhrenschimmel alias Fr. Jonason. Möchtest du in Österreich weiter zum Thema bloggen? Ich würde mich freuen!
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |