14 Okt, 2010
Ehrliche Etiketten VII
Ich hege ja absonderliche Neigungen und sammle Kleideretiketten wie andere Autogrammpostkarten. In Linz haben mich gewissermaßen zwei kontrastierende Modelle in den Bann gezogen, die ich zeigen möchte. Xiane Kangela vom Wiener Kindermode-Label „jooloomooloo“ hat gar kein Etikett mehr eingenäht, das irgendwo flattert, sondert druckt ihr Etikett direkt auf den Stoff. Ihre Marschrichtung ist klar: Nicht mehr Gedöns als nötig am Kleidungsstück. Die Motive ihrer Mode sind verspielt genug.
Den entgegengesetzten Weg schlägt Cornelia Seirer vom österreichischen Label „Tell me a story“ ein, wo das Etikett eine wahre Zierde ist und bedeutsamer Bestandteil des Kleidungsstücks. Denn rollt man das mit einem Bändchen verschnürte Etikett auf, so ist auf dem Schild ein komplettes Märchen zu lesen. Jeweils ein Motiv des Märchens setzt sie dann grafisch um – so etwa den Fuchs aus dem Märchen „come and sleep“ auf dem Slip. Natürlich will sich niemand mit dem Röllchen am Steißbein hinsetzen und so gibt es eine Schnittkante. Mein Märchen habe ich zuerst gelesen, dann abgeschnitten und nun ruht es in einer Schublade – als Erinnerung an Linz.
Was gefällt euch besser? Klotzen mit dem Etikett oder lieber bescheiden sein?
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label