24 Sep, 2010
Läden, Läden
Im Universum der grüne Modeläden gibt es neue Gestirne. Morgen eröffnet in Freiburg Ökomode-Pionier Christoph Dahn seinen eigenen Laden. Der wuschelköpfige Dahn sieht jünger aus als das Etikett „Pionier“ vermuten lässt. Aber wer bereits ein langjähriger Großhändler für Ökomode ist und obendrein einen Online-Shop betreibt, der ist in dieser jungen Szene bereits ein Alter. Das ist wie beim Bloggen (und bei mir). Wer schon zwei Jahre durchgehalten hat, der wird bei Facebook „legendär“ genannt. Früher musste man als Legende echt älter werden. In Freiburg gibt es mit Zündstoff zwar bereits einen Ökomode-Laden (auch legendär!), aber die Kundschaft und die Portemonnaies, die Christoph Dahn oder Sascha Klemz und Matthias Rau anstreben, unterscheiden sich eben deutlich.
Anders in Münster, wo neben der „gruenen wiese“ von Lars Wittenbrink nun auch Andrea Többen mit „frau többen“ aufgemacht hat. „Münster wird noch grüner“ könnte ich jetzt jubeln, aber der alte Spruch „Konkurrenz belebt das Geschäft“ stimmt eben nur, wenn wirklich genug zu verteilen ist. Ich verrate hier nichts Neues, wenn ich sage, dass diese mit viel Herzblut betriebenen Läden bis auf wenige Ausnahmen hart ums Überleben kämpfen. Da beide Läden alltagstaugliche Mode in den Regalen haben, hilft nur Daumendrücken. Im ungleich größeren Hamburg, wo es ebenfalls mehrere Concept-Stores gibt, sind diese gut über die Stadtteile verteilt und führen deutlich unterschiedliche Marken. Soll heißen: das geht.
Eine Expansion der anderen Art betreibt „Organicc“ aus Frankfurt, die ihr Rezept auf Wiesbaden übertragen haben und sozusagen in Serie gehen (siehe Foto oben mit den Blumenranken). Ein spannendes Experiment lässt sich in Braunschweig beobachten. Andreas RIng verkauft in seinem Geschäft „Summersby“ seit 1993 konventionelle Mode und hat nun – genau nebenan – auf 80 eleganten Quadratmetern „Summersby green“ eröffnet (Foto von innen).“Das Grüne tut sich noch schwer“, sagt er offen. Aber er bleibt dabei und wird auf der Biofach in Nürnberg über seine Erfahrungen berichten. Immerhin: Andreas Ring hat inzwischen auf den Modemessen in Berlin eine erkleckliche Zahl von grünen Labels gesehen, die er mit seinem Mode-Knowhow für konkurrenzfähig hält. Das sind gute Nachrichten. Und findet immer noch Nachwuchs wie die „Propheten“, deren mädchenhaften Hängerchen mir im Übrigen auch gut gefallen haben.
Last but not least, darf ich nicht Dortmund vergessen. Im Ruhrpott war ich nämlich gestern und habe auf der FAIR 2010 moderiert. Passend zum Motto der Messe heißt Dortmunder Laden von Andrea von der Heydt „FairBleiben“.
Das gilt übrigens auch für das Miteinander der Ladeninhaber – besonders wenn sie ums Eck sitzen. Wer um Fairness für die Erzeuger in den ärmeren Ländern ringt, sollte das, was er sich für die Welt wünscht, auch hier leben.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |