15 Jun, 2010

The Key.to zieht um

https://www.postbahnhof.de/tpl/header2.jpg

Drei Wochen vor Start Anfang Juli zieht die Ökomodemesse TheKey.to überraschend um. Statt der Heeresbäckerei ist nun der Postbahnhof nahe des Berliner Ostbahnhofes neuer Standort der Messe. Egal, wie gewichtig die Gründe sind und wie schön die neue Location, es ist eine Notgeburt. Aussteller und Einkäufer dürften sich wundern.

Zumal die Konkurrenz in Berlin groß ist. Selbst in Sachen Grün gibt es mindestens fünf Schauplätze. Neben der Key.to konkurrieren die Premium, die Bread&Butter, der Green Showroom im Adlon, der Eco Showroom der Agentur sieben&siebzig und die Modenschauen der Green Avantgarde im Umspannwerk in Kreuzberg um die Aufmerksamkeit des Modepublikums.

Ich sehe den Überfluss mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits spricht es dafür, dass der Markt wächst, andererseits kannibalisieren sich die Orte gegenseitig. Weder Journalisten noch Modeeinkäufer werden alles schaffen können. Wer alles in Augenschein nehmen will, absolviert einen Marathon.

Ob diese liebenswerte, aber kleine grüne Nische diese Zerreißprobe aushält, wird sich zeigen. Vermutlich wird die eine oder andere Bühne auf der Strecke bleiben. Dass jeder seine eigene Duftmarke setzen möchte, mag typisch sein für die kreative Szene, ob es klug ist, wage ich zu bezweifeln.

Eine zweite Hiobsbotschaft kommt dazu. Die Anmeldezahlen für die Academy bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Das spricht nicht gegen das Konzept, sondern zeigt nur, wie klamm die Interessenten sind. Offenbar ist niemand bereit, zusätzlich für fachlichen Input zu bezahlen.

Das belegen auch die Erfahrungen der Biofach in Nürnberg. Die Macher bieten seit Jahren ein illustres und wuchtiges Kongressprogramm parallel zur Messe an. Der Besuch ist allerdings kostenlos. Wünschenswert wäre, dass die Macher der Key.to die Akademie-Idee nicht aufgeben, sondern vielleicht ein wenig schrumpfen – und dann doch gratis anbieten. Vergangenes Jahr gab es parallel zur Messe unten auch ein Nano-Programm im oberen Stock, was eine ordentliche Dosis Anerkennung erhielt. Macht doch jetzt ein Lookalike, lieber Macher der TheKey.to.

Es ist übrigens erstaunlich, wer sich in Berlin alles erstmals präsentieren will. Sehr viele Kinderlabels dabei.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

9 Kommentare auf "The Key.to zieht um"

1 | mathias

Juni 16th, 2010 at 00:39

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Ich war auch sehr überrascht über die kurzfristige Änderung. Sehe das aber ganz positiv. Der Postbahnhof ist schliesslich recht bekannt in Berlin und gut gelegen.

2 | Fr.Jona&son

Juni 16th, 2010 at 06:03

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das mit der academy ist schade, aber typisch. für input bezahlen- das fällt noch schwer. wird sich da was am konzept ändern? Ich hätte sonst auch interesse an der einen oder anderen Veranstaltung.

Du hast da ja einen guten Einblick, weil Du bei der Messe involviert bist.
Danke fürs Information-Teilen.

Neue Location:
ich sehe solche ortsplatzwechsel entspannt- aber es zeigt, daß auch the key.to noch in den kinderschuhen steckt. Es ist sicher ziemlich unprofessionell, das so knapp vor der Eröffnung anzukündigen.

und daß sich gewisse veranstaltungen mittlerweile kannibalisieren, sehe ich auch so. KOOperation zwischen (grünen) modeevents ist gefragt- die fülle an veranstaltungen und schauplätzen ist ja für besucher nicht zu schaffen!

3 | asmona

Juni 16th, 2010 at 12:32

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Das die Anmeldezahlen für die Academy weit hinter den Erwartungen zurück geblieben ist, liegt wohl eher an der mangelnder Kommunikation und nicht am Preis. Die Macher müssen die Pressearbeit verstärken, damit eine solche Veranstaltung nicht untergehen. Hier verschenken sie sehr viel Potenzial.

4 | asmona

Juni 16th, 2010 at 12:35

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Sorry, sollte „untergeht“ heissen!

5 | Christoph Dahn

Juni 16th, 2010 at 18:36

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hier sind meine 2 Pennies:
zum Umzug: 3 Wochen vor der Veranstaltung haben viele Aussteller Ihre Einladungen schon gedrucktz und teilweise schon verschickt.
ich finde das Konzept von Thekey eigentlich sehr positiv und unterstützenswert, leider fördert ein solches Vorgehen das Image der verplanten Ökos die das ganze nicht wirklich professionell angehen.

Ähnliches gilt für die Academy: die Veranstalung wurde erst vor wenigen Wochen nach aussen kommuniziert, da kann es keine intensive Pressearbeit geben.

Das es besser geht zeigen Noel und Christoph von Karmakonsum.

6 | Sarah

Juni 17th, 2010 at 12:38

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Das Problem bei der Academy ist für mich zum Beispiel schon das Geld. 690 Euro ist für einen Studenten einfach überhaupt nicht erschwinglich! Auch ein Tagesticket (145 Euro) ist sehr teuer und für mich der einzige Grund, warum ich nicht teilnehmen werde (kann).
Die Werbung war in der Tat meiner Meinung nach eher zaghaft. Ich habe das erste mal davon hier auf diesem Blog gelesen (Danke dafür :-)!!) und sonst noch nirgends, obwohl ich mich häufig über faire Mode etc. pp. informiere …

7 | simon

Juni 17th, 2010 at 12:46

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ich sehe das ähnlich wie die bisherigen kommentatoren. der wechsel in den verkehrsgünstiger gelegenen und namenhafteren ostbahnhof ist sicher richtig, der zeitpunkt aber alles andere als ideal. ich hoffe, dass die geschalteten anzeigen (?) ortsneutral gehalten wurden. printmaterial scheint es, einem solch spontanen wechsel nach zu urteilen, ja auch noch nicht zu geben. da ist presse-technisch leider noch viel zu viel luft nach oben.

bleibt zu hoffen, dass sich das interesse an grünen themen und die ansich tolle messe (!) mit ihrem name gegen all diese wirrungen durchsetzt. endspurt, key!

8 | Jan Bauer

Juni 17th, 2010 at 16:11

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Die „Far Beyond“ vom IVN kostet 80 Euro für Studenten (dazu zwei Buffets). Die „Out of Order“ in Bremen hat für 2 Tage 20 Euro für Studenten gekostet. Wie Sarah sagt: 145 Euro für ein Tagesticket sind nicht erschwinglich.
Haben die Organisatoren keine Sponsoren gefunden?

Selbst wenn ich das Geld hätte, kann ich nicht eine ganze Woche von der Uni wegbleiben. Oder wie sieht das bei den interessierten Ladenbesitzern aus?

Das – an sich megainteressante – Programm hatte vielleicht auf ein verlängertes Wochenende konzentriert werden können?

9 | Kirsten

Juni 19th, 2010 at 21:27

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@Jan: Gebete und Wünsche sind erhört. Neue Preise für die Academy: 45 Euro pro Tag, 35 Euro ermäßigt. Dank Stiftung und Sponsoren. Gute Arbeit, TheKey.to