20 Mai, 2010

Ehrliche Etiketten

Auf Vorträgen habe ich öfters den Wunsch gehört, auf der Kleidung möge doch wenigstens das Herkunftsland stehen. Bislang verschweigen uns die Kleideretiketten bis auf die simple Faserkennzeichnung alles, was uns genauer Auskunft geben könnte, wie und wo produziert wurde.

Die Kennzeichnung „Made in“ soll nach dem Willen des EU-Parlamentes für Kleidungsstücke künftig verbindlich vorgeschrieben sein. Zu einer entsprechenden Verordnung haben die EU-Abgeordneten jetzt in erster Lesung Stellung genommen. Damit soll deutlich werden, ob Textilien in einem EU-Mitgliedsland oder in einem Drittland wie China oder Pakistan hergestellt wurden. Bisher waren die Angaben zum Herstellungsland freiwillig.

Erst wird der globale Konfektionstourismus angeheizt und nun alles zurück in die EU? Persönlich ist mir ein Kleidungsstück aus Litauen genauso recht wie eins aus Bangladesch. Hauptsache es ist ökologisch und ethisch einwandfrei hergestellt. Offenbar erreichen aber Kleidungsstücke, die sozusagen näher verwurzelt sind, eher Kopf und Herz vieler Käufer.

Das „Made in“ eigentlich nur die halbe Wahrheit ist, weiß auch die EU. Innerhalb der kommenden zwei Jahre soll zunächst ein Bericht und wenn nötig einen Gesetzentwurf vorgelegt wird, wie die Kleideretiketten der Zukunft aussehen sollen. Darin enthalten sein sollen auch Gesundheits- und Sicherheitswarnungen, insbesondere zu potenziellen Allergieauslösern sowie zu Sozialstandards. Ich sehe jetzt schon Horden von Lobbyisten der konventionellen Textilindustrie nach Brüssel reisen.  Und frage mich umgekehrt, wer sich dort für eine ehrliche Etikettierung einsetzen wird. Vielleicht zwingt ein solches EU-Etikett die Hersteller aber schon jetzt zu einer Kehrtwende. Wer möchte schon grellorange EU-Gefahrensymbole auf seine Kleider drucken?

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

1 Kommentar auf "Ehrliche Etiketten"

1 | Alexandra

Mai 28th, 2010 at 13:14

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…na denn, auf nach Brüssel, liebe Kirsten!
Aber mal im Ernst – welches Land soll denn dann die Ehre des „Made in“ bekommen? Wir alle wissen dass die Reise eines Kleidungsstücks lang sein kann und es wahrscheinlich mehr Länder gesehen hat als der „Durchschnittsbürger“.
Ich bin hier mit Dir einer Meinung, nicht auf das Wo sondern auf das Wie kommt es an.