04 Mai, 2010
Wilde Weiber
Habe ich schon gesagt, dass die Wilden Schwäne aus Weimar Kunst und Mode gekonnt verbinden? Gestern nacht habe ich ihren Wettbewerbsbeitrag für den German Fashion Film Award erstmals gesehen. Und hatte angesichts der herumschwirrenden, knutschenden Prinzessinnen in diesem Zweieinhalbminüter sofort gute Laune.
Heute morgen war ich beim zweiten Angucken ernüchtert. Die zweigeteilte Geschichte, die zuerst drinnen und dann draußen im Wald spielt, erschloss sich mir nicht. Würde nicht auch die Jury nach Erklärungen suchen? Fragen, was das Label über sich und seine Philosophie sagen will? Denn die Kleidung an sich ist kaum zu sehen, um die pure Oberfläche und den äußeren Habitus konnte es also nicht gehen.
Da mein Checkerblick nicht ausreicht, habe ich Anne Gorke, einen der Schwäne, in Weimar angerufen und beim Wasseraufsetzen gestört. Gleich vorneweg: Erzählt die Gedanke hinter dem Film oder schreibt sie auf, liebe Schwäne! Sie sind schön und ihr steht ja in der Tradition des großen Märchenerzählers Andersen.
Der Film zeigt die Zweiteilung, die auch das Duo Anne und Antje oft in ihrer Arbeit spürt. Bei zwei derart verschiedenen Frauen bleibe das nicht aus. Die Dualität gehört chronisch zu ihrem Label, denn auch die Philosophie des Labels ist doppelt geprägt: von Design und Ökologie.
So startet der Film mit Jungs und Mädchen, die Kleidung anziehen und sich mit der Mode selbst inszenieren – fast wie auf einer Modenschau. Nur spielerischer geht es zu. Mit dem Fallen der weißen Wand wird der Blick auf das Thema Naturnähe gelenkt. Statt Mädchen, die Blütenkränze auf einer Wiese flechten ist aber Wald und Wildnis zu sehen. Bedrohlich, dunkel, aber immer noch etwas, in das man sich zurückziehen kann. „Wir respektieren die Natur“, sagt Anne, aber sie verklärten sie nicht. Grüne-Wiese-Land, das seien sie einfach nicht.
Tja, ich bin offenbar der Typ, der immer alles ganz genau braucht. Und noch eine Grafik obendrauf. Nein, im Ernst. Mir gefällt der Spot jetzt doppelt gut.
Hört auch auf die Musik im Hintergrund. Musiknachwuchs und Filmnachwuchs und Modenachwuchs – alle arbeiten bei diesem Film zusammen. Das müsste die Jury eigentlich überzeugen. Apropos: Es gibt 115 Bewerber, aber nur einen grünen Beitrag.
Oder steckt noch jemand im Dickicht?
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label