18 Mai, 2015

Fair laufen: Grüne Sportkleidung von Kossmann

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Eco Fashion ist im Mainstream angekommen: Labels wie Armedangels oder Peopletree hängen längst in konventionellen Läden. Was aber fehlt, ist funktionale Sportmode. Von Labels, die Yogamode vertreiben, mal abgesehen, gibt es leider noch immer keine echte grüne Sportmode. Der Laufmodenhersteller Andre Kossmann versucht, das zu ändern. Im Interview verrät er, was seine (übrigens vegane) Kleidung von anderen unterscheidet und warum es für die kleinen Hersteller eine Herausforderung ist, nachhaltig zu produzieren.

Wie kamen Sie dazu, Laufbekleidung herzustellen? Laufen Sie auch selbst?

Kossmann: Ich bin in der glücklichen Lage, Hobby und Beruf verbinden zu können. Ich habe früher Laufen als Leistungssport betrieben, bin alles von 5000 Meter bis Marathon gelaufen und auch relativ schnell. Schließlich steht meine Marathonbestzeit auch im Kragen jeder meiner Produkte. Nach dem Studium habe ich zusammen mit einem Freund einen Laufladen in Stuttgart gegründet, später dann den Vertrieb für eine kalifornische Lauftextilmarke übernommen, dann als Mitgründer bei RONO gelandet und danach als Geschäftsführer zur Laufschuhmarke Saucony gewechselt. Vor fünf Jahren hatte ich keine Lust mehr auf „Billig produzieren – teuer verkaufen“ und dachte, das muss auch anders gehen. So bin ich zur eigenen Firma gekommen und entwickle und produziere heute Lauftextilien in Deutschland, immer auf der Suche nach noch besseren Stoffen und einer top Verarbeitung.

Was ist das Besondere an Ihren Stoffen und Materialien?

Kossmann: Alle Stoffe, Materialien und Zutaten – wie z.B. die Reißverschlüsse – kommen aus Deutschland, Italien und Österreich. Das garantiert erstklassige Qualität und bietet kurze Lieferwege, etwa im Vergleich zu einer Produktion in Asien. Alle Artikel werden in Deutschland, im Großraum Chemnitz, hergestellt.

Außerdem können die Stoffe natürlich auch was: Die Winterstoffe funktionieren wie ein Löschblatt und halten so den Körper trocken; die Sommerstoffe hingegen sind weich und fließend und bieten einen hohen Lichtschutzfaktor.

Wie kamen Sie darauf, die Sachen fair zu produzieren, was ist Ihr Anreiz?

Kossmann: Billigproduktionen in Asien habe ich genug gesehen. Ich wollte es eben anders und besser machen.

Wie ökologisch sind die Materialien, die Sie verwenden? Sind diese mit Siegeln ausgezeichnet?

Kossmann: Viele Siegel gelten für natürliche Stoffe wie z.B. Baumwolle. Unsere Funktionsstoffe sind aber alle aus Kunstfasern. Da gelten Zertifikate wie ÖKOTEX 100 (Textiles Vertrauen). Alle Stoffe und Materialien sind danach zertifiziert. Ein anderes Problem ist, das Zertifizierungen oft sehr teuer sind. Davon leben die Testinstitute. Ein kleines Unternehmen wie wir kann das nicht bezahlen. Alternativ gehen wir dafür mit Produktinfos sehr offen um. Wir verraten, wo wir nähen und welche Hersteller wir verwenden. Zum Besuch in der Produktion haben wir auch schon etliche Menschen mitgenommen, um zu zeigen, wie eine Textilproduktion in Deutschland aussieht.

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Warum, glauben Sie, gibt es im Bereich der Sportkleidung so wenig nachhaltige Kleidung?

Kossmann: Es gibt sicher zwei Gründe: Für die Industrieseite gilt, das man mit einer Produktion in Deutschland oder Westeuropa nicht viel Geld verdienen kann, weil Näharbeit und Stoffe hier sehr teuer sind. Unsere Produkte sind nur deshalb „nur“ 10-20 Prozent teurer als andere Markenhersteller, die in Asien nähen lassen, weil wir mit wenig „Overhead“ und weniger Marge arbeiten.

Für die Käufer, also die Endverbraucherseite gilt: Bei Umfragen sagen regelmässig 60 Prozent der Menschen, das sie nachhaltige Produkte kaufen würden. Tatsächlich tun dies aber maximal 5-6 Prozent. Auch wir bekommen häufig zu hören: „Deine Produkte sind toll, aber mir zu teuer“. Damit wird der Markt für uns „Exoten“ doch sehr klein und dies erklärt, warum es so wenig Anbieter gibt.

Haben Sie einen weitergehenden nachhaltigen Ansatz? Benutzen Sie Ökostrom oder verwenden Sie recycelte Verpackungen?

Kossmann: Wir verfolgen dies nicht explizit, aber wir setzen unseren Menschenverstand ein. Unser Büro arbeitet mit Ökostrom, wir versenden Lieferschein und Rechnungen mit der Ware, um zusätzliche Fracht und Papier zu sparen. Wenn wir Recyclinggarne bekommen können, setzen wir sie ein. Und selbstverständlichen reparieren wir Textilien für unsere Händler und Endkunden, bevor sie einfach umgetauscht und weggeworfen werfen. Bei Asienproduktionen ist dies unrentabel, denn ein Jacke Made in China ist zum Beispiel viel billiger als die Reparatur eines Reißverschlusses in Deutschland.

Ihr Design ist weit weg vom Klischee „Rosa und pink für Frauen, Neon und schwarz für Männer“. Ist das Zufall oder gewollt?

Kossmann: Danke! Neon mag ich nicht und Pink hatte ich schon. Im Ernst, die Farbauswahl, die zweimal im Jahr ansteht, ist der schwierigste Teil der Kollektionsentwicklung. Bis die Farben feststehen, brauche ich immer  Wochen. Da fließt dann ein, welche Farben wir schon hatten, welche Farben die Mitbewerber haben, welche Farben es im Outdoor/Bikebereich gab und gibt – aber auch welche Farben gerade in der Mode oder im Fitnessbereich zu sehen sind.

Die grundsätzliche Ausrichtung unserer Farbgestaltung lautet: Frauenfarben etwas femininer, Männer dagegen klar und sportlich. Und am Ende müssen mir die Farben natürlich selbst auch gut gefallen. Was ich selbst nie anziehen würde, nehme ich auch nicht in die Kollektion auf. Das gilt für Farben wie für Produkte gleichermaßen.

     
 Sara Westerhaus   Sara Westerhaus ist Onlineredakteurin und freie Autorin für verschiedene Magazine und Blogs. Schon seit 2007 bloggt sie zudem in ihrem eigenen Blog In Bewegung über Nachhaltigkeit, Vegetarismus und Laufsport.

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Veröffentlicht in: Label|Tipps

5 Kommentare auf "Fair laufen: Grüne Sportkleidung von Kossmann"

1 | Ingrid

Mai 21st, 2015 at 20:59

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Also von der Firma Engel gibts auch ökologisch und fair produzierte Sportfunktionskleidung mit kbT-Wolle. Ist aber halt nicht vegan..

https://www.engel-sports.com/de/index.html

2 | Heidi Schmitt

Mai 26th, 2015 at 19:55

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Hallo Ingrid, kann man eigentlich weniger über seine Produkte verraten als Engel Sports auf seiner Homepage? Ich war sofort neugierig, aber das kann ja wohl nicht wahr sein. Da steht absolut nichts. Transparenz sieht ein bisschen anders aus. Und wie eine Lauftight aus Wolle und Seide funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Laufbekleidung muss unzählige Wäschen aushalten, weil sie immer wieder komplett durchgeschwitzt wird. Ein Wolle-Seide-Gemisch ist dafür bestimmt nicht geeignet.
Das Konzept von Kossmann finde ich prima und die Produkte halten auch wirklich was aus. Statt vier Jacken vom Discounter eine aus deutscher Produktion – so wird’s was mit der Fairness und der Nachhaltigkeit.

3 | Tina

Mai 27th, 2015 at 17:14

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Ich habe mir gerade die Kollektion einmal angesehen und ich muss sagen, ich fand sie nicht schlecht.

Gruß
immer schön weiter Kosten senken Klima schützen

4 | Danih

Juni 10th, 2015 at 11:19

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Wow und wow. Endlich mal faire Sportkleidung und dann auch noch neue Farben. Das ständige Pink für uns Mädels ging mir bei diversen Herstellern schon auf den Geist. Wir sind doch nicht alle Barbie. 😉
Lg aus Matrei

5 | Sabrina

Juni 21st, 2015 at 20:49

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Super Beitrag wie immer halt. Und danke das ihr euch da so eine Mühe gemacht habt.