26 Jan, 2010

Alle Zutaten zusammen

Nachdem die Empörungsblase über die „falsche“ Biobaumwolle nun vorbei ist und demnächst das komplexe und ultranüchterne Thema DNA-Analytik die grüne Mode beherrscht, ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Die diesjährige TheKey.to war ein Quantensprung im Vergleich zum vergangenen Jahr, selbst wenn es sich um die „Bundesjugendspiele parallel zur Olympiade“ handelte, wie Aki Tuncer von Knowledge Cotton Apparel so charmant formulierte. Klar ist, wer dann als Erster durchs Ziel geht, aber die junge Messe liegt gut im Training oder hat eben wie ein guter Koch erstmal alle Zutaten zusammen.

Der Standpunkt der Macher ist geblieben, aber der Standort hat gewechselt und die Heeresbäckerei in Kreuzberg ist als deutlicher Pluspunkt zu verbuchen. Mir haben besonders die kreisrunden Neonlampen über den Ständen der Aussteller gefallen, die wie kleine Heiligenscheine leuchteten. Zwar beklagten einige junge Modemacher erneut, dass zu wenig Einkäufer den Weg zu ihnen gefunden haben, andere freuten sich aber über kräftige Aufträge. „Wir haben zu 50 Prozent neue Läden, die sich für uns interessieren“, sagte Felicia Moss von Slowmo.

Im Prinzip gilt leider, dass es zu wenig grüne Concept Stores in Deutschland gibt, die dem Nachwuchs das Überleben sichern. Das wird sich auch mit einem Mehr an Werbung für Thekey.to nicht so einfach richten lassen. Schön wäre, wenn auch so prominente und professionelle Marken wie Veja oder Kuyichi den Weg von der Bread&Butter und der Premium zur Key.to fänden – wenigstens mit einem Brückenkopf. SOS an Tony Tonnaer von Kuyichi: Where are you, denim freak?

Das größte Potential haben sicherlich die Modemacher, die mit Farben, Drucken und Stoffen und Schnitten experimentieren. Dazu gehören als avantgardistische Speerspitze die Wilden Schwäne aus Weimar, aber auch die solideren, zeitlosen Designs von Raffauf Rainwear, Caro E., Portocolonia&Co.

Spannend wird sein, welche jungen Modemacher sich beim Fashion-Award von Hess Natur bewerben, der im Februar startet und im Herbst im Ozeanum in Stralsund verliehen wird. Die siegreiche Kollektion wird von Hess Natur produziert und auch in ihren Läden und im Katalog präsentiert werden – persönlich hoffe ich auf mutige Entwürfe für Männer, die für mehr als den Alltag taugen. „Man muss sich nicht dreimal am Tag umziehen“, sagte Hess-Natur-Chef Wolf Lüdge zwar richtig bei der Präsentation des Preises im Umspannwerk in Kreuzberg, aber gelegentlich wünsche ich den Männern mehr Lust am Kleiderwechsel. Abgesehen davon, dass ich eine Denim-Überdosis hatte nach der Bread&Butter.

P.S. Ein herzlicher Dank und der grüne Orden am Bande, den ich ja gelegentlich verleihe, geht an Frans und Gereon – Gründer und Macher der Key!

Hier ein gelungener Artikel der Kollegin Jana Kern in den CSR-News.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

Hier finden Sie alle Artikel von .

Veröffentlicht in: News

9 Kommentare auf "Alle Zutaten zusammen"

1 | Fr.Jona&son

Januar 27th, 2010 at 15:17

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Einen Nachbericht gibt es auch von mir auf der Modeplattform http://www.austrianfashion.net

„Im Berliner Ökohimmel“ heißt er.

2 | Kirsten

Januar 27th, 2010 at 20:32

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@Fr.Jona@son: Toller Bericht und wie gut du fotografieren kannst!!! Mein Neid ist dir gewiss. Macht die Biobaumwoll-Story in Österreich auch eine Welle?

3 | Fr.Jona&son

Januar 28th, 2010 at 09:20

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Hehe, ja, ich fotografiere gerne und schon seit einiger Zeit.

Zur Biobaumwollstory: die wurde H&M umgehängt.

Da ich keinen Fernseher habe, habe ich die Medien nicht 100%ig unter Kontrolle.

4 | Fr.Jona&son

Januar 28th, 2010 at 09:38

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Ach ja, das mit den Bundesjugendspielen kann ich nur bestätigen.

Es liegt noch viel Arbeit vor den Messemachern, aber die Richtung stimmt in jedem Fall.
Ich denke, die Menschen haben sich dort sehr wohl gefühlt und Kontakte geknüpft. Business rückte eher in den Hintergrund.

5 | Sebastian

Januar 28th, 2010 at 10:16

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Danke für die schönen Artikel, Kirsten und Sonja. Ersetzt zwar nicht den Besuch vor Ort – gibt aber dennoch einen guten Ein- und Überblick. Freue mich schon auf No. 3 im Sommer, dann auch mit Präsenz vor Ort…

6 | alsterwasser

Januar 28th, 2010 at 19:56

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Ich war etwas enttäuscht. Kaum Männerklamotten. Und vieles sah dann doch wieder aus wie der Klisheeruf von Ökomode (Ballons) und weniger nur nach Mode die ökologisch und fair produziert ist.
Insgesamt trotzdem ein Erlebnis gewesen :)
Und es ist einfach dumm gewesen, dass man nur als ‚Pro‘ zu den Workshops zugelassen wird. Die interessanten Themen wurden natürlich mal wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen.
Mag ja sein, dass man nicht soviel know-how hat. Aber Transparenz und Wissen würden die Akzeptanz fördern.

7 | Fr.Jona&son

Januar 29th, 2010 at 08:10

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liebes alsterwasser, ich gebe dir recht- die herren kommen immer schlecht weg. keine klamotten, maximal ein paar shirts und jeans.
das mag daran liegen, daß viele männer modeverweigerer sind, oder daß es mehr spaß macht, für frauen zu designen, oder weil es….ich weiß auch nicht.

und bei den fachforen hast du nichts versäumt. fast alle foren, die ich besucht habe, haben mich enttäuscht.
es wurde über begriffe und themen geredet, die den anwesenden eh klar waren. bis auf den „fasern für die zukunft“ vortrag war nichts dabei, wo ich nachher gescheiter gewesen wäre. leider.

8 | Makus

Januar 29th, 2010 at 13:15

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Männer an sich sind halt auch einfacher zufrieden zu stellen…mir reicht ne Jeans, Shirt und ein Hoodie…dann bin ich glücklich :) Und bei meinen Kumpels siehts genau so aus…

lg
markus

9 | Olivia

November 1st, 2013 at 16:35

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Grüne Mode und Ernährung prägen unser Jahrhundert und ich bin schon sehr lang dabei. Wenn viele schon das Umdenken im Bereich der Nahrungsmittel und Getränke nachvollziehen, ist dieser Prozess im Bereich der Mode noch nicht beim Kunden angekommen. Doch sind es die Art der Herstellung, die Produzenten wie auch die Konditionen zu denen ein Produkt meist quer durch die Welt transportiert wird, eine der wichtigsten Kriterien, die es zu beachten gilt.