20 Feb, 2015

Innatex 36

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Foto: Christian Grewe / INNATEX

Mehr als 280 Labels präsentierten sich auf der 36. Innatex in Hofheim-Wallau. Zuwachs erhält die Messe vor allem durch progressive junge grüne Marken und das so zahlreich, dass der Laufsteg aus der für junges Design reservierten Halle 2 ins Obergeschoss der Halle 1 verlegt wurde.

Gleich mit 6 starken Labels präsentierten sich niederländische Designer auf einer „Eco Dutch Design“-Sonderfläche in Halle 2. Mit dabei Elementum mit ihrem Konzept transformativer Schnitte, OAT mit teilweise kompostierbaren Sneakern und das Leasing-Jeans-Label Mud.

Sehr gut gefallen hat mir die neue Kollektion von Studio JUX. Geradlinige Schnitte, viel oversize und toller, voluminöser Strukturstrick. Zudem zumindest für mich zum ersten Mal in einer Fashion Kollektion das bambusbasierte Lyocell Monocel. Leider jedoch mit der Teil-Bio-Polyester-Faser Sorona von DuPont kombiniert, die eher nicht als grüne Faser gelten kann.

Tolle Haptiken und cleane, fast schon futuristische Schnitte auch bei Elsien Gringhuis. Die Kollektionen werden komplett in der Heimat der Designerin, den Niederlanden produziert. Die meisten Stoffe bestehen aus fein gewobenem Wollgarn. Besonders fasziniert hat mich ein Sweatmaterial mit neoprenartigem Griff. Ich hatte auf eine neue grüne Materialart gehofft, es ist jedoch „nur“ ein Viskose-Polyamide-Mix. Sicherlich aber sehr viel umweltfreundlicher als das richtige Neopren, das gerade von konventionellen Brands wieder vermehrt für Mode verwendet wird.

Während Miss Green in der Kollektion für den kommenden Sommer noch viel mit Bambus-Viskose gearbeitet hatte, hat Designerin Maaike Groen nun alles auf das nachhaltigere Tencel umgestellt. Wunderbar fließende Stoffe und auch schön strukturierte weiche Baumwoll-Sweats. Besonders gefallen hat mit ein Faltentop sowie ein oversiziger Grobstrickcardigan mit wechselnden Strickmustern aus recycelter Wolle.

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Jede Menge vegane Neuheiten gibt es bei John W. Shoes. Designer Detmar hat endlich Kunstleder aus Recycling-PET gefunden, die auch seine modischen und qualitativen Anforderungen erfüllen. In der Konsequenz gibt es im Winter 2015 nun alle Jonnys Klassiker wie Schnürbboot, Chelsea-Boot und auch die feineren Stiefeletten mit höherem Absatz in veganer Version. Dazu kommen bunt gemusterte High-TopSneaker und eine Mid- und Low-Top-Sneakerserie auf Recycling-PET-Nubuk.

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Ebenfalls in Halle 2 präsentierte Linda Mohrmann die Labels ihrer Agentur. Linda vertritt unter anderem die britischen FairTrade-Fashion Pioniere von People Tree, wie immer mit vielen tollen Kleidern und auch einem ausgebauten Strickangebot. Edelste feine Merino- und Alpaca-Strickwaren made in Germany bietet das Label Ansoho. Zu den absoluten Highlights der Innatex (und auch schon der Ethical Fashion Show in Berlin) gehören für mich jedoch die neuen Winterjacken von LangerChen. Aussen PFC-frei imprägnierter feiner Bio-Baumwoll-Webstoff, innen superleichtes, wärmendes Recycling-Polyester-Futter, dazwischen eine PFC-freie Membran. Technisch perfekt und das Ganze in cleanen kurzen und langen Passformen für Sie und ihn in vielen Farben. Vegan sind die Jacken ebenfalls. Toll!

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Unter den als Design Discoveries ausgezeichneten Erstaussteller haben mir Linda Mai Phung und Here Today Here Tomorrow besonders gut gefallen. Linda Mai Phung kommt aus Vietnam und übersetzt traditionelle asiatische Elemente in eine sehr urbane Fashion-Kollektion. Besonders spannend ist das in der gezeigten Kollektion bei einer Serie mit Röcken, Sweatern und Rucksäcken, bei denen traditionelle gewebte Stoffe auf moderne klare Schnitte treffen. Im Foto unten auch nocht mit goldenen Lederdetails.

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Foto: Christian Grewe / INNATEX

Here Today Here Tomorrow kommen aus London und betreiben dort auch einen grünen Concept Store, der Londonbesucher_innen hiermit wärmstens empfohlen sei. In der eigenen Kollektion dreht sich alles um Strick in mal blockigeren und mal verspielteren Mustern und starken Farben. Die bunten Handschuhe und passenden Schals und Mützen sind auf jeden Fall echte Hingucker. Dazu gibt es Röcke, Polunder und Cardigans. Alles handgestrickt in einem FairTrade Projekt in Nepal.

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Foto: Christian Grewe / INNATEX

Eine spannende Podiumsdiskussion gab es ebenfalls an meinem Besuchstag. Zum Thema „Naturtextil, Regenerat, Vegan – Welche Fasern sind am nachhaltigsten?“ diskutierten Norbert Henzel (Diplom Chemiker, Institut für Materielle Kultur der Uni Oldenburg), Heiko Wunder ( Produkt-Chef wunderwerk), Elena Geuking (Global Sustainable Management GmbH) und
Friederike von Wedel-Parlow (Sustainability in Fashion, Esmod Berlin). Für alle, die nicht vor Ort waren, gibt es die komplette Runde auch als Video-Stream.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

2 Kommentare auf "Innatex 36"

1 | Meike Lorenzen

Februar 22nd, 2015 at 15:53

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Wann kommt die grüne Mode denn auch mal nach Hamburg? VG

2 | Lars Wittenbrink

Februar 23rd, 2015 at 01:39

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@Maike: Die Innatex und auch die Messen im Rahmen der FashionWeek in Berlin sind reine Fachmessen, die nur für Händler_innen und Journalisten geöffnet sind. Wenn es dir um Orte geht, an denen du Grüne Mode anschauen und kaufen kannst, findest du hier eine Reihe spezialisierter Läden in Hamburg und anderswo:
https://www.kirstenbrodde.de/?page_id=428

Zudem gibt es auch Verbrauchermessen für nachhaltigen Konsum, wie etwa den Heldenmarkt, bei denen immer auch grüne Modelabels vertreten sind.