12 Jan, 2010
Pastellig lief nicht
In diesen Zeiten bevorzuge ich Kleidung, die ich länger als drei Monate tragen kann. Ich möchte Sachen, die zum Wegbegleiter werden und Bollwerke sind gegen kurzlebige Trends. Vermisst habe ich deshalb klassische Hemdblusen in Schwarz und Weiß, wie das Hamburger Label Toodot sie jetzt neben Polos, Pullis und Shirts macht. Toodot ist neben Fairliebt das zweite Modelabel, für das Mathias Ahrberg und Wiebke Hövelmeyer verantwortlich zeichnen – ergänzt wird das Team von Simon Strotmann.
Ein wirklicher Neustart ist der Name. Während „Fairliebt“ schon die Mission enthielt, setzt „Toodot“ auf mehr Kühle – dezidiert auch auf mehr Business. Generell hat man den Eindruck, das die jugendliche Truppe mit Toodot ein Stück weit erwachsener geworden ist, was Signalwirkung für die ganze Branche haben sollte. „Ich trage noch Shirts, ich mache noch Shirts, aber ich gucke auch, was sich verkauft“, kommentierte Mathias den Wandel.
Überraschend kommt das nicht. Denn Fairliebt musste vergangenen Sommer mit der schlecht verkauften Tropen-Kollektion bitteres Lehrgeld bezahlen. Und da die Töpfe dieser Startups nicht so prall gefüllt sind wie die Taschen der Banker, kann so ein Minus schnell fatal sein. Inzwischen verkauft sich die im Preis deutlich reduzierte Kollektion aus gelben Ballonröcken und pastelligen Kleidchen nun besser. Offenbar sahen die Kundinnen der einfach anmutenden Kollektion ihren Wert nicht an. Und Prinzipien reichen eben nicht aus, um Mode zu verkaufen. An den Models oder dem Internet-Auftritt lag es nicht, auch Händler und Läden gab es. Aber Design und Verarbeitung lösten eben alles andere als ein Erdbeben aus. Lektion gelernt, sagt Mathias klar und offen. Eine zweite Kollektion wie diese werde es nicht geben. Fairliebt besteht natürlich weiter – wenn auch geschrumpft auf weniger Modelle, die aber allesamt das Zeug zum Topseller haben.
Die Premiere des Schwester-Labels Toodot im Hamburger Schanzenviertel kam gut an. Die reduzierte Ästhetik der Kollektion, die Zug um Zug um mehr Farben erweitert werden soll, fand schnell ein paar Liebhaber. Das Kunststück Unisex-Modelle anzubieten, ist nicht 100prozentig gelungen. Die Hemden sind für Damen eigentlich einen Tick zu lang, die Knöpfe sehr weit auseinander, so dass die Hemden bei ein bisschen mehr Busen vorne zu sehr aufspringen. Im Damenschnitt ist deshalb noch Spiel.
Das schwarze Hemd trage ich dann in Berlin auf allen Catwalks spazieren. Das hat sicher Signalwirkung und Mathias, Wiebke und Simon sagen dann dereinst zu mIr: „You made us rich“. Das wär doch was. Und jetzt lasse ich meine Träumereien durch den strengen Winter da draußen mal wieder ein bisschen abkühlen.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |