17 Dez, 2009

Schälchen, nicht Hütchen

„Ja, es ist ein Schälchen“, antwortete mir Designerin Antje Julius aus Köln, der ich per Post ausgediente Kleider und Stoffreste geschickt hatte, um sie in etwas Neues verwandeln zu lassen. Ach herrje und ich dachte zunächst, es sei ein Hütchen. Aber tatsächlich ähnelt das Kunstwerk einem Schiffchen. Die Nutzung ist meiner Tochter vorbehalten, die ihre zu kurz gewordenen Jeans gespendet und den Beinkleidern so zu einer formschönen Renaissance verholfen hat.

http://zeigthereurekleider.files.wordpress.com/2009/11/schale2.jpg?w=360&h=241

Mit starken Farben glänzen die Tasche und vor allem die Kleideretiketten, die die Re-Designerin entworfen hat. Auf eines der überdimensionalen Hängerchen hat sie den Namen ihres Projektes genäht: „Zeigt her eure Kleider!“.

Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, alten Stoffen neues Leben einzuhauchen. Bevor Altes ausrangiert wird, kann man es an Antje Julius schicken, die daraus in wenigen Tagen etwas Neues fertigt. Dabei entscheidet sie selbst, was aus dem Eingeschickten wird. Die Ergebnisse präsentiert sie auf ihrer Webseite. Da sie erst frisch am Start ist, lässt sich bisher erst Weniges bewundern – etwa die Satinsäckchen aus einem Rock oder die Schürze aus einer Tischdecke. Jüngstes Highlight sind aber zweifellos die Hamburger Teile, die das Zeug zum Lieblingsstück haben und damit ein langes Leben bei mir daheim. Die Geschichte der Jeans und der glitzernden Stoffreste, die ich dazu schrieb, lest ihr auf ihrer Seite.

Beigelegt hatte ich ihr nur das Rückporto für das Paket. Obendrein wünscht sie sich eine Spende für ihr Projekt. Jeder darf allerdings selber entscheiden, was ihm das Re-Design wert ist. Gerade denjenigen, denen die Zeit fehlt oder die Begabung, zeigt das Projekt einen Weg, wie sich liebevoll mit Altkleidern umgehen lässt. Irgendwann erobern Antjes Werke sicher einen Platz im Design-Museum, das Projekt bewegt sich eh an der Schnittstelle zur Kunst und ist nicht geeignet, um ganze Schränke auszumisten. Dazu dient dann eher eine Tauschparty oder eine Sammelstelle von Fairwertung.

Womöglich ermuntert euch meine Probe aufs Exempel, ebenfalls etwas beizusteuern? Schön wären Vorher-Nachher-Fotos auf Antjes Seite. Das prüft die Kölnerin jetzt als Idee.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

3 Kommentare auf "Schälchen, nicht Hütchen"

1 | Fr.Jona&son

Dezember 17th, 2009 at 20:18

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Naja, das Design haut mich nicht vom Hocker.
Da gibt es Cooleres, Hochwertigeres zum Thema Recycling.

Ansonsten aber eine schöne Idee, die vielleicht die Menschen nicht zur zum Einschicken anregt sondern auch zum Selber-Recyceln!

2 | Emma

Dezember 18th, 2009 at 19:09

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Ab und zu hab ich auch schon mit der Nähmaschine selbst recycelt. Aber keinesfalls Sachen, die nur zu klein geworden sind, denn die können andere noch anziehen! Nur bei unheilbaren Flecken, Löchern, Rissen etc. wird zerschnitten… Generell aber eine super Anregung!

3 | Sebastian

Januar 15th, 2010 at 11:59

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War schon gespannt auf das was Du zurück bekommst. Danke für die Auflösung. Ich werde ihr demnächst auch mal was schicken…