17 Dez, 2009
Schälchen, nicht Hütchen
„Ja, es ist ein Schälchen“, antwortete mir Designerin Antje Julius aus Köln, der ich per Post ausgediente Kleider und Stoffreste geschickt hatte, um sie in etwas Neues verwandeln zu lassen. Ach herrje und ich dachte zunächst, es sei ein Hütchen. Aber tatsächlich ähnelt das Kunstwerk einem Schiffchen. Die Nutzung ist meiner Tochter vorbehalten, die ihre zu kurz gewordenen Jeans gespendet und den Beinkleidern so zu einer formschönen Renaissance verholfen hat.
Mit starken Farben glänzen die Tasche und vor allem die Kleideretiketten, die die Re-Designerin entworfen hat. Auf eines der überdimensionalen Hängerchen hat sie den Namen ihres Projektes genäht: „Zeigt her eure Kleider!“.
Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, alten Stoffen neues Leben einzuhauchen. Bevor Altes ausrangiert wird, kann man es an Antje Julius schicken, die daraus in wenigen Tagen etwas Neues fertigt. Dabei entscheidet sie selbst, was aus dem Eingeschickten wird. Die Ergebnisse präsentiert sie auf ihrer Webseite. Da sie erst frisch am Start ist, lässt sich bisher erst Weniges bewundern – etwa die Satinsäckchen aus einem Rock oder die Schürze aus einer Tischdecke. Jüngstes Highlight sind aber zweifellos die Hamburger Teile, die das Zeug zum Lieblingsstück haben und damit ein langes Leben bei mir daheim. Die Geschichte der Jeans und der glitzernden Stoffreste, die ich dazu schrieb, lest ihr auf ihrer Seite.
Beigelegt hatte ich ihr nur das Rückporto für das Paket. Obendrein wünscht sie sich eine Spende für ihr Projekt. Jeder darf allerdings selber entscheiden, was ihm das Re-Design wert ist. Gerade denjenigen, denen die Zeit fehlt oder die Begabung, zeigt das Projekt einen Weg, wie sich liebevoll mit Altkleidern umgehen lässt. Irgendwann erobern Antjes Werke sicher einen Platz im Design-Museum, das Projekt bewegt sich eh an der Schnittstelle zur Kunst und ist nicht geeignet, um ganze Schränke auszumisten. Dazu dient dann eher eine Tauschparty oder eine Sammelstelle von Fairwertung.
Womöglich ermuntert euch meine Probe aufs Exempel, ebenfalls etwas beizusteuern? Schön wären Vorher-Nachher-Fotos auf Antjes Seite. Das prüft die Kölnerin jetzt als Idee.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: News