10 Dez, 2009
Wie läuft sich´s…..
auf Snipes? Das wollte ich wissen und teste deshalb seit zwei Tagen den neuen Ökoschuh Ripple. Eines vorneweg: Bei allem, was ich diesen Schuhen vorwerfen kann, bin ich froh, dass sie das maue Angebot von Ökotretern bereichern. Die Schuhe lösen ein Wechselbad der Gefühle aus. Euphorie wechselt ab mit Frust. Applaus mit Schmährufen. Unterm Strich sind die Newcomer made in Valencia gut gemacht.
Erstens Design: Die Ripples, die eher an Wanderschuhe erinnern, taugen nicht zu jedem Outfit. Sie treffen sich zum Frühstück mit dem Vertreter einer Entwicklungshilfeorganisation in Jeans und Strick? Und möchten, wenn es langweilig ist, schnellen Fußes wegrennen? Ripple ist gut. Sie starten die Weltrevolution und der Gipfelsturm samt Maximalforderungen braucht eine Mindestabsatzhöhe? Dann ist der Unisex-Ripple, der von Frauen wie Männern getragen werden soll, für meinen Geschmack zu flach und zu wenig wild.
Um ehrlich zu sein ist das puristische Bauhaus-Design bei meiner Tochter und meinen Freundinnen glatt durchgefallen. Manche Frauen haben aber auch nicht alle Pumps im Schrank. Anders als sie will ich aber nicht auf irren Stöckelschuhen leiden, wohl aber etwas mehr Chichi als der zackige Ripple bietet. Dafür hat er durch die kleinen Zähne auf der Unterseite im buchstäblichen Sinne Biss. Was sagt der Schuh? Ich beiße! Gut. Dann ist die Welt noch nicht verloren. Die Zackensohle erinnert den Hersteller eher an die wilden Wellen vor der Mittelmeerküste Spaniens, wo die Schuhreihe seit langem produziert wird. Klingt weicher, hat zweifellos auch Charme. Ausgetretene Pfade verlässt der Schuh allemal und schließlich umfasst die Snipe-Familie vierzig verschiedene Styles.
Nun zur Ökologie: 1982 entwickelte Ernesto Segarra die Marke Snipe und kennzeichnete in den 90ern mit dem Zusatz „nature“ die ökologische Machart der Linie. Inzwischen läuft Snipe gemeinsam mit Gabor Footwear, einem Großen der Schuhbranche, die erkannt haben, dass ihre Schuhe auch ökologische und ethische Substanz brauchen, um im krisengeschüttelten Markt standfest zu bleiben. Im Klartext: Gabor hat die Markenrechte an Snipe gekauft. Und sucht nun Läden und Händler, die die hochpreisigen Schuhe anbieten – dabei ist ihnen Goliath Görtz so recht wie der Ecofashion-Store Glore.
Der Ripple ist aus pflegeleichtem Glattleder und wird in Portugal chromfrei gegerbt. Vegetarier wird das nicht zufriedenstellen, mich schon. Die Schnürsenkel sind aus Baumwolle, die Senkelspitzen aus recyceltem PET. Die Einlegesohlen sind recyclingfähig, die Schuhe bei 30 Grad Celsius waschbar (?). Soll heißen, der Schuh ist nicht rundherum perfekt, aber weit vorne. Dass die Schuhbox auch noch als Hamsterkäftig oder als Schatzkiste taugt, interessiert mich weniger. Für alle diese Öko-Pluspunkte hat Snipe optische Icons entwickelt, die direkt am Schuh sichtbar sind. Allerdings sind sie missverständlich. Das Zeichen, was ich als „Keine Handys“ gedeutet habe, soll wohl kein Handy, sondern ein – durchgestrichenes – Pflaster darstellen und die ergonomische Passform betonen. An der Verständlichkeit lässt sich noch arbeiten – die Idee, ein gezeichnetes Etikett zu haben, was den ökologischen Mehrwert der Schuhe betont, finde ich gut. Auf dem Foto lässt sich das im Miniaturformat noch bewundern.
Jan Brinkmann, der Markenmanager von Snipe, wird das ökologische Konzept des Schuhes auf der Biofach in Nürnberg vorstellen. Fragen nach den Produktionsstätten der Schuhe und ihrer sozialen Qualität sind ausdrücklich erwünscht!
P:S. Für kleine, grüne Modelabels, die über Vermarktung noch etwas lernen möchten, gibt es hier ein Workshop-Angebot. workshop-grune-vermarktung-4
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label