23 Nov, 2009

Mehr als ein T-Shirt

Matt’s T-Shirt Challenge from howies on Vimeo.

Vom Rebellensymbol zur Ich-Uniform: Der Bielefelder Kunstverein noch zeigt noch bis Ende Januar 2010 die Kulturgeschichte des T-Shirts. Ich nutze meine T-Shirts ja auch gelegentlich als Wandzeitung plus Aktion, um Konzernen auf die Pelle zu rücken. Das nennt sich dann  „außermodisches Anliegen“.

Mit dem Kauf eines fair gehandelten T-Shirts aus Biobaumwolle kann man vielleicht nicht die Welt retten, aber es ist sicher immer eine klare Entscheidung gegen das konventionell gemachte Pendant – das regelhaft in moderner Sklavenarbeit hergestellt und mit zweifelhaften Farben und Druckpasten malträtiert ist. Das wird bei aller Häme gegen die „naiven“ Konsum-Ökos gerne vergessen.

Mein Ökokonsum hält mich nicht ab, die Weltrevolution zu fordern, aber warten will ich nicht darauf, sondern bereits jetzt jeden Tag andere Entscheidungen treffen – auch beim Einkaufen. In der Zeitschrift Neon war zu lesen, Leute, die echt die Welt retten wollten, seien verschroben und nie modisch. Ich bin beides und lasse mir von Stil-Experten nicht das Gegenteil einreden.

P.S. Das charmante Video des britischen Ökolabels Howies (gehört inzwischen zu Timberland, haste ja recht Zündstoff-Sascha!) habe ich beim Bloggerkollektiv Korrekte Klamotten gesehen. Merci! Ich verabschiede mich für diese Woche nach Berlin zum Utopia-Kongress und zur Konsum-Wende.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

Hier finden Sie alle Artikel von .

Veröffentlicht in: Gesehen

1 Kommentar auf "Mehr als ein T-Shirt"

1 | Lars

November 23rd, 2009 at 18:31

Avatar

Zu Konsum-Ökos vs. Öko-Aktivisten:
Ich mache ja die Erfahrung, dass sich auch ehemals eher anti-modische Umweltaktivisten über unseren Laden freuen. Wegen ihres Wissens um die sozial-ökologischen Produktionsbedingungen hatten sie immer eine Aversion gegen Fashion-Hipster. Nun finden sie es toll auch mal stylishe Klamotten tragen zu können, ohne ihren Werthaltungen zuwieder handeln zu müssen. Und zugleich lassen sich auch vormals „unpolitische“ Konsum-Ökos durchaus für umwelt- und entwicklungspolitische Anliegen begeistern.

Zweigleisig fährt sichs einfach besser. Im Dezember fahre ich zum Klimagipfel nach Kopenhagen, aber da werde ich wohl auch ein bisschen verschrobener auflaufen. Nach den Ausnahmegesetzen der dänischen Regierung habe ich da einfach Angst um meine schicken öko-fairen Klamotten…

2 | Sascha

November 23rd, 2009 at 22:57

Avatar

Da kann ich Lars nur zustimmen.

Viele Leute, die bei uns in den Laden kommen, sind einfach junge oder junggebliebene politisch interessierte Menschen, die durchaus auch mal kritisch nachfragen. Die freuen sich einfach, dass es endlich auch „Ökomode“ gibt, die ihnen gefällt.
Vorurteile und Klischees a la Hardcore-Birkenstock-Öko oder reicher konsumgeiler Neogrüner treffen da nur äußerst selten zu.
Und im Freiburger Weltladen, zu dem ich recht regen Kontakt Pflege, gibt es mittlerweile auch Ethos und Ideo…

Viel Spaß übrigens in Kopenhagen!

3 | Kirsten

November 24th, 2009 at 11:08

Avatar

@Lars, Sascha: Mir macht diese Schwarz-Weiß-Malerei, man kann anders einkaufen ODER für politische Veränderungen streiten, momentan schwer zu schaffen. Die Zweigleisigkeit, die ich wie ihr vertrete, scheint nicht holzschnittartig genug, um anzukommen. Womöglich ist das Grund, warum Bücher wie „Ende der Märchenstunde“ heiß diskutiert werden, obwohl die Kernthese „Konsum-Ökos sind politikfern“ im Buch definitiv nicht belegt ist.

Was ich sehr gerne mit euch diskutieren würde, ist aber ein weiterer Punkt: Wie weit sind die Veränderung in der Textilproduktion politisch steuerbar und qua Verordnung erreichbar? Gibt es auch Bereiche, wo die Politik passen muss? Wo es doch auf individuelle Entscheidungen bzw. das gesellschaftliche Klima ankommt?

Meine Freundin Alexandras steuerte folgendes Beispiel bei: Pelze seien ja auch nicht verboten, trotzdem traut sich kaum noch jemand damit auf die Straße.

Was denkt ihr Strategen?