19 Nov, 2009
Homogenisiert
Genf ist eigentlich nicht bekannt für Haute-Couture. So viele schlecht angezogene Diplomaten habe ich eigentlich selten auf einen Haufen gesehen. Aber weil die Vereinten Nationen (UN) ja dort residieren und die das Jahr der Naturfasern feiern, darf eine Eco-Modenschau zum Abschluss im Januar 2010 offenbar nicht fehlen. Das berichtet das Onlineportal Ecofashionworld. So charmant ich die Idee finde, so merkwürdig ist die Auswahl der Modemacher. Neben Noir oder Fin Oslo finden sich auch Label, bei denen offenbar ein Bienenkasten auf dem Dach des Ateliers reicht, um zum Ökohelden zu avancieren.
Diese Gleichmacherei verwischt die Leistung derjenigen, die sich wahrlich mühen. Und schmeichelt der UN, die Partystimmung in Sachen Naturfasern verbreitet, ohne auf die bedeutsamen Unterschiede zwischen konventionellen und ökologischem Anbau hinzuweisen. Baumwolle und Bio-Baumwolle gemeinsam feiern? Hier wünscht man sich einen Durchbruch zur Klarheit.
So gesehen habe ich keine Probleme, die Ökomodenschau am Wochenende im Ozeaneum in Stralsund zu loben, wenn morgen das ZDF kommt. Geplant ist ein Bericht in der Nachrichtensendung Heute. Zu sehen sein werden auch Backstage-Bilder, wie sich die Ökolabel auf ihr Schaulaufen vorbereiten. Das hat durchaus Reiz, finde ich. Bringt ein bisschen Adrenalin in die Szenerie.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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