24 Jun, 2008
Zweigleisig fahren
Saubere Sachen – was heißt das eigentlich? Keine Kinderarbeit, faire Löhne, Gewerkschaftsfreiheit. Sicher. Aber auch eine umweltverträgliche Produktion, die dafür sorgt, dass unsere Kleidung auf dem Weg vom Acker bis in den Schrank nicht durch Bäder von Chemikalien gezogen wird.
Bei der Debatte, die wir im Moment führen, geht es aber vor allem um Arbeitsrechte. Vor allem, weil diejenigen, die seit Jahren dazu Kampagnen-Arbeit leisten, ihre Wurzeln in der Gewerkschaft haben oder beim Thema Menschenrechte. Und weil umgekehrt die Umweltschutzorganisationen das Thema Textilien und die Chemie, die darin steckt, sträflich ignoriert haben.
Dabei wäre es fatal, wenn wir nur eine Seite der Medaille betrachten. Kleidung ist erst wahrlich clean, wenn sie sauber u n d sozialverträglich hergestellt ist.
Deshalb habe ich immer wieder für e i n internationales Label plädiert, was leicht erkennbar auf der Kleidung prangt und dem Kunden Sicherheit gibt, der Textilhersteller berücksichtige beide Erfordernisse. Und gleichzeitig dem Fabrikanten die Möglichkeit gibt, seine Leistung auch auszuloben.
Christine aus Hannover hat mich dafür in ihrem Blog-Kommentar aufs Korn genommen. Sie geht davon aus, dass ein Label, was „alles inklusive“ hat, zu lange dauert und bittet mich pure Sozialsiegel wie von der Fair Wear Foundation nicht zu leichtfertig auf den „Müllhaufen der Geschichte“ zu werfen – zumal gerade dieses Label hochgesteckte Ziele hat. Stimmt.
Bei den Bio-Lebensmitteln jedoch habe ich gelernt, dass die Kunden erst massenhaft auf die Alternative umstiegen, als das sechseckige EU-Biosiegel kam und die besseren Lebensmittel adelte. Bis dahin hatte es allzu viele Label gegeben und die Kunden waren verwirrt.
Deshalb plädiere ich für ein weltweit gültiges Siegel mit einem leicht erkennbaren Motiv – vielleicht eben mit einem Kleidungsstück drauf, was weltweit als Kleidung erkannt wird. Zugegeben, das ist ambitioniert. Wir sollten vielleicht Verbraucherschutzminister Horst Seehofer auffordern, sich dafür einsetzen, natürlich gleich EU-weit.
Es kann doch nicht sein, dass sich alles immer nur um Lebensmittel dreht. Nach den Lebensmitteln ist Kleidung nämlich das, was uns im wahrsten Sinne des Wortes am nächsten liegt.
Bleibt anständig angezogen.
P.S. Die meisten finden die Idee mit der Versteigerung der Protest-Shirts gut. Gibt es noch bessere Vorschläge? Sonst starte ich jetzt die Vorbereitungen und melde mich rechtzeitig.
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Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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