17 Jun, 2014

Riotporn für Laser-Jeans

Wow, das ist mal ein Fashionfilm! Im Aktivist_innen-Szene-Sprech wird sowas auch „Riot-Porn“ (Ausschreitungsporno) genannt. Nackte Haut – wie hier in Film – ist übrigens kein Kriterium für diese Kategorie. Und worum gehts?

Jeanshersteller Replay bringt eine kleine Kollektion mit Laser-Waschungen auf den Markt. Die eingesetzten Laser-Waschungen verbrauchen bis zu 85 % weniger Wasser als herkömmliche Used-Waschungen. Und auch der Einsatz problematischer Bleich-Chemikalien, die oftmals mit dem Abwasser in den Flüssen der Herstellerländer landen, entfällt. Die leichten „Dirt“-Effekte werden mit mineralischen Pigmenten erzeugt. Also auch hier weniger giftige Chemie. Soweit so so gut.

Replay preist die Laserblast L.I.F.E Jeans entsprechend als die bisher nachhaltigste Kollektion des italienischen Jeansanbieters an. Und mehr noch, direkter Umweltaktivismus gehört angeblich zu den zentralen Unternehmenswerten.

„Die Umweltschützer sind die Helden der modernen Welt. Anstatt über abstrakte Ideale zu reden, handeln sie ohne Furcht vor den Folgen. Diese Auffassung von Umweltengagement gehört zum Replay Markengut.“ (Matteo Sinigaglia, CEO von Fashion Box S.p.A.)

Ist uns da die ganzen Jahre ein grüner Modeaktivist entgangen? Ich glaube nicht. Bereits 2007 hat Replay eine Organic Kollektion auf den Markt gebracht. Heute gibt es kein einziges Modell aus Bio-Baumwolle mehr. Und so schont auch die L.I.F.E-Kollektion die Umwelt zwar beim Waschen, vergiftet aber dafür weiter Menschen und Böden beim konventionellen Baumwollanbau.

Das ist alles andere als Öko-Revolutionär. Revolutionär ist hier nur die Ästhetik und dabei so klischeedurchtränkt, dass es schon fast als Satire durchgehen könnte. Replay jedoch müht sich nach Kräften um den Anschein von Authenzität. So sind 2 der Umweltaktivist_innen im Film auch im realen Leben umweltengagiert. Die norwegische Schauspielerin und Model Aleksandra Orbeck-Nilssen betreibt eine Naturschutzstiftung namens Nonafasa. Enok Groven, ebenfalls Fashionmodel,  gründete das Newsblog FashionAgainstClimateChange. Den beiden möchte ich hier keinen Vorwurf machen. Das beworbene Produkt ist vermutlich immerhin grüner als die meisten anderen, für die sie werben müssen. Wirklich grüne Jobs sind für Models sicherlich rar.

Replay hingegen hat für diese Kampagne die Grünwäscher-Krone der Modebranche verdient. So dreist hat sich wohl noch kein Fashionbrand als Umweltaktivist vermarktet. Vielleicht wird es Zeit, dass echte Umweltaktivisten sich das Unternehmen mal genauer anschauen. Und CEO Matteo Sinigaglia sollte sich fragen, wessen Interessen die im Film so dunkle Staatsmacht denn in der Regel in ökologischen Konflikten vertritt. Und welcher Seite ein konventioneller Modekonzern wohl im Zweifel näher steht.

Weils so wunderbar pathetisch ist, hier noch der Orginaltext der Kampagne:

To be an Eco-Warrior for L.I.F.E. is to be a silent rebel that turns
a quiet revolution, into an environmental evolution.

It’s to be an innovator in activism.
A rebel with a cause.

To stand up for what you believe in and fight for what is right.

It’s to be a doer. A dreamer. A darer.

To be an Eco-Warrior is to live it, breath it, fight for it and wear it.

Laser Waschungen sind übrigens wirklich toll. Aber dann bitte auch auf sauberen und fairen Jeans aus Bio- oder Recycling-Baumwolle. Die gibt es schon länger von Kuyichi, KOI, SEY, Goodsociety, Pearls of Laja und dank meiner lieben Blog-Kollegin Marina bald auch von Hess Natur. In solchen Laser-Hosen macht ihr sicher auch auf der nächsten Demo eine gute Figur.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

3 Kommentare auf "Riotporn für Laser-Jeans"

1 | Sabrina Müller

Juni 17th, 2014 at 15:55

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WOW – ich bin immer wieder überrascht, über die Dreistigkeit der konventionellen Modemarken, wenn es darum geht ihren Ruf ins „grüne Licht“ zu rücken.

Es ist nicht nur dreist, sondern auch eine absolute Verbraucherverar…-auf-den-Arm-Nehmung.

Kann man nur hoffen, dass die Verbraucher durch klare Brillen gucken und nicht alles glauben, was man ihnen verkauft will.

2 | alsti

Juni 17th, 2014 at 17:43

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wow. gratulation an die werbeagentur, die dachte das sei ne gute idee… meine nachhaltigkeitsmanagementdozierenden würden sich n ast freuen, dass als beispiel zu nutzen :)

3 | Fr.Jona&Son

Juni 18th, 2014 at 19:41

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replay macht dies, eine firma wie esprit sponsert den eco chic design wettbewerb…..sie können es nicht lassen, ihre grünwäscherei….