Wenn Sie noch Sommerware hätten, wäre sie jetzt weg. So heiß war es. Aber im Berliner Ökomode-Laden „Wertvoll“ sind alle dünnen Shirts und Kleider glattweg ausverkauft, was ein unglaublicher Erfolg ist für den Laden, der erst im März am Prenzlauer Berg eröffnet hat. Ganz verschieden präsentiert sich jetzt die Herbst-Winter-Kollektion, die mir Designerin und Eine-von-Beiden-Ladenbesitzerin Monika Lesinski zeigte. Besonders sympathisch: die vielen Berliner Lokalmatadoren.

Da gibt es Grobgestricktes und Pflanzengefärbtes von Caro E., was einen wärmt und Metropolen-Mode von Slowmo mit Jacken und weitgeschnittenen Capes, in die man versinken kann – außen aus Biowolle, innen Biobaumwolle. Dann Sportives von Jovoo und Hüte, die in Kindergeschichten von Erich Kästner passen. Ach, Emil und Gustav und Pony Hütchen und Pünktchen und Anton würden heute Berlin tragen – fair produziert gleich um die Ecke.

Gefallen haben mir auch die beschichteten, schwarzen Jacken von Caroline Raffauf und die Oversized-Wollpullover aus Baby-Alpaca von Portocolonia (aus Köln). Drunter trage ich dann gerippte Shirts mit Knopfleiste (ist das eigentlich auch Boyfriend-Style?) und ganz unten die grauen Recycling-Schuhe von Terraplana.

Gar nicht gefallen haben mir die ganzen Onkels auf den Wahlplakaten am Prenzlauer Berg. Am Onkelhaftesten ist Angela Merkel, aber auch alle anderen Kandidaten sehen wie Onkel aus, manchmal digital so retuschiert, dass selbst Müntefering und Lafontaine ganz glatt und rosig aussehen.

Aber alle wissen trotzdem, dass sie alte Onkels sind und die Zeichen körperlichen Verfalls nur weggeschminkt sind. Und was für eine Farce ist das Wechselbild auf dem Spiegel dieser Woche! Merkel oder Steinmeier? Merkel oder Merkel wäre wahrer gewesen.

Bleibt anständig angezogen, bis nächste Woche….

		Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten .