02 Feb, 2014

Innatex 34 Teil 1: Mehr Besucher, mehr Aussteller, mehr junge Labels

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Foto: INNATEX / Peter Porst www.peterporst.com

 

Schon beim Reinkommen war ich begeistert. Und zwar vom neu gestalteten Eingangsbereich (siehe Foto oben). Wie immer werden hier Outfits verschiedener Aussteller ausgestellt, diesmal mit dem Schwerpunkt Jeans. Während die Besucher früher durch einen Gang aus Figuren geführt wurden, ist nun alles viel offener, heller und moderner und die Designs kommen viel besser zur Geltung.

Und es war gut was los. 8 Prozent mehr Besucher als bei der bisherigen Rekordmesse in 2009 sagt der Veranstalter. 15 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland zur Innatex. Rekord auch bei der Zahl der Aussteller, die insgesamt 280 Labels präsentierten, 30 davon zum ersten Mal auf der Innatex. Tolle Entwicklung!

Zur stetigen Verjüngung der Messe tragen wie immer die DesignDiscoveries bei. Unter diesem Namen werden junge Designer präsentiert, die erstmals bei der Innatex dabei sind. Gemeinsam mit Pressebetreuerin Sabine Lydia Müller startete ich bei EKO. Der Name steht für Earth Kind Originals. Die supersympatischen Britinen aus einem kleinen Ort in Cornwall haben tolle Jersey-Kleider mit klaren und dennoch raffinierten Schnitten im Angebot. Erstmals setzen sie im Sommer 2014 auch Tencel-Jerseys ein. Neben den Kleidern gibt es Kurz- und Langarmshirts sowie eine kleine Yoga-Kollektion. Gründerin Helen ist zudem begeisterte Surferin und lud Sabine und mich gleich mal ein an ihrer Küste das Wellenreiten zu lernen. Durchaus verlockend, zumal die Gegend ein kleines Öko-Paradies zu sein scheint, wie auch ein Blick auf die Liste befreundeter Unternehmen von EKO zeigt.

Nächstes DesignDiscovery auf meinem Rundgang ist NIX aus Berlin. Die teilweise asymetrischen Schnitte der Oberteile und der für einige Modelle eingesetzte Niki-Stoff rufen bei mir eine leichte Goa-Festival-Assoziation hervor. Nur eben deutlich moderner und klarer und natürlich ohne Zipfelmütze. Neben dieser sportlicheren Richtung gehören aber auch durchaus bürotaugliche Cardigans, Kleider und Röcke zur Kollektion. Ein sehr eigenständiges Design, dass sich Interessierte auch in einem eigenen Shop und Showroom in Berlin Mitte mal anschauen können. Bisher ist nur ein Teil der Stoffe grün (Bio-Baumwolle und GOTS-zertifiziert), es werden aber stetig mehr.

Grellbunt zwischen eher traditionelleren Ausstellern fiel mir der Stand von Gary Mash ins Auge. Das junge Label aus Österreich druckt grafische Motive auf Bio-Fair-Trade-T-Shirts, -Tops und -Schals, gerne in starken Farben. Mich hat jedoch besonders ein Display mit jeder Menge Portemonnaeis und Handy-Hüllen interessiert (siehe Foto im Hintergrund). Diese Accessoires sind allesamt aus bunt bedrucktem Tyvek hergestellt, jedoch in einer etwas festeren Qualität als Luxaa (siehe Kirstens Bericht vom Green Showroom) es für Mode nutzt. Eine der beiden jungen Frauen am Stand zeigte mir ihre eigene, „eingetragene“ Geldbörse. Nach einem guten Jahr wirkte der Druck fast wie neu. Das Material ist etwas weicher geworden und zeigt ansonsten bisher keinerlei Abnutzungserscheinungen. Dazu sind die Geldbörsen superleicht, wasserfest und wie die gesamte Kollektion vegan.

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Foto: Gary Mash

Erstmals auf der Innatex vertreten war auch goodsociety aus Hamburg. Die Jeansspezialisten haben in wenigen Jahren ein beeindruckendes Programm an Formen und Waschungen aufgebaut. Durch ein minimalistisches Taschendesign und kleinere Taschenformen entsteht ein erwachsener moderner Look, der bürotauglich ist, ohne bieder zu wirken. Ökologisch ist bei goodsociety nicht nur das Hauptmaterial. Die Bio-Denims werden auch so umweltschonen wie möglich gewaschen. Durch innovative Laser-Waschungen sind zudem ganz neue Jeansoptiken möglich mit feinen Mustern über den gesamten Stoff. Auch die Zutaten von Knöpfen bis Schildern sind nachhaltig gewählt, durchweg vegan und wo immer möglich aus recyceltem Material.

Die Möglichkeiten und Grenzen nachhaltigerer Jeansproduktion waren auch das Thema einer Panel-Diksussion. Auf dem Podium diskutierten (von links) Claudia Kersten (GOTS), Marina Chahboune (Hess Natur, BeyondFashion, Grüne Mode Autorin), Heiko Wunder (Wunderwerk), Selma Yasdut (SEY Jeans) und Bernd Hausmann (Glore), moderiert von Rainer Schlatmann (TM, J’n’C). Einig waren sich alle, dass die Möglichkeiten zur einer saubereren Jeansproduktion sich in den letzten Jahren insbesondere auch durch Ozon- und Laser-Waschungen erheblich verbessert haben und dass es inzwischen auch ein sehr starkes Angebot an zumindest hinsichtlich der Faser und der fairen Herstellung korrekten Jeans gibt. Beim Verbraucher seien die besonderen Problematiken der Jeanswaschungen jedoch noch eher wenig präsent und weitere Aufklärung auch bei Einzelhändlern notwenig.

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Foto: INNATEX / Peter Porst www.peterporst.com

In Halle 2 waren diesmal die jungen Labels versammelt, von denen viele auch eine enge freundschaftliche Beziehung untereinander pflegen. Entsprechend familiär war die Stimmung. Bei Recolution gab es sogar Glühwein. Ein Grund mehr auch für viele andere Aussteller dort mal auf einen Schnack vorbeizuschauen.

Da ich die meisten Labels aus Halle 2 schon in Berlin gesehen habe, habe ich mir auf der Innatex nur KnowMe genauer angeschaut. Wie immer war Designerin Noomi Lösing selbst am Stand und führte auch gerne selber ihre Lieblingsstyles vor. Mir gefielen besonders ein Parka mit übergeschlagener Front (siehe unten links) sowie ein Kleid und ein passender Sweater mit französischen Abnähern. Alle 3 Teile sind in verschiedenen Stoffqualitäten erhältlich. Neben dem Einsatz von GOTS-zertifizierten Baumwollstoffen und Wollstoffen arbeitet Noomi auch nach dem Minimal-Waste-Prinzip und schafft aus Verschnitt neue Kreationen. Darunter ein aufwänder Rock, der in der Front aus 7 verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist. Ein echter Hingucker ist zudem ein neuer Upcycling-Teppich aus Reststücken von Polstermöbelstoffen (siehe unten rechts). Der Teppich kann in Wunschgröße und -Farbrichtung bestellt werden.

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Weiterhin in der Haupthalle und mit dem insgesamt wohl größten Stand war die Trade Agency von Alexandraund Sascha Schröder vertreten. Insgesamt 8 Labels präsentierten sie auf der Innatex: Komodo, Studio JUX, Ramblersway, MudJeans, MYOMY, Asquith London, Choclo Project und L’herbe Rouge. Sehr engagiert unterstützen die beiden ihre Labels auch in Fragen der Kollektionsentwicklung und ökologischer Kriterien. So ist Choclo Project nicht zuletzt dank Alexandra und Sascha nun komplett bio-zertifiziert. Von L’herbe Rouge gab es leider erst wenige Teile der neuen Kollektion zu sehen, aber die gefielen mir mal wieder sehr sehr gut. Über einige der anderen Labels habe ich bereits von der Ethical Fashion Show berichtet.

Im Messerbericht Teil 2 folgen Alma&Lovis, Alchemist, Anukoo, Ansoho, LangerChen und The Baand

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

2 Kommentare auf "Innatex 34 Teil 1: Mehr Besucher, mehr Aussteller, mehr junge Labels"

1 | Farbenfreundin

Februar 3rd, 2014 at 10:01

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Hey, da haben wir uns wohl verpasst. Ja, die DesignDiscoveries fand ich auch großartig. Mein Bericht – auch mit dem Schwerpunkt Jeans(-Herstellung) erscheint ebenfalls noch diese Woche auf meinem Blog.

2 | Aki

Februar 4th, 2014 at 09:06

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Toller Bericht, Kompliment. Mir hat es auch sehr gut gefallen.
Aki