13 Jun, 2009
Grün, grün, grün
Berlin nimmt grüne Konturen an. TheKey – die grüne Modemesse ist voll bis oben hin mit Ausstellern, das Begleitprogramm ist eine Wucht (siehe oben), die Salonshow im GREENshowroom im Adlon zeigt sich glamourös und selbst die Premium hat sich zu einem grünen Seminar auf der Messe durchgerungen – zusammen mit Made-by, die angetreten sind, Textilfirmen bei den ersten Schritten ins Öko-Business zu verhelfen. Ich denke, all diese Vorbilder werden dazu führen, dass immer mehr Textilfirmen Ehrgeiz entwickeln und immer mehr Kunden auf grünen Kurs einschwenken – trotz Krise.
Momentan kann ich erkennen, dass auch die Politik ihr Desinteresse aufgibt und sich darüber Gedanken macht, wie die Zukunft der Textilkennzeichnung aussehen soll.
Zunächst wird vom Umweltbundesamt, dem Umweltbundesministerium und dem Bundesverbraucherministerium diskutiert, den Blauen Engel auch für Textilien zu vergeben. Dieses etwas altbackene geflügelte Umweltsiegel gibt es seit 31 Jahren, rund 900 Unternehmen zieren ihre Produkte mit dem Zeichen. Es ist weithin bekannt und genießt Vertrauen.
Ich habe in Berlin zu meinen Utopien referiert – unter lautstarkem Protest der Lobbyisten der Textilindustrie. Leider ist der Dachverband nicht begeistert von einem Zeichen, was sauber und sozialverträglich hergestellte Kleidung adeln soll.
Wie ihr wisst, votiere ich dafür, ein gut erkennbares Zeichen einzuführen, was auch politische und gesetzliche Rückendeckung hat. Dann muss man nur noch 70 MillionenEuro in die Hand nehmen und es einführen und bekannt machen…… (das hat es im Lebensmittelbereich auch gekostet!).
Ob es der Blaue Engel sein wird, ist fraglich. Vielleicht als Dachzeichen, unter das andere dann schlüpfen können. Denn im Textilbereich muss man das Rad nicht neu erfinden. Wir haben etwa mit dem GOTS-Siegel Standards, die der Blaue Engel integrieren könnte. Und eines ist sicher: das Zeichen muss etwas leisten in puncto Umwelt und Soziales. Das ist natürlich ambitioniert und geradezu pompös vom Anspruch – aber auch dafür gibt es bereits Standards, an denen man sich orientieren kann.
Wenn solche Themen auf der politischen Tagesordnung sind, heißt es nicht, dass es jetzt schnell geht. Persönlich rechne ich mit mindestens zwei Jahren, bis etwas fertig ist. Trotzdem ist das eine gute Nachricht für den Verbraucherschutz, für den bewussten Konsum und speziell all diejenigen, die sich seit Jahren für „Saubere Sachen“ einsetzen!
P.S: Ich schreibe inzwischen auch Kolumnen für die Zeitschrift Biorama, die seit neuestem am Kiosk liegt. In der nächsten Ausgabe über ehrliche Etiketten und gläserne Produkte.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |