05 Jun, 2009

Hinter die Kulissen gucken

https://www.betterandgreen.de/blog/wp-content/uploads/2009/04/home-movie.jpg

Von ganz weit entfernt, sieht nicht nur die Erde schön aus, sondern auch das Sponsoring des Luxusgüterkonzerns PPR für den heute startenden Öko-Streifen „Home“ von Yann Arthus-Bertrand. Aus der Nähe betrachtet, hinterlässt das finanzielle Engagement zumindest einen schalen Nachgeschmack und grenzt an Greenwashing. Mein persönlicher Lügendetektor schlägt jedenfalls aus….

PPR ist eine französische Holdinggesellschaft, die auf den Handel mit Luxusgütern spezialisiert ist. Sitz des Unternehmens ist Paris. Für den Film „Home“ tritt das Unternehmen als Hauptsponsor auf und schmückt sich mit dem grünen Image der Dokumentation.

Tochterfirmen von PPR sind Gucci, damit Yves Saint-Laurent oder Balenciaga, als auch die Puma AG mit Sitz in Herzogenaurach. Keine dieser Firmen fällt durch ökologisch und ethisch einwandfreie Produktion von Kleidung und Sportartikeln auf. Darin ändern auch große CSR-Abteilungen für soziale Unternehmungsverantwortung und im Falle von Puma ein fair gehandelter Fußball wenig. Die Firmen und der dahinter stehende Konzern sind also nüchtern betrachtet eher Minimalgewichte in Sachen Ökologie.

Aufwändige Filme, die betonen, wie moralisch Modefirmen handeln, reichen nicht. Meine Großmutter hätte wohl gesagt: Außen hui, innen pfui. Oder bin ich jetzt schon schrotkörnig und spleenig?

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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4 Kommentare auf "Hinter die Kulissen gucken"

1 | Horst

Juni 6th, 2009 at 14:07

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Man kann gar nicht „schrotkörnig“ genug sein. Mich regt zur Zeit die Halbsinnigkeit einiger Leute maßlos auf. Da wäre der SPD-Politiker, der sich für Arbeiterkinder einsetzt, selber aber keinen besonderer Wert auf fair gehandelte Klamotten legt.
Oder der Apotheker, der Brandreden gegen Versandapotheken hält und das alles mit der Wichtigkeit der regionalen Wirtschaft unterstreicht, selbst aber keine Produkte von dem Generika-Hersteller aus der Nachbarschaft anbietet.

Ich schäme mich, solche Leute zu kennen und auch noch so tun zu müssen, als hielte ich sie für normal.

2 | Sabine Lydia Müller

Juni 7th, 2009 at 16:46

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Hi Kirsten,

ich denke, es ist noch abzuwarten, ob PPR außer dem Sponsoring des Films noch irgendetwas ändert, umstellt, verbessert. Wenn die Holding genau so weitermacht, wie bisher, also Menschenrechte und Umweltschutz mit Füßen tritt, dann bleibt es bei diesem Lippenbekenntnis.

Bzw. fände ich es doppelt unverschämt erst alle und alles auszubeuten und dann selbst den Moralapostel zu spielen… Psychologisch würde man da bei PPR wohl eine Selbstwahrnehmungs-Störung diagnostizieren. Passiert leider öfters. Wasser predigen und Wein trinken ist eben für viele Menschen scheinbar kein Widerspruch. Strange.

Da fällt mir noch ein: Stella McCartney gehört übrigens ja auch zur PPR-Gruppe. Sie ist immerhin Schirmherrin der britischen Vegetarian Society. Aber ansonsten hat das Glamour-Label-Konsortium bisher so gar nichts mit ethischen Produkten zu tun.

Es könnte aber noch sein, dass François-Henri Pinault (CEO von PPR) seiner Liebsten Salma Hayek zur Hochzeit im Februar 2009 versprechen mußte, sich in Zukunft umweltpolitisch zu engagieren… Das wäre fantastisch. Ich hoffe, DAS ist der Grund, warum PPR die Produktion von „HOME“ finanziert hat.

P.S.: Wer’s glaubt, wird seelig 😉

3 | Kirsten

Juni 7th, 2009 at 20:21

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@Sabine: Lass´uns doch den Kundinnen von PPR – also Gucci&Co. – raten, ihrer Lust auf Luxus mal in der Eco-Variante nachzugeben.
In England kann man zum Beispiel angesagte Handtaschen LEASEN und dann irgendwann zurückgeben. Ich habe geguckt – es gibt auch welche von Gucci!
Sowas könnten wir hier auch gebrauchen – ist doch auch Green New Deal – und ich denke, das gefällt dir…
http://www.be-a-fashionista.co.uk

4 | alien

Juni 7th, 2009 at 23:31

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WIE IMMER (gilt für fast alles von heute: für Bücher, Papers, Filme, etc.):

Der Inhalt und die Sprache sind Kacke (nämlich extrem ideologisch), aber wie immer: die Technik (der Roboter, der Computer) ist perfekt.

Super Bilder und perfekter Sound!!!!! Viel besser als “Powaqqatsi” von 1988. Die Technik ist eben besser geworden (der Inhalt leider nicht).

Dank an alle Mathematiker und Physiker sowie Militäringenieure (die die Kameras gebaut haben!) und die globalen Industrien, die diesen Film gesponsert haben (PPR).