01 Jun, 2009

Schuhnichtgute

Was Adidas, Nike, Timberland und Co. mit der Zerstörung des Regenwaldes in Brasiliens zu tun haben? Das erklärt eine neue Studie von Greenpeace. Nicht nur für Fleisch, auch für Leder fallen Baumriesen im Amazonasgebiet. Und dieses Leder wandert in die Schuhfabriken von Adidas, Nike, Timberland, Geox oder Clarks in Fernost. Damit trägt auch die Schuhindustrie als weltweit größter Lederverarbeiter zum Kahlschlag im Regenwald bei. Neulich habe ich mir zu Unrecht ein wenig Häme gegönnt und meine neuen veganen Schuhe als „Plastic Fantastic“ geschmäht, was etliche Veganer erbost hat. Nun leisten ihnen die Umweltschützer Flankenschutz.

Rund 80 Prozent des exportierten Leders geht nach China, Vietnam und Italien, wo daraus Schuhe werden. Und das lohnt sich für die Rinderzüchter. Leder ist nicht nur ein Abfallprodukt des Schlachtens von Rindern, sondern trägt maßgeblich zum Profit der Rinderzüchter bei. Beispiel Bertin: Der brasilianische Fleischkonzern ist einer der größten Lederlieferanten der Welt. Täglich schlachtet Bertin 11.850 Rinder, um mit deren Fleisch und Leder zu handeln. Das Leder ist sogar noch profitabler als das Fleisch. Bisher habe ich argumentiert, da die Tiere ohnehin geschlachtet würden, wäre es Verschwendung, das Leder nicht zu nutzen. Das kann ich so nicht mehr halten, denn das Leder ist offenbar ein wesentlicher RIESENHAFTER  Anreiz für die Rinderzüchter, mehr Regenwald niederzubrennen, um Platz für Weiden zu schaffen.

Mehr noch: Um das Leder haltbar zu machen, muss es gegerbt werden – meist mit gesundheitsgefährlichen Chromsalzen – und bis ein Schuh draus wird, ist noch ein erheblicher Einsatz von Chemie nötig. So offenbarte ein Report aus Vietnam in der aktuellen Juni-Ausgabe von Stiftung Warentest, die bittere Realität hinter Nike-Schuhen. Eine 32-jährige Arbeiterin erzählte über stinkenden Kleber, der an der Haut und ihren Sachen haftet. Mit dieser Substanz klebe sie Schaft und Sohlen der Schuhe zusammen. Sie leide unter Kopf- und Magenschmerzen und erhalte für die Arbeit mit den Lösemitteln, die in den Klebern stecken, einen Zuschlag von vier Euro pro Monat.

Eigentlich müsste man barfuß laufen.

Leder ist also eine üble Umweltsünde und der Gipfel der Minimal-Ethik. Wer jetzt auf Leder verzichten will, kann es ja mal mit veganen Pumps versuchen. Ich trage die hochhackigen Schuhe von „Beyond Skin“ jedenfalls jetzt etwas selbstbewusster. Mount Everest für Kirsten, ich liebe das!

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: Gelesen|News

5 Kommentare auf "Schuhnichtgute"

1 | Fr.Jona&son

Juni 2nd, 2009 at 13:42

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Interessante Information. Ich war ja bisher auch überzeigt, daß das Leder ja sowieso anfällt, also ein Nebenprodukt ist. Schade, schade.
Schön langsam wird es kompliziert, was man an den Füßen tragen soll. Barfuß, ja, das ist es wohl- und handgestrickte Wollsocken vom Schaf meines Vertrauens.

2 | Vashionista

Juni 2nd, 2009 at 15:06

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Na wer sagt`s denn?! Genau mein Reden zum letzten Beitrag „Plastic Fantastic“ 😉
Und ich freue mich, dass die international gut angesehene Umweltschutzorganisation Greenpeace sich der „Sache mit dem Leder“ angenommen hat, um so mit Irrglauben, Leder sein in Naturprodukt, gehörig aufräumt.
Vielen Dank für den Klasse Beitrag und liebe Grüße,

3 | Kirsten

Juni 3rd, 2009 at 16:14

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@To all of us: Amazon und Footwear – das Video zum Thema.
http://vimeo.com/4910404

4 | Anja

Juni 12th, 2009 at 22:39

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Jetzt natuerlich die Frage: Wo gibt es faire, biologische, vegane Schuhe zu kaufen? Ich habe einige Links zusammengesammelt und wuerde mich ueber Ergaenzungen freuen!

Die Schuhe von https://www.vegetarian-shoes.co.uk/ sind vegan, fair produziert und „umweltfreundliche Materialien“ werden „so oft wie moeglich“ benutzt.
Eine grosse Auswahl veganer Schuhe bietet https://www.ethicalwares.com/. Leider finde ich nur wenige Infos zu den Produktionsbedingungen der verschiedenen Schuhe. Die Motion Sneakers sollen ausdruecklich sweat-shop free sein.
Beide Marken werden von verschiedenen veganen Versandhaendler_innen gefuehrt, koennen aber auch z.B. in Berlin im Veganladen (https://www.veganladen.de/) oder in Koeln bei Bio & Co (https://www.vegane-zeiten.de/xtcommerce/shop_content.php?coID=100) vor Ort anprobiert werden.

Neben Schuhen der Marke Vegetarian Shoes vertreiben Roots of compassion noch Modelle der ebenfalls veganen, sweat-shop-frei produzierenden Marken „No Sweat“ und „Blackspot Sneaker“. Hier der Link zum Online-Shop: https://www.rootsofcompassion.org/index.php?cat=c65_Shoes.html

Eine Reihe weiterer Laeden mit veganen fair-trade Schuhen sind auf dieser Seite zusammengestellt: https://www.veganpeace.com/sweatshops/categories/shoes.htm
„100% vegan, bio und fair-trade“ sind die Schuhe vom Autonomie Project: https://www.autonomieproject.com/footwear.html

5 | Anja

Juni 12th, 2009 at 23:40

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Nachtrag:
simple shoes und ethlethic sehen schoen aus! z.b. auf glore.de (aber warum muss simple shoes so eine fiese schuhgroessenpolitik betreiben… => mehr unisex! oder mir-doch-egal-sex bitte!)