15 Jul, 2013
FashionWeek Messerundgang Tag 3
10:30. Nach langer Green Lounge und kurzer Nacht definitiv unausgeschlafen sitze ich wieder in der U-Bahn. Messerundgang trifft es für heute eigentlich nicht richtig. 3 Showrooms stehen auf dem Programm.
Etwas zu spät treffe ich bei Treches ein. Simone, mit der ich die gruene wiese in Münster gemeinsam betreibe, ist schon länger da. Nach einem wunderbaren Kaffee gehts mir schnell besser. Die neue Kollektion trägt den Namen „Fake Nature“. Sie ist auf Mallorca entstanden und sowohl farblich als auch strukturell von Polarität geprägt. Leichte, erdige Pastelltöne stehen im Kontrast zu stark leuchtenden Elementen, fließende Seide zu strengen geometrischen Formen. Erneut hat Treches mit digitalbedruckten Stoffen gearbeitet, die eigens für die Kollektion produziert werden. Die Motive hat Designerin Jeanette Bruneau Rossow in der mallorquinischen Natur gefunden und digital verfremdet. Ein besonderes Highlight ist der Kaktusfotodruck, der neben dem Blouson (siehe oben) auch für ein Kleid zum Einsatz kommt. Ein Felsendruck ist als ärmellose Bluse und Kurzarm-Männerhemd verarbeitet. Neben diesen durch den Druck spezielleren Teilen, finden sich Tops, Kleider, Sweater und auch ein Jumpsuit (siehe oben) aus schönen Jersey- und Sweat-Qualitäten, einige davon in einem besonders sommerlichen Baumwoll-Hanf-Gemisch.
Frisch umgezogen empfangen uns Felicia und Melchior von Slowmo in Friedrichshain in ihren neuen Atelier-Räumen. Designerin Felicia hat nun einen tollen großen Schnitttisch zur Verfügung, es gibt eine richtiges Stofflager und überhaupt mehr Platz und ganz viel Tageslicht.
Die neue Kollektion trägt den Namen „Zeit“. Ein schwarzer Strickpulli mit Dreieicksstruktur gefällt mir so gut, dass ich ihn am liebsten gleich mitnehmen würde, auch wenn es gerade eindeutig zu warm dafür ist. Wiedermal sind mehrere Teile dabei, die sich auf verschiedene Weise tragen lassen. So auch ein Leinen-Ballonshirt, das durch Tunnelzugbänder von Kurzarm in ein gerafftes ärmelloses Oberteil verwandelt werden kann. Eine geknöpfte Stola wiederum kann sowohl im Cardiganlook als auch mit querverlaufender Knopfleiste getragen werden. Besonders gut gefallen haben mir auch eine Kurz- und eine Langarmbluse sowie ein Rock aus einem wunderbar zarten Baumwoll-Voile. Ich würde sagen der schönste Stoff, den ich während dieser FashionWeek gesehen habe.
Unweit von slowmo hat auch bleed dieses Mal einen kleinen Showroom eingerichtet. Schon die kommende Winterkollektion ist deutlich erwachsener als frühe bleed-Kollektionen und diese Linie wird fortgesetzt. Besonders gut gefallen mir die frischen Pocket-Varianten als T-Shirt, Tank-Top und Longsleeve teils mit farbmelierten Jerseys, auch in Kombination mit feinem blauen Chambray und mit gut abgestimmtem Colourblocking. Ein Shirt und Top mit Galaxy-Digitaldruck sind echte Hingucker. Als Leggins ist Galaxy-Print ja gerade ganz heiß und auf dem Fusion-Festival auch häufiger bei Männern zu sehen gewesen. Jeweils ein leichterer Parka und ein Blouson für sie und ihn gehören ebenso zur Kollektion, wie ein erweitertes Hemden- und Blusenangebot. Hinzu kommen eine Reihe schicker Korkaccessoires. Die Kollektionen von bleed sind immer komplett vegan. Kork wird daher auch als Ersatz für die Leder-Logopatches eingesetzt, mit denen viele andere Street- und Casual-Brands gerade ihre Oberteile „veredlen“. Ein tolle Lösung um unnötigen Ledereinsatz zu vermeiden, die auch richtig super aussieht.
So schön die Showrooms und auch all die anderen Locations sind, wünsche ich mir als Händler doch, dass wir in Zukunft nicht mehr ganz so viele einzelne Orte besuchen müssen. Das Ewerk ist eine tolle Location, doch ein räumlicher Anschluss der Ethical Fashion Show (EFS) an die Premium oder die Bread&Butter würde erstere sowohl für konventionelle Händler als auch für kleinere und größere grüne Aussteller noch deutlich attraktiver machen. Die Ethical Fashion Show muss zum Pflichtprogramm jedes zeitgemäßen Einkäufers werden, egal ob grün spezialisiert oder nicht.
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
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