11 Mai, 2009
Pottwale unter sich
Wer beim Weltretten nicht mitmacht, steht ja schnell mal ohne Hemd ohne Hose dar. Und das sollte Textilgiganten wie H&M und C&A ja nicht passieren. Beide Handelsriesen sind eingestiegen ins Geschäft mit der Ökomode und präsentieren aktuelle Bilanzen. Ein Blick auf die Paarung der Pottwale – ganz vorsichtig. C&A-Europa-Vorstand Andreas G. Seitz erklärt im Interview mit der Welt, dass der Billigheimer ein Bio-Apostel bleibt und nicht etwa jammere. Denn C&A hat sogar noch mehr Ökomode verkauft als gedacht.
„Machen Sie uns nicht kleiner, als wir sind. Wir haben im vergangenen Jahr 15 Millionen Teile aus der Bio-Baumwollkollektion verkauft, zwölf Millionen hatten wir erwartet. Wir kaufen weltweit 15 Prozent der Biobaumwoll-Ernte und sind derzeit nach Wal-Mart der zweitgrößte Anbieter von Bio-Textilien weltweit. Und wir sind optimistisch, dass wir in diesem Jahr 17 oder 18 Millionen Stücke verkaufen, trotz Wirtschaftskrise.“
Übrigens: C&A verkauft Bio-Shirts zum gleichen Preis wie ein normales Baumwoll-Shirt als „Investition in unsere Marke“, wie Andreas Seitz sagt und deshalb von der Welt „Textilhändler des guten Gewissens“ genannt wird. Meine Sympathie für Bio zu Einstiegspreislagen habe ich ja bereits ausreichend verkündet, wer mehr will und mehr zahlen will, hat dafür eine stetig wachsende Szene von Labels mit mehr Herzblut (und einem Quantum mehr Ethik in den Lieferketten).
H&M dagegen investiert laut brandneuem Nachhaltigkeitsbericht ebenfalls in Biobaumwolle und steigerte den Verbrauch von 1.300 Tonnen in 2007 auf 3.000 Tonnen in 2008. 2013 – also in vier Jahren – soll es mit 15.000 Tonnen die fünffache Menge sein. Zahlen, wieviele Stücke das sind, fehlen leider. Zum Vergleich: C&A liegt derzeit bei rund 9.000 Tonnen (2008) – also jetzt schon bei der dreifachen Menge. Ambitionierter scheinen mir aber bei H&M die Ziele im sozialen Bereich, gerade was die Kontrollen bei Lieferanten angeht und die detaillierte Veröffentlichung von Audits. Sich in Sachen Ethik weiter zu entwickeln, liegt im Trend, denn die Zukunft wird womöglich noch mehr dem „social“ oder „ethical branding“ von Unternehmen gehören als dem „bio branding“.
Zugegeben: Das ist Marketingsprech und vermutlich braucht das Ganze noch Inkubationszeit, ist dann aber infektiöser als die Schweinegrippe. Von H&M, die 2007 mit Cos („Collection of Style“) starteten, eine Art Luxusmarke mit schlichten Schnitten, klaren Farben und hochwertigen Materialien, wünschte ich mir, dass sie diesen Ableger komplett auf Bio&Fair umstellten und sich deutlich zur Decke streckten – Avantgarde im Design sind sie schon. Pernilla Wohlfahrt, Markendirektorin von Cos, sagte Anfang Mai im Interview, sie hätten von der Wirtschaftskrise noch nichts mitbekommen und expandierten weiter!
„Man merkt, dass die Menschen bewusster einkaufen, und glücklicherweise haben sie uns ausgesucht. Es scheint eine neue „Moral“ beim Shopping zu geben, und die passt zu uns“.
Wow! Kirsten (hört sich doch schon sehr skandinavisch an…..) würde gerne einmal Pernilla treffen und das mit ihr bereden. Wer weiß, vielleicht werde ich dann Cos-süchtig?
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label