09 Mai, 2009
Mehr Herzblut
Im Netz in Bewegung kommen – das ist der neue Trend, wenn man ganz tief in die Glaskugel schaut. Nicht nur Greenpeace (Mitte Juni), auch die Taz (Ende Mai) und der Verein fairdo (bereits online) starten Plattformen, auf denen Einzelne sich und ihr Engagement präsentieren können und sich mit anderen vernetzen. Natürlich kann man auch einfach mal flanieren und sich inspirieren lassen in diesem riesigen Kampagnen-Showroom. Statt Models schicken wir jetzt Kampagnen auf den Laufsteg – und ich hoffe, dass die nicht so mager sind, sondern mehr Fleisch auf den Rippen haben.
Die Trendforscher haben bereits einen Namen für diejenigen geprägt, die sich dort zeigen: die „Generation We„. Das sind Menschen, die nicht mehr nur Kunden sein wollen, sondern Bürger, die sich vernetzen und denen soziale Gerechtigkeit am Herzen liegt. Der neue Mensch zeigt Gemeinschaftsgeist. Was für eine Kurskorrektur! Flankiert wird diese Bewegung von Philosophen wie Peter Sloterdijk, dessen Buch „Du musst dein Leben ändern“ seit Wochen in der Bestsellerliste steht. Ehrlich gesagt ist seine bildgewaltige Dichtung keine Strandlektüre, aber im Kern erklärt er, dass der Egoismus von Nationen und Unternehmen vorbei sein muss und wir gemeinsam agieren müssen – auch um planetarische Bedrohungen wie den Klimawandel abzuwenden.
Und diejenigen, die diese Einschätzung teilen, halten das Internet für eine wichtige Plattform, um gemeinsam und altruistisch zu handeln. Damit man frei bleibt von allerlei technischem Klimbim, machen nun große Organisationen wie Aktion Mensch („Die Gesellschafter“) oder Greenpeace und Medien wie die Taz entsprechende Angebote. „Green Action“ wird dabei so etwas wie die Dachmarke für ökologisches Engagement.
Ich bin gespannt, wie vital dieser Trend ist und wie viele Menschen auf den Zug aufspringen. Wichtiger noch ist aber, dass alle diese Mitmach-Angebot nicht nur virtuell bleiben sollen wie Online-Petitionen, sondern auch in sogenanntes „Offline-Engagement“ münden, sprich wir sehen uns, sprechen miteinander, stehen gemeinsam auf der Straße und üben – das gehört sich so in Zeiten der Finanzkrise – vollmundige Kritik.
Das sind gute Zeiten für Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkennen und sich entsprechend ausrichten und viel Herzblut zeigen – in der grünen Mode werden allmählich die Labels stärker werden, denen Fairness wichtig ist und die sich fair gegenüber denjenigen verhalten, die für sie arbeiten. Die echtes Engagement zeigen und echte Geschichten erzählen.
Und ihr? Was möchtet ihr von mir?
Hättet ihr Lust gemeinsam gegen die Volksshirts von Kik und der Bildzeitung aktiv zu werden? Brauchen wir eine Änderung des Verbraucherinformationsgesetzes, damit ihr mehr ehrliche Auskünfte darüber bekommt, was in Produkten – auch in Kleidung – steckt? Möchtet ihr euch stärker für ein gut erkennbares Siegel für Ökomode einsetzen und die bayerische Verbraucherschutzministerin für ein Öko-Dirndl gewinnen?
Schreibt mir und ich halte euch auf dem Laufenden, wann ihr mich wo auf der Straße treffen könnt.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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