21 Apr, 2009
Schlüsselerlebnis
Blind für die Zeichen der Zeit wirbt Verona Pooth seit neuestem für den Textildiscounter „kik“. Für zwei Jahre wird sie das Aushängeschild einer Modekette, die sowohl die Menschen in ihren Fabriken in Fernost als auch ihre Verkäuferinnen den Buckel krumm machen lassen, damit in den Läden billigste Kleidung hängen kann. Das sind gravierende Mankos, die Kik nicht kommentiert und Verona schönreden wird.Auch Berlin wird Anfang Juli wieder Schauplatz für diese Scheinwelt. Ob die Bread&Butter, die Berlin Fashion Week oder die Premium – alle drei Messen leisten Schützenhilfe, trotz XS-großen Alibis wie einem „trendlab“ (Berliner Modewoche) oder einer „Green Area“ (Premium).
Kunden und Einkäufer, die das nicht mehr kritiklos schlucken wollen, verspreche ich zur selben Zeit ein Schlüsselerlebnis.
Buchstäblich. „The Key“ ist die neue internationale Messe für grüne Mode und Lifestyle, die bis zu 100 Labels Platz bietet, ihre grünen und gerechten Konzepte zu präsentieren. „Vibrant mix“ nennen die Macher Frans Prins (grass routes foundation) und Gereon Pilz van der Grinten (fairactivities) das, was uns – Aufgeschlossene – erwartet.
Mehr noch: Parallel eröffnet der „Green Showroom“ für den „Hochadel“ der Fair Fashion im Hotel Adlon. 15 bis 20 Labels werden in sechs Deluxe-Zimmern des Berliner 5-Sterne-Hauses präsentiert – auf Kleiderständern in lichtdurchfluteten Zimmern und in weit geöffneten Schränken. Eine Vernissage eröffnet die vier Tage des Showrooms und zeigt das kreative Potential der Mode, die schon lange keine Tristesse mehr versprüht. Zwei Designerinnen bürgen für den ökologischen Anspruch: Jana Keller von Royalblush aus der Schweiz und Magdalena Schaffrin aus Berlin. Hört sich hermetisch und nach Boheme an? Am letzten der vier Tage gibt einen „public day“ für alle Berliner, die allerdings mehr auf Alltagstaugliches stehen.
Das gilt natürlich nicht für den divenhaften Bürgermeister Klaus Wowereit, den ich hiermit auffordere, eine grüne Affäre zu wagen und sich sofort bei den Machern zu melden – als Aushängeschild. Ich sponsore die Fahrradrikscha, die Wowi vom Adlon zu dem noch ganz geheimen Ort bringt, wo „The Key“ aufpoppt.
Berlin war lange Brachland, was die Präsentation der grünen Mode anging – trotz des kreativen Universums in und um die Stadt. Wer wahrlich anständig angezogen sein möchte, sollte in dieser Zeit einen Besuch im Laden von Ricke (Belleville) und Bernd (Glore) in der Rosa-Luxemburg-Straße machen, um sich umzuziehen.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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