28 Feb, 2009
Hanf im Glück
Nein, aus dem Hanf, der hierzulande angebaut wird, werden keine Joints. Leider werden aus „Cannabis sativa“ – dem nützlichen Hanf – aber auch keine Hemden und Hosen, wie ich unter dem Motto: „Grow your own“ vorgeschlagen habe. Der Hanfanbau in Deutschland ist zwar seit Mitte der Neunziger Jahre wieder erlaubt, aber die geringen Mengen wandern fast ausnahmlos in die Autoindustrie, die damit etwa Türen dämmt.
Und jetzt wird es staubig, denn der Hanf, aus dem die kleidsamen Teile sind, die ihr oben seht, stammt aus China. Und wem sich jetzt die Haare sträuben, der wird sich wundern. Denn China hat nicht nur eine jahrtausendlange Tradition im Anbau, sondern die Schneidereien genügen strengsten sozialen Auflagen. Der Hanf, der heute verarbeitet wird, fühlt sich übrigens fast an so glatt an wie Seide. Kurz, ich bin seit neuestem ein Fan und Hanf-tivistin.
Die wundersame Historie des Hanf findet ihr gut erzählt auf den Internetseiten der beiden großen Anbieter von Hanftextilien hierzulande: Hempro International mit dem Hanfhaus in Düsseldorf (Katalog und Onlineshop) und HempAge, die über ausgewählte Händler vertreiben, aber auch einen Online-Shop haben.
Nicht nur, dass die erste Jeans von Schneider Levi Strauss aus Hanf war, Hanf war Mitte vorigen Jahrhunderts neben Flachs noch die bedeutendste Textilfaser der Welt. Anders als die empfindliche Baumwolle ist die Pflanze wahrlich robust, wehrt Schädlinge und Krankheiten ab und muss deshalb nicht mit Pestiziden besprüht werden. Da sie in 100 Tagen vier Meter hoch wächst und geerntet werden, haben auch Unkräuter keine Chance, so dass auch Herbizide nicht nötig sind. Von Natur aus priviligiert nennt man so was.
Hanf wird in China seit anno dazumal angebaut, sowohl auf kleinen Parzellen, als auch auf großen Arealen im Norden Chinas. Die Faserbündel werden in Spinnereien zu Hanfgarn, dann zu Stoffen verwebt, gefärbt, veredelt und schließlich genäht – alles in China.
Und deshalb ist es Zeit, ein paar Ammenmärchen abzuschwören. Prinzipiell lässt sich auch in China sauber produzieren. Die Schneiderei von HempAge ist sogar von der Fair Wear Foundation (FWF) kontrolliert worden, die sicher die strengsten sozialen Auflagen machen. Die FWF wird unter anderem von der Kampagne für Saubere Kleidung getragen.
Denkt also bei Hanf das nächste Mal nicht an grobe Seile und Säcke, sondern an feine Unterwäsche und ansehnliche Herrenhemden.
Und ich esse jetzt noch einen Hanfkeks. High bin ich nur vom Bloggen.
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
Veröffentlicht in: Label