24 Feb, 2009

Schutzschirm

Erst wenn die Not unerträglich wird, passiert etwas. Seht euch das an! Bangladesch verkauft ab sofort das lebensnotwendige Grundnahrungsmittel Reis an drei Millionen Textilarbeiter billiger – 40 Prozent unter Marktpreis. Das meldet die Nachrichtenagentur AFP direkt aus der Hauptstadt Dhaka.  Denn sie können von ihrer Arbeit nicht leben, nicht mal genug Nahrung einkaufen, sie schuften und hungern trotzdem, weil die Preise für Lebensmittel explodiert sind. Noch Fragen, was gegen billige Schnäppchen aus Textildiscountern spricht, die dort für Hungerlöhne produziert werden? Letzendlich gehen jetzt Steuergelder in Bangladesch dafür drauf, die Textilarbeiterinnen mit Reis zu versorgen. Eigentlich müssten das aber Tchibo&Co, H&M und C&A bezahlen, die dort schuften lassen und nicht ordentlich bezahlen.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

1 Kommentar auf "Schutzschirm"

1 | Kirsten

Februar 25th, 2009 at 11:44

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Brandaktuell und aus berufenem Munde. Das sagt Dirk Saam, Bangladesch-Experte bei NETZ zu den Reisständen in Bangladesch. Tenor: Als Brücke erstmal hilfreich, langfristig muss es daraum gehen, den Textilarbeiterinnen existenzsichernde Löhne zu zahlen, damit sie für solche Krisen gewappnet sind.

„Es handelt sich hierbei um Open Market Sales (OMS), von der Regierung
eingeführte Verkaufsstände (siehe unten). Bedürftige können hier zu
subventionierten Preisen Güter der Grundbedürfnisbefriedigung (dazu
gehört natürlich auch Reis) kaufen. Diese Stände wurden verstärkt
während des akuten Anstiegs für Nahrungsmittel im letzen Jahr
eingeführt.
>
Mittlerweile sind die Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel seit
ihrem Höchsstand Mitte 2008 zwar um etwa 50% gefallen sind. Sie liegen
aber immer nochum 28% höher als 2006. In Bangladesch ist der Rückgang zudem noch nicht so stark zu merken. Daher auch jetzt noch die mal OMS. Und da sie speziell für Textilarbeiterinnen und TeepflückerInnen eingeführt werden, zeigt wie sehr diese Gruppen trotz Fulltime-Jobs auf den Verkauf dieser subventionierten Güten angewiesen sind.
>
Als Mittel der sozialen Grundsicherung übergangsmäßig sicherlich zu
begrüßen. Mittel- und langfristig sollte es aber darum gehen
Strukturen zu schaffen, die Existenz sicherende Löhne gewährleisten,
damit Arbeiterinnen für solche Krisen besser gewappnet sind und eben
nicht auf Transferleistungen angewiesen sind.
>
Überdies stellt sich die Frage, wie die hohen Preise zustande kommen.
Denn die steigenden Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise auf dem
Weltmarkt sind nicht allein verantwortlich. Vielmehr sind es mafiöse
Strukturen in Bangladesch, durch die Preise in die Höhe getrieben
werden. Insofern darf OMS auch kein Feigenblatt sein, sondern die neue
Regierung muss auch dafür sorgen, dass korrupte Händler, die durch
Spekulation und Horten von Reis die Preise künstlich in die Höhe
treiben, zur Verantwortung gezogen werden.“
>
Siehe dazu ausführlicher die NETZ-Ausgabe 3/2008 „Nahrungsmittelkrise
in Bangaldesch“, Interview mit dem Ökonomen Prof. Abul Barkat, unter: https://www.bangladesch.org

Vielen Dank, lieber Dirk Saam.
Kirsten