23 Dez, 2012
Harmonie der grünen Avantgarde
Mehrfach habe ich dieses Jahr die Grünwäscher-Harmonie der Textilriesen kritisiert, die versuchen ihre halbgaren gemeinsamen Konzepte als den großen Wurf zu vermarkten und die Definitionsmacht darüber zu erlangen, was Ethical Fashion ist. Wer es verpasst hat und sich trotz Weihnachtszeit nochmal ein bisschen aufregen möchte, kann hier anfangen.
Höchste Zeit also, dass auch die Avantgarde der anspruchsvollen grünen Mode sich stärker vernetzt und ein gemeinsames Konzept von Ethical Fashion vertritt.
Als erster Akteur hat das Korrekte Klamotten-Netzwerk mit dem Relaunch der Website Anfang November eine gemeinsame Vorstellung von grüner Mode veröffentlicht. Die in diesem Netzwerk organisierten Fachhändler und Labels der zweiten Ökomode-Generation haben insgesamt 3 Kodizes entwickelt. Einen zu ihren grundlegenden unternehmensethischen Grundwerten und jeweils einen spezifischen Kodex inklusive sortimentsbezogener Mindeststandards für Händler bzw. Labels.
Der Kodex zu den gemeinsamen Grundwerten beinhaltet eine generelle Absage an profitmaximierende Unternehmensführung zu Lasten von Mensch und Umwelt, verpflichtet die Mitglieder dazu, sich auch politisch für Verbesserungen in der Textilindustrie einzusetzen und legt Standards nachhaltiger Unternehmensführung wie die Nutzung von ethischem Banking, Öko-Strom und ökologischen Laden- bzw. Ateliereinrichtungen fest.
Zudem bekennen sich die Mitglieder dazu Konkurrenzen (z.b. durch Angebotsüberschneidungen) zu vermeiden, da Marktkonkurrenz schnell zu Kosteneinsparungen zwingt und dadurch die Einhaltung hoher Standards erschwert. Die Bio-Lebensmittelbranche ist da ein mahnendes Beispiel.
Der Label-Kodex übertrifft den Anspruch des Händler-Kodex und bildet damit erstmals eine zertifizierungsübergreifende Definition eines Premiumsegments in Sachen Nachhaltigkeit von Mode. Andersherum lässt der Händler-Kodex genug Spielraum, um im noch kleinen und jungen Markt ein halbwegs vollständiges Ladensortiment anbieten zu können.
Ziel der Korrekte Klamotten-Kodizes ist es, sich von hellgrünen Ansätzen abzugrenzen und gemeinsam ein anspruchsvolles Verständnis von wirklich grüner Mode zu vertreten.
Zudem setzen standardisierte Mitglieder-Profile neue Maßstäbe in Sachen Transparenz. Alle Mitglieder haben sich verpflichtet in diesen Profilen ab 2013 auch Abweichungen von den sortimentsbezogenen Mindeststandards (z.b. bei Zertifizierungsproblemen eines Herstellers) veröffentlichen.
Ab Februar 2013 nimmt Korrekte Klamotten auch gerne neue Mitglieder auf. Das Netzwerk basiert bisher vollständig auf ehrenamtlicher Arbeit der Mitglieder, die derzeit umstrukturiert wird.
Bereits vor einigen Tagen habe ich ja an dieser Stelle die Kriterien-Matrix vorgestellt, die Mark Starmanns von GET CHANGED (ehem. NetzwerkFairemode) gemeinsam mit Max Gilgenmann (Messe Frankfurt) und Magdalena Schaffrin (Messeleiterin Green Showroom, Ethical Fashion Show) entwickelt hat.
Im Wesentlichen ist diese Matrix eine systematischere Darstellung der gleichen Mindeststandards, die auch bei Korrekte Klamotten angeführt sind, wobei bei Korrekte Klamotten ein höherer Anspruch an die prozentuale Erfüllung gesetzt wird. Es ist daher angedacht, die Matrix in die Korrekte Klamotten Kodizes zu integrieren und sich an der Weiterentwicklung zu beteiligen.
Nach der Harmonisierung innerhalb des Korrekte Klamotten Netzwerks bahnt sich damit auch bereits eine Harmonisierung zwischen unterschiedlichen Akteuren der grünen Avantgarde an. Auch für die grünen Listen hier auf Grüne Mode scheint uns die Matrix ein sehr guter Ansatz.
Ich bin gespannt, wie es im kommenden Jahr mit diesen viel versprechenden Initiativen weitergeht.
Grüne Mode wünscht euch allen entspannte Feiertage und einen guten Rutsch!
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
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