15 Nov, 2012
Von neuen und etablierten grünen Modeläden
Direkt zur Liste? HIER!
Bereits zum 5. Mal haben wir einen Gesamtüberblick über alle Ethical Fashion Stores in Deutschland erstellt. Diesmal haben wir es uns etwas kompliziert gemacht. Ich danke daher Bernd Hausmann (glore Nürnberg) für die ausführliche Diskussion um eine Definition was eigentlich ein Ethical Fashion Concept Store ist und welche Läden dementsprechend auf die Liste gehören und welche nicht. Zudem hat Bernd die ganzen Adressen zusammengetragen. Auch hierfür ein großes DANKE!
Wir beobachten leider beide eine Entwicklung, die wir als eher ungünstig für die Glaubwürdigkeit der grünen Modebranche ansehen. Immer häufiger kommt es vor, dass Läden, die zwar mit „fair trade“ und „öko“ werben, auch mehrere Hersteller führen, die nur eines dieser beiden Kriterien oder auch keines wirklich erfüllen.
Dabei ist natürlich klar, dass es weder ein unverbesserliches Bemühen um eine faire Produktion noch unverbesserlich nachhaltige Produkte geben kann. Wir wollen auch nicht zu streng sein, denn wir wissen selbst nur allzu gut, dass es nach wie vor nicht leicht ist, ein vollständiges Sortiment nur mit öko-fairen Herstellern zusammenzustellen. Aber wir finden auch, dass ein Ethical Fashion Store quasi das modische Pendant zum Bioladen sein sollte. Da ist ja auch die Sicherheit gegeben, dass zumindest der EU-Bio-Standard erfüllt ist und die Kunden müssen nicht noch jedes Produkt genau unter die Lupe nehmen.
Wir haben also einen Mindestanspruch erarbeitet. Der klingt für Laien sicherlich etwas kryptisch, wegen der Vielzahl an Abkürzungen, die für verschiedene Zertifikate und Kontrollsysteme stehen. Wir bitten dies zu verzeihen:
Ethical Fashion Concept Stores sind Läden, in denen nur Marken angeboten werden, die zugleich um eine ökologische und um eine faire Produktion bemüht sind.
Als Mindestmaß an ökologischem Engagement setzen wir voraus, dass der Anteil an ökologischen Materialien (organische Naturfasern, Recyclingfasern, Lycocell) im Gesamtsortiment eines Herstellers über 60 Prozent beträgt.
Ernsthaft engagierte Läden bestellen dann bei diesen Marken auch nur die Kollektionsteile, die bereits bio oder recycled sind. Zumindest sollten die Kunden auf solche „Ausnahmen“ explizit hingewiesen werden.
Als Mindestmaß an Bemühung um eine auch faire Produktion bzw. deren unabhängige Bestätigung gilt eine Mitgliedschaft in der Fair Wear Foundation oder bei made-by oder eine Zertifizierung nach GOTS/IVN/Naturland oder SA8000 (auf Fabriklevel) oder FairTrade auf Produktlevel sowie die Produktion in „Low Risk European Countries“ und den USA .
Für diese Runde haben wir noch ein Auge zugedrückt, wenn ein Laden eine einzige Marke führt, die nur „fair“ aber eben nicht „öko“ ist.
Viele Ethical Fashion Stores sind in ihrer Auswahl sehr viel strenger. Beispielsweise haben sich eine ganze Reihe von Händlern unter dem Dach des Netzwerks Korrekte Klamotten auf anspruchsvollere gemeinsame Kriterien geeinigt.
Dennoch führt auch die recht lockere Definition von „Ethical Fashion Concept Store“ auf Grüne Mode dazu, dass mit dieser Aktualisierung einige Läden von der Grünen Liste verschwinden. Zugleich haben recht viele neu gegründete Läden mit einem Schwerpunkt auf Ethical Fashion wegen des gleichzeitigen Verkaufs von hellgrün bis gar nicht grünen Marken keinen Eingang auf die Liste gefunden.
Wir hoffen mit unserer konkreteren Definition von Ethical Fashion Store die betroffenen Läden zu motivieren, ihre Sortimente konsequenter zu gestalten.
Gegenüber der letzten Grünen Ladenliste sind 9 Läden verschwunden. 4 wegen Schließungen, 5 wegen unserer Kriterien. 8 neue sind hinzugekommen, darunter mehrere Läden, die sich auf öko-faire Kinderkleidung spezialisieren. Netto also -1 gegenüber dem Vorjahr.
Das klingt nun vielleicht erstmal insgesamt etwas ernüchternd, aber es gibt auch gute Nachrichten. In jeder Stadt >500.000 Einwohner konnte sich ein Ethical Fashion Store etablieren und das inzwischen immer häufiger auch in zentralen Lagen. Auch einige kleinere Städte können sich über tolle neue oder etablierte Läden freuen.
Und: die Liste könnte bereits um mehr als 10 Läden länger sein, wenn sich die entsprechenden Läden zu einer konsequenteren Haltung druchringen. Hoffen wir also einfach auch, dass wir sie schon bald wieder aktualisieren müssen.
Jetzt freuen wir uns erstmal auf eine angeregte Diskussion und hoffen, dass unser Vorgehen nachvollziehbar ist. Die neue Liste findet ihr HIER!
UPDATE: Da haben wir doch glatt 2 sehr spannende Läden vergessen. Sowohl in Berlin und inzwischen auch in Düsseldorf gibt es jeweils einen Laden, der sich komplett auf Upcycling-Mode und Accessoires spezialisiert.
Damit verbessert sich auch unsere Gesamtbilanz gegenüber dem Vorjahr auf +1 und nun insgesamt 37 Läden.
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
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