11 Mai, 2008

Suaheli in Berlin

In Berlin habe ich jüngst die Macherin von „Pamoyo“ getroffen – einem kleinen neuen Trendlabel für Ökomode. Cecilia Palmer und ich haben uns zwar am Görlitzer Bahnhof getroffen und nicht auf der Glienicker Brücke, die für konspirative Treffen bekannt ist, aber wir haben tatsächlich außer Informationen auch ein geheimnisvolles Paket übergeben.

Darin steckte das rote Sommerkleid, dass ich bei Cecilia und ihrem Partner Frans Prins im Internet geordert hatte (www.pamoyo.com), aber nicht bezahlen konnte, weil ihr Bezahl-System unendlich kompliziert ist und bei mir bis heute nicht funktioniert.

Der Name Pamoyo ist Suaheli und setzt sich aus den zwei Wörtern „Herz“ und „gemeinsam“ zusammen. „Styled with heart“ schreiben die beiden auf ihrer Seite und von Herzen scheint ihr Engagement wirklich zu kommen. Lange bevor sie ersten eigenen neun Modelle (S, M, L) kreiert hatten, setzten sie schon mit ihrer Agentur grassroutes dafür ein, dass alle jungen Labels sich kennenlernen und vernetzen, damit nicht jeder wieder von der Pike auf anfangen muss.

Die 25-jährige Cecilia trägt ihre Sachen selbst, die bunt werden, weil sie neben Biobaumwolle in jedem Stück auch recyceltes – farbiges – Material verwendet. „Ich war überrascht, wie leicht die Biobaumwolle zu bekommen war und wie schwierig es dagegen ist, günstig an Altkleider zu kommen“. Cecilia kauft in Kiloläden und auf Flohmärkten ihre ausgedienten Kleider, die Biobaumwolle kommt aus der Türkei. Vieles wird in Berlin – und auch von ihr selbst – genäht.

Besonders sympathisch ist die großzügige Geste, die Schnitte als „open source design“ bei Pamoyo bekommen zu können und selber Hand anzulegen. Und zweitens planen Cecilia und Frans auch ein Projekt in Uganda, wo sehr viele Altkleider aus dem Norden auf Märkten landen. Dort möchten sie gerne produzieren, „upcyceln“ wie Cecilia sagt, und die Ware dann wieder hier verkaufen. Was ihre Fantasie beflügelt, braucht allerdings noch finanzielle Unterstützung. Mode und Altkleider – das ist eine erstaunliche Partnerschaft, aber womöglich mehr als ein flüchtiger Trend, wenn es denn den Massenmarkt erreicht.

Im Moment sehen Cecilias Sachen tatsächlich noch etwas handgenäht aus, etwas solidere Verarbeitung würde ich dem Label wünschen, sonst bleibt es eine Nische für Liebhaber.

Zurück zum Kleid – diesmal sollte alles anders sein: Ich wollte das Kleid nicht wie alle anderen Samples bei mir in der Schreibstube an die Wand nageln, ich wollte es anziehen. Aber es ist leider so, wie mein hochverehrter Professor schrieb, als er meinen Blog und das Foto zum Tipp Kleiderwechselparty sah: „Diese Kleidung ist mir zu gefährlich. Sie sieht aus, als könnte man darin steckenbleiben“.

Ich trage Größe S und habe Größe S gekauft, aber wer nicht eigentlich Size-Zero hat und womöglich mehr Busen als Kate Moss, der sollte dringend Größe M ordern. Sonst sitzt es buchstäblich hauteng.

Viel Glück, liebe Cecilia.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: Label

3 Kommentare auf "Suaheli in Berlin"

1 | Rolf

Juni 19th, 2008 at 18:12

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Mich würde mal interessieren mit welcher Begründung die Polizei Sie von diesem Ort vertrieben hat!

War es das Schild mit der Aufforderung zu fragen, oder das Tchibo-TShirt, oder einfach nur die Nähe zum Lieferanten?

Darf mich z.B. das Kaufhaus C&A vor dessen Türe vertreiben, nur weil ich eine Hose aus diesem Hause anhabe?

Kann mir Mercedes verbieten vor einer ihrer Filialen mit einem 190er zu parken?

2 | Rolf

Juni 19th, 2008 at 18:15

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Hab mich vertan, bitte löschen!

3 | Stefan Schurig

Juni 19th, 2008 at 19:08

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Glückwunsch! Super Aktion, habe mich köstlich amüsiert. Und das bei einem ernsten Thema.

Unter diesem Link gibt es übrigens einen sehr guten comic-artigen Film, der das Thema „stoffströme“ hervorragend illustriert. https://www.storyofstuff.com/
S.