08 Okt, 2012

Schuhentdeckung

Während die grüne Modebranche ja inzwischen bei HAKA und DOB (Herren- und Damen-Oberbekleidung) einiges zu bieten hat, sind modern geschnittene Schuhe jenseits von Sneakern noch eine echte Seltenheit. Entsprechend groß war meine Begeisterung als ich gemeinsam mit Wiebke (glore Hamburg) und meiner gruenewiese-Partnerin Simone im Januar auf der Ethical Fashion Show John W. Shoes entdeckte. Und noch größer war meine Verwunderung als ich erfuhr, dass Detmar Johannes Wagener eigentlich schon sehr lange ökologische Schuhe produziert. Nämlich bereits seit 1998.

Dabei macht der Tausendsassa Detmar alles komplett selbst. Vom Design, über den Vertrieb bis hin zum Management der Produktion. Die findet komplett in Spanien statt, in einem kleinen Familienbetrieb mit 15 Mitarbeitern, sowie vorbereitend in Heimarbeit im selben Ort. Verwendet werden (mit Ausnahme einiger weniger Lackledermodelle) ausschließlich pflanzlich gegerbte Leder, Holz und Naturkautschuk sowie für einige Sohlen auch Recycling-Gummi. Für 2013 sind zudem auch vegane Modelle geplant.

Bisher gab es John W. vor allem bei klassischen Öko-Schuhhäusern sowie konventionellen Schuhgeschäften und Onlineversendern. Die wählten entsprechend auch eher die klassischen Modelle aus dem umfangreichen Angebot. Die jüngeren Linien könnten nun eine echte Entdeckung für moderne Ethical Fashion Stores sein.

Die Modelle in der zweiten Reihe oben kommen bei uns im Laden zumindest super an und sind oben drein wohl auch sehr bequem, wie uns vielfach von begeisterten Kundinnen bestätigt wurde. Gerade auch die Varianten mit Absatz, die bei uns schon fast komplett vergriffen sind. Wieder eine Lücke weniger im korrekten Modeangebot.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

3 Kommentare auf "Schuhentdeckung"

1 | Ingrid

Oktober 11th, 2012 at 00:26

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Letzten Winter habe ich mir so coole rote Bikerschuhe von Johnnys gekauft und mich sehr gefreut, dass man auch jenseits von Sneakern und jenseits von ökigem Aussehen was umweltfreundlicheres und warmes für die Füsse bekommt. Und für Schuhe aus fairer Produktion inklusive pflanzlich gegerbtem Leder sind sie auch noch recht preiswert.
Ich hatte mich daher schon gewundert, dass die Johnnys Schuhe bisher noch nicht in den Ethical Fashion Stores aufgetaucht sind und mir dann gedacht, dass die eben nicht so konsequent sind wie z.B. Po-Zu. Steht auf der John W. Shoes- Webseite ja nur: „modisches Design verbunden mit ökologischer Ausrichtung“ ohne konkretere Ausführung.
Etwas versteckter steht dann, dass „ecologic tanned inside leather“ verwendet wird. (Ist es dann auch „outside“ pflanzlich gegerbtes Leder?) Selbst die Verpackung sei aus „nachwachsenden Rohstoffen“ (Sind nicht alle Schuhkartons aus Pappe?). Inzwischen etwas genervt von ökologischen Phrasen ist mir das zuwenig Info. Meine Anfragen bezüglich der Art der pflanzlichen Gerbung müssen bei der Firma irgendwie untergegangen sein, gut möglich, dass das Gerbverfahren auch ein Betriebsgeheimnis ist. Aber diese schwammigen Formulierungen trifft man bei Ökoschuh-Angeboten oft, da steht dann manchmal nur „chromfrei gegerbt“(z.B. bei hess natur). Mit was wurde dann stattdessen gegerbt?
Es macht ja auch einen Unterschied, mit welchen pflanzlichen Gerbstoffen gearbeitet wird (in Monokulturen angebaut? Tropenholz?). Bei der Pflanzengerbung ist es zudem oft üblich, mit Glutardialdehyd (wie gefährlich ist das überhaupt?) vorzugerben, damit das Verfahren nicht 1-2 Jahre dauert, sondern nur ein paar Stunden und somit auch kostengünstiger ist. Auch die Entsorgung der Gerberei-Abwässer ist von ökologischer Bedeutung, da mag dann chromgegerbtes Leder aus Europa manchmal sogar ökologisch vertretbar sein.
Bei Textilien kann man sich ja noch recht gut über die verschiedenen Materialien informieren und sich auch an diversen Siegeln orientieren, bei Schuhen ist die Orientierung hingegen schwieriger und ich merke, dass auch das Wissen bei den Öko-KundInnen da geringer ist. Schön wäre auch so eine Ökobilanztabelle für verschieden gegerbte Leder (in der Art von Made by’s Environmental Benchmark for Fibres). Aber Lederschuhe sind halt per se nicht besonders ökologisch, es sei denn man trägt sie 10 Jahre 😉

2 | Lars

Oktober 11th, 2012 at 10:17

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@Ingrid: Die Formulierung mit den Innenledern hatte mich auch irritiert und ich habe vor Veröffentlichung des Artikels nachgefragt. Es gibt ein paar wenige Lackledermodelle und deren Außenleder sind nicht pflanzlich gegerbt. Nach Aussage von Detmar ist das bei Lackleder nicht möglich. Das ist der Grund für die Formulierung. Eine Differenzierung wäre da sicher sinnvoll, damit es nicht zu solchen Irritationen kommt.

Ich habe hier dann generell pflanzl. Gerbung geschrieben, weil ich die Lacklederschuhe noch nie in Shops gesehen habe und mich auch noch nie näher mit Lackleder beschäftigt habe.

Alle Leder stammen aus Deutschland und Spanien.

Ich stimme dir zu, dass mehr Informationen auf der Website schön wären und gebe das auf jeden Fall nochmal weiter.

Vor allem aber fehlen tatsächlich Benchmarks für ökologische Schuhe. Wobei ja auch bei dem Faserbenchmark das Problem besteht, dass dort nur die Ökobilanz bis zur Faser betrachtet wird und die Weiterverarbeitung, die Langlebigkeit und Pflegebedürftigkeit außen vor bleiben.

Das würde bei Schuhmaterialien sicher dazu führen, dass Kunstleder aus frischem Erdöl um so viele Klassen besser selbst als pflanzlich gegerbte Bio-Leder abschneiden, dass es schwer würde deren Nutzung noch ökologisch zu rechtfertigen. In der Langlebigkeit dürften Tier-Leder hingegen Kunstledern um Längen überlegen sein, wenn sie denn ordentlich gepflegt werden.

Dazu wie sich einzelne pflanzliche Gerbungen ökologisch zueinander verhalten liegen mir leider bisher auch keine Informationen vor. Ich werde versuchen das mal bei den Schuhherstellern zu denen ich Kontakt habe in Erfahrung zu bringen, welche Gerbung genau sie einsetzen und wo die Gerbstoffe herkommen.

3 | Muyserin

Oktober 30th, 2012 at 15:33

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Hallo Herr Wittenbrink,

vielen Dank fürs Mitteilen der interessanten Entdeckung. Allerdings: das hier ist doch das Internet. Könnte man da nicht auch einen Link zum besprochenen Hersteller setzen?

Ich bin mal so frei: http://johnwshoes.de/
(und nein, ich kriege nix von denen! (leider!)).