17 Jul, 2012

Vintage Wahnsinn II

Vor einigen Wochen berichteten wir von einem kommerziellen Secondhand-Konzept, dass es schafft auch Fashion Victims für gebrauchte Kleidung zu begeistern. Mit den natürlich diskussionswürdigen Nebeneffekten, dass bei Weekday auch Vintage-Mode zu Fast Fashion wird und – wie eine Kommentatorin zurecht anmerkte – natürlich mithilft die Kasse der h&m-Tochter zu füllen.

Ganz ohne Textilriesen und trotz Massenandrang auch ohne Chaos kommt der Kleiderwirbel Mädelsflohmarkt  in Münster daher. Katherina Lindenblatt und Anna Anastasova haben hier nun schon zum zweiten Mal etwas wirklich großartiges auf die Beine gestellt. Auf 2 Etagen in einem Mensagebäude konnten private Verkäuferinnen Standflächen mieten. Ein DJ sorgte für gechillte bis clubbige Atmosphäre, zusammengestellte Trennwände ergaben die Umkleiden. Doch das Wichtigste ist sicherlich die stilsichere moderne Kommunikation des Events. Die sorgt nämlich dafür, dass der Kleiderwirbel – anders als die inzwischen recht verbreiteten Tauschparties – alles andere als ein subkulturelles Nischenevent ist.

An über 150 Ständen von mehr als 200 Verkäufer_innen gab es vorrangig Kleidung und Schuhe, die kaum mal älter als 3 Saisons waren. Entsprechend modisch sowohl die Verkäuferinnen als auch das Publikum. Gut 2000 zahlende (Eintritt 3 euro) Besucherinnen zählten die Veranstalterinnen. Männer durften natürlich auch rein und weil es für die ja nichts zu kaufen gab sogar umsonst.

Meine Freundin hat vor allem solche Stücke ergattert, die es in grün, fair  und neu bisher kaum oder nur richtig hochpreisig zu kaufen gibt. Leggins, ein großvolumiges Muster-Halstuch, eine arbeitstaugliche Bluse. Aber auch ein Jerseykleid und einen grobmaschigen Kurzarm-Strickpulli. Geboten wurde wirklich alles, was so in den letzten 5 Jahren auf der Straße zu sehen war. Sehr viel Ware von den großen Modehäusern für meist nur 1 bis 5 euro, aber auch Markenware für kleines Geld.

Angebot und Preise haben natürlich so manch eine Besucherin zum richtigen Kaufrausch verführt. Gewisse Fast Fashion Tendenzen also auch hier. Und ich habe mich gefragt, wie wohl die Kleiderschränke der Verkäuferinnen aussehen müssen, aus denen diese Massen aktueller Klamotten stammen.

Secondhandläden haben es ja immer schwerer  an aktuelle Mode zu kommen, weil der moderne Konsument seine aussortierten Klamotten bei ebay selbst verkauft. Indoor-Flohmärkte mit fokussiertem Angebot und angenehmer Atmosphäre scheinen mir da die beste zeitgemäße Alternative für diejenigen, die gerne anprobieren und anfühlen, bevor sie zuschlagen – was ja im Netz nicht möglich ist. Gegenüber normalen Flohmärkten findet man hier wiederum viel schneller und häufiger, was man wirklich sucht.

Der nächste Kleiderwirbel findet am 7. Oktober statt. Ähnliche Events gibt es auch in vielen anderen Städten. Gefunden habe ich spontan: Weiberkram in Neuss, Woman in Bremen, Mädchenflohmarkt Erlangen, Mädchenflohmarkt Stuttgart, auch was für Männer gab es beim Doppelevent Mädchenflohmarkt/Collector in Düsseldorf.

Wenn ihr weitere solcher wiederkehrender Events kennt, postet sie doch bitte als Kommentar. Dann haben wir hier mal eine kleine Sammlung.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

1 Kommentar auf "Vintage Wahnsinn II"

1 | Cathleen

Juli 17th, 2012 at 11:50

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Danke Lars, für den informativen Bericht..