21 Dez, 2008

Prada macht Pleite

Die FAZ am Sonntag jammert, dass in New York Panik herrsche, weil keiner mehr Mode kaufe. Wir reden hier von Brioni-Anzügen (5000 Dollar), Valentino-Kleidern (4000 Dollar) und Jil-Sander-Winterstiefeln (1200 Dollar). Kein Prada mehr? Das ist wie mit den teuren Porsches, die keiner mehr will.

Es liegt nicht daran, dass die Leute die Sachen aus der Traumfabrik nicht mehr bezahlen könnten, sondern sie sind genervt von der Arroganz und der Abzocke dieser Marken.

Raum für großartige Kleidung und großartige Autos wird es immer geben, aber wir brauchen bessere Ideen. Und Mode, die nur teuer ist, deren ökologische und soziale Qualität aber ins Bodenlose abgesackt ist, will halt keiner mehr. Ebensowenig wie spritschluckende Autos.

Gucken wir mal, was wir auf der Premium im Januar 2009 so sehen und was auf der Biofach in Nürnberg im Februar 2009. Ich setze auf Saubere Sachen.

Bleibt anständig angezogen.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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1 Kommentar auf "Prada macht Pleite"

1 | Gerhard Zirkel

Dezember 21st, 2008 at 18:24

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Ob Autos oder Mode, das Prinzip ist das gleiche. Gekauft wird das Zeug um sich von der Masse abzuheben, aufzufallen, was „besseres“ zu sein als die anderen. Das ist prinzipiell nicht verwerflich, warum sollte man sich auch nicht abgrenzen.

Dumm nur, dass die herkömmlichen Produkte in den letzten Jahren ins gewöhnliche abgerutscht sind. Teuer alleine schafft halt noch keinen Vorteil. Dicke Autos hat mittlerweile jeder und teure Klamotten auch.

Es müssen einfach neue Aspekte her, mit denen man dann wieder etwas besonderes hat. Ökologische und soziale Aspekte sind da gute Kandidaten.

Gerhard Zirkel

2 | Kirsten

Dezember 21st, 2008 at 21:24

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@Gerhard: Ich bin zum Jahresende immer grauenhaft apodiktischer Stimmung. Bitte verzeih. Für mich ist ökologische und ethische Qualität mehr als ein Unterscheidungsmerkmal von einigen wenigen Produkten, mit dem ich mich dann von anderen abheben kann. Ich plädiere dafür, dass saubere und sozialverträgliche Herstellung zum inneren Merkmal jedes Produktes wird. Wenn das so ist, suche ich einfach wieder aus, was mir gefällt, weil ich mich darauf verlassen kann, dass das Produkt im Kern in Ordnung ist.
Natürlich: erstmal heben sich einzelne grüne Produkte – so auch grüne Kleidung – durch ihren sozialen und ökologischen Mehrwert von anderen ab, sie sind das Vorbild der ganzen Branche und treiben alle anderen – im besten Sinne – vor sich her.
Mehr noch: ich bin nicht sicher, ob ich mich alleine auf die aufgeklärten Konsumenten und seinen Wunsch, sich abzuheben, verlassen will. Ich möchte auch politische Regularien, die diese Produkte unterstützen. Es ist sicher verdammt deutsch nach dem Staat zu rufen, statt wie in England und USA stärker auf das Individuum und den selbstregulierenden Markt zu vertrauen, but I do.

3 | Leonardo Langheim

Dezember 22nd, 2008 at 11:39

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Das Entscheidende ist doch der Unterschied zwischen der materiellen Machart der Mode (ökologische, soziale und fair trade Aspekte) und dem ästethischen Ausdruck. Ersteres wird hoffentlich bald ein hygene Faktor – letzteres ist der eigentliche innovative Sprung, den noch keiner geschafft mit großer Aufmerksamtkeit geschafft hat. Ist der Modestil für Mann und Frau nicht unendlich eineengend für Körper und Geist? Ich meine dann gewinnt Kleidung auch wieder an Wert (=Preis)! Und nicht wie jetzt Preis als wichtigstes Merkmal der Positionierung. Bis Januar….

4 | Gerhard Zirkel

Dezember 22nd, 2008 at 13:31

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@Kirsten
auch für mich ist ökologische und ethische Qualität mehr als ein Unterscheidungsmerkmal – aber wie viele Menschen gibt es die ähnlich denken? Da bin ich eher Realist und baue darauf, dass der Mensch ein stetes Bedürfnis hat, sich nach oben hin von anderen abzuheben.

Mit „nur teuer“ geht das jetzt nicht mehr und so ist es jetzt die Aufgabe von uns „Ökos“ neue Merkmale einzuführen. Da kommt es jetzt halt auf die richtige Strategie an – von der Politik können wir die aber nicht erwarten, denn die Politik ist schon lange (oder schon immer?) nur noch das Ausführungsorgan der Wirtschaft.

Bevor man also nach politischer Macht schreit, ist es sinnvoller sich um wirtschafliche Macht zu bemühen und es dann halt besser zu machen.

Gerhard Zirkel

5 | Kirsten

Dezember 22nd, 2008 at 16:08

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@Gerhard: Ich verabschiede mich aus Überzeugung nicht so schnell von der Politik, ich will weder, dass die Verantwortung für nötigen Wandel allein der richtige Kaufentscheidung von Lieschen Müller zugeschoben wird, noch mich alleine auf die Kräfte des Marktes verlassen.

Und mehr noch: Gerade jetzt hat die Politik doch ziemlich die Nase voll davon, sich zum Handlanger (und Bezahlopa) der Wirtschaft machen zu lassen und setzt wieder mehr auf Regulation – ich bin da offenbar optimistischer als du.

Ich hatte eigentlich befürchtet, dass du sofort fragt, welche Regularien mir denn so vorschweben….Da ist zunächst ein gut erkennbares (EU-Siegel) Label für Ökomode mit staatlicher Rückendeckung, das Verbrauchern Sicherheit gibt. Gut gefielen mir auch weniger Einfuhrzölle für Biobaumwolle, die es Unternehmen leichter machen würden, dieses Material günstig zu bekommen (und die Erzeuger hätten von der steigenden Nachfrage auch was). Was meinst du dazu?

6 | Gerhard Zirkel

Dezember 22nd, 2008 at 17:12

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@Kirsten
Sorry, aber ich hatte während meiner Zeit als Angestellter zu viel mit EU oder sonstigen Regularien zu tun um noch ansatzweise daran glauben zu können dass die irgend etwas bewirken ausser den Zertifizierungsunternehmen (und damals auch mir) Aufträge zu verschaffen.

Ohne aktives Denken seitens der Verbraucher wird es auch künftig nicht gehen.

Regulieren wird sich das System spätestens dann, wenn die Ressourcen zu knapp werden um die Bedürfnisse zu befriedigen. Da unterscheiden sich die Menschen nicht von den Tieren. Immer wenn sich eine Spezies exponentiell ausbreitet ist deren Dezimierung auch schon in Sicht – spätestens wenn die Nahrung knapp wird.

Gerhard Zirkel

7 | Kirsten

Dezember 22nd, 2008 at 22:10

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@Gerhard: Auch wenn wir sicher anderer Meinung sind, an welchen Stellschrauben es zu drehen gilt, um gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen, freue ich sehr über diese Debatte mit dir.

Stellvertretend für alle, die dieses Jahr fleißig kommentiert haben, bedanke ich mich heute bei dir für Kommentare mit Substanz. Freundliche Bestätigung ist schön und während der Tchibo-Aktion war ich ehrlich froh darum, aber leidenschaftlich liebe ich es, ein bisschen in den Ring zu steigen und miteinander um den besten Weg zu ringen.

Auf die Kommentarfluten im Neuen Jahr!

8 | Bryah

Januar 3rd, 2009 at 10:08

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Menschen, die sich durch ihre finanziellen Möglichkeiten vom Rest der Welt abgrenzen wollen, das sind für mich nur Menschen, die sich selbst als wertlos einstufen und durch kostspielige Produkte ihren Wert steigern wollen – einen ernst zunehmenden Sinn sehe ich darin nicht – wozu leben die denn, wenn sie sich keine sinnvolle Aufgabe suchen. Und nachhaltig, nein, das ist es wahrlich nicht.

Menschen, die finanziell besser gestellt sind, diese Menschen sollten eigentlich ein Vorbild sein, finde ich – sie können vorangehen, konsumieren und das auf „gesunde“ Art und Weise, so dass die Produkte auch für die breite Masse dann angeboten werden.

Im Moment läuft es andersherum. Der Mittelstand, der zeigt Gesicht und geht nach vorn. Aber das ist auch gut. Die Revolution von unten. 😉