07 Jun, 2012
Chemisches Foul schon vor dem Anstoß
In wenigen Stunden beginnt mal wieder eine Fußball-EM und mal wieder decken sich Fußballbegeisterte allerorts mit Fan-Artikeln ein. Dem turnusmäßigen Kauf der neusten Trikots, Flaggen und des ganzen Dekokitsches stehe ich ja schon aus ökologischer Perspektive eher kritisch gegenüber. Nun haben Verbraucherschützer Europäischen Verbraucherverbands (BEUC) herausgefunden, dass Trikots namhafter Hersteller wie adidas, Nike und Puma Schwermetalle sowie hormonell und auf das Nervensystem einwirkende Chemikalien enthalten. Sie können also auch für den Träger eine gesundheitliche Belastung darstellen.
Getestet wurden die Trikots von Deutschland (adidas), Russland (adidas), Ukraine (adidas), Spanien (adidas), Italien (Puma), Niederlande (Nike), Portugal (Nike), Frankreich (Nike), Polen (Nike). Die Trikots von Deutschland, Spanien, Ukraine, Russland, Frankreich und Italien enthielten Bleiwerte oberhalb des empfohlenen Grenzwertes für Kinderspielzeug. Die Trikots von Portugal und den Niederlanden allergenes Nickel. Gastgeber Polen spielt in Trikots, die zinnorganische Verbindungen oberhalb der gesetzlichen Grenzwerte aufweisen. Zinnorganische Verbindungen können das Nervensystem schädigen. Zielführendes Doping ist das nicht.
Und schließlich enthielten die Trikots von Spanien und Italien auch noch Nonylphenol (Grüne Mode berichtete), eine Chemikalie, die das Hormonsystem beeinflussen kann und in Europa zurecht verboten ist.
Wer bereits für sich oder andere ein solches Trikot erworben hat, dem sei gesagt: Waschen hilft! Schon nach der ersten Wäsche sinken die Werte in der Regel deutlich – und die gefährlichen Chemikalien beeinträchtigen nur noch unser gemeinsames Trinkwasser und unsere Umwelt – aber nicht mehr die persönliche Gesundheit.
Und auch wenn die Werte in keinem der getesteten Trikots auf eine akute Gesundheitsgefährdung von Spielern oder Fans schließen lassen: Diese Chemikalien gehören einfach überhaupt nicht in Kleidung. Denn am anderen Ende der textilen Kette addieren sich die viele Mikrogramm zu einer ordentlich Konzentration, die Produzenten sowie Umwelt und Trinkwasser in der Herstellerländern massiv belasten. Greenpeace fordert deshalb mit der Detox Kampagne Textilhersteller auf, gefährliche Chemikalien komplett aus ihrer Produktion zu verbannen.
Wer einfach nur seiner Leidenschaft für Fußball und EM mit einem schicken T-Shirt Ausdruck verleihen möchte, der kann mal hier vorbeischauen. Auch für Mädels! Ich kann ja mit Fußball generell nicht so viel anfangen, aber wenn gefallen mir T-Shirts ohne Nationalfarben doch sehr viel besser.
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
Veröffentlicht in: News