01 Mai, 2008

Phönix aus der Asche

Der Ökomode-Versandhändler Hess Natur aus dem hessischen Butzbach hat kräftig den Staub von seiner Kollektion abgepustet. Es wehte einen ja immer ein bißchen der Schauder der Vergangenheit an, wenn man den Katalog durchblätterte. Selbst im neuen Laden in Hamburgs Innenstadt war die Quote von grauhaarigen Damen in lila Strick noch sehr hoch. Was will man auch erwarten von einem über 30 Jahre alten Versandhaus?

Aber jetzt steigt Hess Natur gerade wie Phönix aus der Asche. Im Sommer wollen die Butzbacher über Online-Shopping und Versandhandel nach Nordamerika expandieren. Nicht nur, dass die Deutschen geradezu kühn ihre Kollektion für ein Exportprodukt halten, sie setzen auf einen ziemlich ausgeflippten spanischen Designer als neuen Kreativdirektor. Miguel, wer? Der 42 Jahre alte Miguel Adrover hat zwar schon mal Louis-Vuitton-Taschen zu Miniröcken umgewandelt (Recycling gegen Logo-Wahn!), aber sich trotz Erfolges in New York vor drei Jahren wieder in seine Heimat Mallorca zurückgezogen. Jetzt steigt er also auch wie Phönix aus der Asche und hilft Hess Natur auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen. „Funny marriage“ nennt Adrover das selbst.

Und wie sieht das aus, wenn Palma auf Butzbach trifft? Ein bißchen wie eine Kutte, finde ich. Eine Assoziation, die ich offenbar mit Cathy Horyn, der Modekritikerin der „New York TImes“, teile.  Sie nannte Adrovers Teile “ a simple but respectable sunday-going-to church-outfit“. Da zeigt sich auch, wie produktiv und geradezu poetisch Recycling aussehen kann, in der Kleidung stecken alte Matrazen.

Letzte Frage: So schick ich den Spanier finde, gibt es keine deutschen Designer, die Hess Natur auf den amerikanischen eco-bandwagon hätten helfen können?

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: Label

3 Kommentare auf "Phönix aus der Asche"

1 | Paulina Lange

Mai 1st, 2008 at 11:35

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Merkwürdige Mode, alles so lang und hell. Komisches Muster. Vielleicht wegen der Matratze.

2 | Ulike Bogdan

Juni 19th, 2008 at 22:36

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Gehört Hess nicht inzwischen Neckermann? Um ehrlich zu sein werde ich da immer skeptisch, wenn die großen Versandhäuser sich die „Ökos“ einkaufen. Ob es dann bei den Kleinen noch mit rechten Dingen zugeht?

Grüße
Ulrike

3 | admin

Juni 27th, 2008 at 16:14

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@ Ulrike: Ja, stimmt. Dennoch gilt Hess Natur in der Branche als untadelig. Mehr noch: sie arbeiten mit der Kampagne für Saubere Kleidung zusammen. Ihr Problem ist eher ihr verstaubtes Image und wie man sieht, mühen sie sich. Nein, ich habe kein Problem mit den Obelixen, wenn sie saubere Sachen anbieten.