12 Mai, 2012
Mit Datensammlung gegen Umweltverschmutzung
Ma Jun war Journalist, als er in den 1990ern das Ausmaß katastrophaler industrieller Umweltverschmutzung in China zu dokumentieren begann. Doch er erkannte schnell, dass es weder möglich noch ausreichend war, die unzähligen Fälle giftiger Abgase und Abwässer durch klassische Dokumentation bekannt zu machen. Nach Veröffentlichung der vielbeachteten umfassenden Studie „China’s Water Crisis“ gründete er 2006 das unabhängige Institute of Public and Environmental Affairs (IPE). In zwei Datenbanken stellt das Institut Informationen zu über 90.000 Fällen schwerer Luft- und Wasserverschmutzung durch lokale, aber vor allem auch durch Multinationale Konzerne bereit. Zudem entwickelte Jun das Green Choice Supply Chain Programm, in dem die Informationen für Konsumenten aufbereitet sind und somit in Kaufentscheidungen einbezogen werden können.
Die Zuordnung von Zulieferern und den auftraggebenden Globalen Konzernen war eine der größten Herausforderungen für IPE. Oft werden Geheimhaltungsvereinbarungen abgeschlossen und nicht wenige Konzerne haben selbst keinen richtigen Überblick über die Sublieferanten ihrer Zulieferer.
Für seine Arbeit wurde Ma Jun jüngst mit dem Goldman Environmental Prize ausgezeichnet. Anders als andere Umweltaktivisten in China ist Ma Jun bisher nicht ins Visier der chinesischen Regierung geraten. Ma Jun sieht sich auch gar nicht als Gegner der Konzerne, deren Umweltvergehen er veröffentlicht. Vielmehr will er sie mit seinen Datenbanken dabei unterstützen ihre Lieferketten besser zu managen. Dass die Öffentlichkeit der Daten auch Druck erzeugt, ist Ma Jun natürlich bewusst und zweifellos die Basis seiner Erfolge.
Und die können sich wirklich sehen. In den letzten Jahren hatte Ma Jun vorrangig die Elektroindustrie im Visier. Allen voran Branchenführer Apple, der sich zunächst besonders hartnäckig weigerte seine Lieferketten offen zu legen. Daraufhin veröffentlichte IPE gemeinsam mit NGOs zwei Studien über die massiven Umweltbelastungen durch Apple-Zulieferer. Nach der zweiten Studie bat Apple dann selbst um ein Gespräch und begann Audits in 14 besonders problematischen Produktionsstätten duchzuführen. Sogar das Audit-Unternehmen ließ sich Apple von Ma Jun empfehlen. Der hätte natürlich die Begleitung des Audits durch eine unabhängige NGO bevorzugt.
Auch wenn das alles nur erste Schritte sind, hat sich Ma Jun hat gleich die nächste schmutzige Industrie vorgenommen. In den kommenden Monaten gilt der Fokus von IPE der Textilproduktion. Eine erste Studie ist bereits veröffentlicht und kann hier heruntergeladen werden.
via treehugger.com und www.nytimes.com
UPDATE: Die Website des Instituts ist derzeit offline. Sollten Website und Studie nicht in den nächsten Tagen wieder zugänglich sein, bei Interesse einfach einen Kommentar hinterlassen. Wir mailen die Studie dann zu.
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |
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