14 Mrz, 2012
Triple R Denim
Spätestens seit dem in Teilen sehr umstrittenen Jeans-Test der Stiftung Warentest und diversen Zeitungs- und TV-Berichten (sehr gute NDR-Doku hier) über die schweren gesundheitlichen Belastungen beim Färben, Waschen und Sandstrahlen ist bekannt, dass die korrekte Denim-Produktion zu den größten Herausforderungen der grünen Mode gehört. Mit K.O.I beschreitet Tony Tonnaer hier nun neue Wege und greift dabei in Sachen Design auf zwei große Traditionen zurück. K.O.I steht für Kings of Indigo und verbindet den klassischen Jeans-Look amerikanischen Ursprungs mit der japanischen Perfektion und der Liebe zum Detail.
Als Brand-Manager verhalf Tony Tonnaer bereits kuyichi zum Durchbruch, die als erste moderne Jeans aus Bio-Baumwolle fertigten. Mit K.O.I geht er nun noch einen Schritt weiter und nennt dies die „Triple R“ Strategie.
Das erste „R“ steht für Recycling. Statt nur auf Bio-Baumwolle zurück zu greifen bemüht man sich so viel wie möglich recycelte Fasern einzusetzen. Zwar fallen beim ökologischen Baumwollanbau die erdölbasierten Pestizide und Insektizide weg, die Umwelt und Feldarbeiter extrem belasten. Jedoch wird auch für Bio-Baumwolle noch viel Wasser und Fläche benötigt. Beides ist in vielen Anbauregionen bereits sehr knapp. Faser-Recycling schont diese Ressourcen.
Allerdings ist es bislang nicht möglich alle Jeanstypen aus 100 % recycelter Baumwolle herzustellen. „Durch das Recycling verlieren die Fasern 20 bis 30 Prozent ihrer Länge“ erklärt Tonnaer die Problematik. Zudem haben die Fasern keine einheitliche Farbe, sodass es bei helleren Waschungen schwierig ist eine konstante Stoffqualität zu erreichen.
Bislang werden vor allem Schnittreste aus der Produktion recycelt. Für T-Shirts nutzt K.O.I auch post-consumer-recycled Baumwolle, also Fasern aus aufgetragenen Altkleidern. Anders als bei Polyester steht das Recycling von Baumwollfasern noch ganz am Anfang. Während Recycling-Baumwolle derzeit noch im Preis mit biologischer Baumwolle gleich auf liegt, werden im Zuge der technischen Entwicklung deutlich geringere Preise erwartet.
„R“ Nummer zwei steht für Repair. K.O.I bietet einen Reparatur-Service an und hilft so mit das Leben der Jeans zu verlängern. Mit schicken Repair-Sets werden die Kunden zudem ermutigt, kleine Reparaturen selbst vorzunehmen.
Das dritte „R“ steht schließlich für Re-Use. Über seine Händler nimmt K.O.I aufgetragene Jeans zurück und garantiert das Recycling zu neuen Fasern für neue Kollektionen.
Recycle, Repair und Re-Use sind allesamt keine ganz neuen Konzepte im grünen Modebereich. Konsequent umgesetzt sind alle 3 schon seit Jahren bei Patagonia – das Recycling allerdings vorrangig mit Polyesterfasern, was erheblich einfacher ist. Recycelte Baumwolle wird auch bei nudie und kuyichi für einige Jeans eingesetzt, bei howies bislang nur für Oberbekleidung. Erstere bieten in den eigenen Läden auch Reperaturen an. Ich würde mich freuen eine solche umfassendere ökologische Produktverantwortung bei noch deutlich mehr grünen Brands zu sehen.
Umfassende Verantwortung will K.O.I nicht nur im ökologischen Bereich übernehmen. Von Anfang an arbeitet das Brand mit der Fair Wear Foundation zusammen (noch nicht gelistet, weil noch im Aufnahmeprozess). Konfektion und Wäscherei erfolgen in Tunesien, bei Betrieben mit denen Tony Tonnaer schon lange zusammenarbeitet. Die verwendete Bio-Baumwolle ist GOTS zertifiziert und damit nicht nur ökologisch, sondern auch fair eingekauft.
![]() |
Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs. Hier finden Sie alle Artikel von Lars Wittenbrink . |