13 Feb, 2012

Synthetik-Kleidung verschmutzt die Meere

Es klingt eigentlich ganz logisch, aber wurde bislang schlicht nie untersucht. Synthetische Textilien aus Polyester, Nylon und anderen erdölbasierten Kunstfasern geben beim Waschen Mikropartikel ab. Diese gelangen in das Abwasser und werden bisher weder von Waschmaschinen noch von Kläranlagen aus dem Wasser herausgefiltert. So gelangen sie letztlich in die Meere.

Synthesefasern haben derzeit einen Anteil an der globalen Faserproduktion von 60 bis 70 Prozent. Dementsprechend kommt da auch an Mikropartikeln ganz schön was zusammen.

Mark Anthony Browne et al. haben herausgefunden, dass bei der Wäsche eines einzigen Kleidungsstücks bis zu 1900 winzige Fasern „ausgewaschen“ werden. Entsprechend viele Mikropartikel haben die Forscher in allen 18 Proben von Stränden weltweit gefunden. Hauptfasern in allen Proben waren Polyester, Acryl und Nylon.

Bereits belegt ist, dass sich Mikropartikel in Meereslebewesen anlagern und somit in die maritime Nahrungskette gelangen. Unklar ist noch, welche Auswirkungen das für unterschiedliche Organismen hat.

Es wäre sehr interessant zu untersuchen, welche Stoffe besonders viele Mikrofasern bei der Wäsche abgeben. Vermutlich wird das Strickwaren, Sweat-Stoffe und Fleece stärker betreffen als festere Stoffe wie wir sie von Wetterjacken (Hardshells) aus dem Outdoorbereich kennen.

Eine verantwortungsvolle Textilbranche sollte als Konsequenz eine rasche Aufrüstung von Kläranlagen und anderen Abwasseraufbereitungsanlagen mit entsprechenden Filtern fordern.

Als großer Fan der Verwendung von recycelten Fasern stelle ich mir zudem die Frage, ob die neuen Erkenntnisse auch zu einer neuen Bewertung von ökologischen Faservergleichen führen müssen. Recycelte Kunstfasern haben ja stets eine noch deutlich bessere Ökobilanz als Bio-Baumwolle.

Doch ist es angesichts der neuen Erkenntnisse noch sinnvoll, recycelte Kunstfasern für ökologische Kleidung zu verwenden?  So lange es keine entsprechenden Filter gibt, tragen ja dann auch diese Ökotextilien zur Belastung der Meere bei. Was meint ihr?

Autor: Lars Wittenbrink

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

Hier finden Sie alle Artikel von .

Veröffentlicht in: News

3 Kommentare auf "Synthetik-Kleidung verschmutzt die Meere"

1 | Alexa

Februar 15th, 2012 at 19:36

Avatar

So, wie es aussieht, beeinflusst unser Plasikabfall die Ökosysteme ja sogar mehr als gedacht. Kürzlich wurde ein Pilz entdeckt, der sich von Plastik ernährt (http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.com/2012/02/entdeckung-im-regenwald-amazonas-pilz.html) gut vorstellbar also, dass es demnächst dann auch solche Mikroorganismen im Meer gibt, die sich von diesen Fasern ernähren…

3 | Grüne Mode – Kirsten Brodde – Blog » Blog Archive » FashionWeek Messerundgang Tag 3

Januar 24th, 2014 at 21:21

Avatar

[…] dazu auch noch Polyester? Wir haben ja inzwischen gelernt, dass beim Waschen von Kunstfaserkleidung Mikroplastik in Flüsse und Weltmeere gespült wird. Andererseits kann die Beimischung die Lebensdauer der Jeans ordentlich erhöhen. Schwierige Sache. […]