28 Nov, 2011

Vintage-Wahnsinn

 
Das H&M Tochterunternehmen Weekday macht jetzt auch in Secondhand, wie Kirsten hier schon an anderer Stelle aus Stockholm berichtete. Natürlich heißt das bei der Fast-Fashion-Kette ganz trendig „Weekday Vintage“ und wird mit einem schicken neuen Etikett versehen. Und das gibt es bei Weekday nicht nur in Stockholm, sondern auch in der Berliner Filiale an der Friedrichstraße.

Während Kirsten sich in Stockholm noch fragte, ob das wohl funktioniert, gibt das Video vom Mid Season Vintage Sale in Berlin (siehe oben) eine eindeutige Antwort.

Wir nachhaltigkeitsbemühte Modeliebhaber verbinden mit Secondhand oft auch einen kulturellen Wandel, eine Abkehr von der Schnelllebigkeit und des ständigen Verlangen nach Neuem. Weekday zeigt uns nun, dass auch gebrauchte Kleidung zu Fast Fashion umfunktioniert werden kann. Klar wirken die Bilder des Secondhand-Konsumrauschs verstörend. Doch es ist auch faszinierend, wie anziehend Secondhand-Kleidung selbst für konsumsüchtige Fashion Victims sein kann, wenn sie entsprechend vermarktet wird.

Einen ganz anderen und ökologisch wegweisenderen Secondhand-Ansatz verfolgt seit einigen Wochen der Outdoor-Hersteller Patagonia. In Kooperation mit ebay wurde ein ebay-Shop für gebrauchte Patagonia-Produkte aufgesetzt. Eine begleitende Kampagne rät Patagonia-Online-Kunden stets zu schauen, ob das begehrte Produkt nicht auch gebraucht erhältlich ist.

Die gebrauchten Patagonia-Produkte werden nicht von Patagonia selbst, sondern von ebay-Nutzern angeboten. Um mit ihren Produkten gelistet zu werden, müssen ebay-Nutzer ein gegenseitiges Versprechen mit Patagonia eingehen. Die ebay-Nutzer verpflichten sich dabei, nur noch zu kaufen, was sie wirklich brauchen, zu reparieren, was kaputt geht, der Wiedernutzung zuzuführen, was sie nicht mehr brauchen und zu recyceln, was übrig bleibt. Im Gegenzug verspricht Patagonia nur nützliche und haltbare Produkte anzubieten, zu reparieren, was dennoch kaputt geht und irreperable Produkte zu recyceln.

Die Secondhand-Angebote sind sowohl in Patagonias eigenen Webshop eingebunden als auch als Special-Shop bei ebay. Das Secondhand-Konzept ist Teil von Patagonias Common Threads Initiative, das auf ein gemeinsames Reduce, Repair, Reuse, Recycle und Reimagine abziehlt. Nachdem Patagonia nun schon seit einigen Jahren aufgetragene Produkte zurücknimmt und recycelt, wird mit dem Seconhand-Online-Shop die umfassende Produktverantwortung weiter vervollständigt.

Autor: Lars Wittenbrink (gruene wiese, Münster)

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Veröffentlicht in: News

4 Kommentare auf "Vintage-Wahnsinn"

1 | Alf-Tobias

November 28th, 2011 at 22:58

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Mehr zu Patagonia gibt es auch bei uns in der Reihe „Aus unserem Kleiderschrank“ http://bit.ly/of2twV

2 | Uta

Dezember 19th, 2011 at 12:01

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Second-Hand als Trend auf den große Firmen aufspringen? Ich mein sie machen immer noch genug dreckiges Geld und finanzisieren sich quer. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt toll finden soll…

3 | Frank Braun, Bluepingu e.V.

Januar 31st, 2012 at 00:37

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Hallo Kirsten,
Leider geht der Link zum Video nicht mehr.

Herzlich
Frank

4 | Grüne Mode – Kirsten Brodde – Blog » Blog Archive » Vintage Wahnsinn II

Juli 17th, 2012 at 09:43

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[…] einigen Wochen berichteten wir von einem kommerziellen Secondhand-Konzept, dass es schafft auch Fashion Victims für gebrauchte Kleidung zu begeistern. Mit den natürlich […]