30 Sep, 2008
Evolution eines Kleides
Ende August war ich in Spremberg in der tiefsten Lausitz, um mir anzusehen, wie gut man inzwischen Kleider mit Pflanzenfarbstoffen – also Natur pur – färben kann. Die Technik hat mir gefallen, die Musterteile weniger. Mit diesem Design, das mausgrau und piefig ist, können die Spremberger Färber nicht hausieren gehen. Ihre Kunst, die eine echte Renaissance verdient hat, kommt einfach nicht ausreichend zur Geltung.
Zeit also für die Generalüberholung eines verschnittenen und traurigen Wollkleides. Und Zeit für mich, etwas auszuprobieren, was ich schon als einen der 15 Tipps für die Revolution im Schrank propagiert habe – sich was schneidern lassen. Abweichen vom immergleichen McFashion-Stil und nicht immer alles neu kaufen, sondern die Evolution proben. Ende August habe ich also das Kleid zur Modedesignerin Rosi Bätz im Hamburger Karoviertel getragen und leise etwas von „Ändern“ gemurmelt. Nachdem Rosi das Teil aufgehängt, angeguckt und nachgedacht hatte, stand ihr Votum fest: Auftrennen. Gut, dachte ich, bis Rosi ihr Maßband rausholte. Bisher kannte ich nur meinen ökologischen Fußabdruck, jetzt kenne ich alle meine Maße! Ich hatte vier Anproben und habe noch nie in meinem Leben, so lange und so sehnsüchtig auf ein neues Kleidungsstück gewartet. Aber Rosi hat das Teil einfach neu erfunden – das braucht eben etwas Zeit.
Der Unterschied ist fulminant, eklatant, markant und rasant. Liebe Spremberger, so sollte das Design für eure wunderbaren pflanzengefärbten Stoffe aussehen. DANKE, ROSI!
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Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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