Business im Wohnzimmer

Die Plattform Etsy, ein virtueller Marktplatz für kreative Menschen und deren selbstgemachte und antike Produkte ist Fluch und Segen zugleich. Da sich wirklich jeder dort seinen eigenen kleinen Online Shop aufbauen kann, wimmelt es von Topflappen und Buttons. Und doch findet man überall dazwischen Schätze aus Omas Kleiderkammer oder selbstgemachte Unikate, die es sonst nicht weiter als zum stadteigenen Flohmarkt geschafft hätten. Mit 10 Millionen Mitgliedern weltweit hat man es nicht gerade mit einer kleinen Gruppe von Nutzern zu tun und durch die Wahl der Stadt Berlin für den ersten Kongress, den Etsy jemals veranstaltete, betont die Fima ihre Expansion nach Europa.

Zum eigenen Hello Etsy Kongress der am vorletzten Wochenende im E-Werk stattfand, kamen aus Brooklyn, Etsy’s CEO Chad Dickerson höchstpersönlich und weitere wichtige Menschen der Etsy community nach Berlin geflogen. Etsy community beschreibt das Publikum und die Stimmung schon ganz gut, denn was mich dort erwartete war ein Haufen bunt gemischter Leute, die alle mit positiven Erwartungen zwischen Konferenzräumen umher wuselten. Ausgelassen plauderten die Redner und ausgelassen plauderte man auch untereinander in den Pausen, entweder in der Toiletten Schlange, an einem der Biertische oder mit seinen Stricknadeln in der Hand in einen der Sessel geflezt, die das Wohnzimmer Feeling darstellen sollten. Für reichlich Essen war gesorgt nur die Suppe zum Mittag war etwas dürftig.

Es kamen in Scharen – Etsy Verkäufer, die sich Tipps und Tricks für ihren Online Store abholten aber auch Käufer und viele andere, die sich fröhlich mit den Themen DIY und Nachhaltigkeit auseinandersetzten. Die grüne Tischdeko, bestehend aus Basilikum, Schnittlauch und Co und auch das vegetarisch und vegane Essen ließen den Grün-Aspekt nicht zu kurz kommen. Kinder und Hunde durften in dem ganzen Tohuwabou natürlich auch nicht fehlen. Mal eine Windel hier, ein ChariTea da und diverse selbstgenähte Taschen und Kissenbezüge zwischen den Hello Etsy Stoffbeuteln, die es als Goodie Bag gab.

Das E-Werk, ein inzwischen denkmalgeschütztes Umspannwerk ist durchaus ein interessanter Ort für eine Konferenz, obwohl sich das Fahrstuhl-fahren mit so vielen Teilnehmen als schwierig erwies, konnte man unten doch immer ein Plätzchen im großen Konferenz Saal oder im Catering- und Workshop Bereich finden. Erst mal mit dem Fahrstuhl oben angekommen, erstreckte sich die Stadt Berlin im Sonnenschein welcher der Konferenz am Samstag durchaus zu Gute kam. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit sich unten vor dem Saal Festival-like auf den Boden zu setzten und mit einem Frozen Yoghurt abzukühlen oder oben auf dem Dach ein Nickerchen in der Sonne zu machen. Zum morgendlichen Yoga um 8:30 Uhr habe ich es nicht geschafft aber zu diversen Vorträgen die sich sehen und hören lassen konnten.

Einen Tick zu amerikanisch war mit die Etsy Family dann schon, aber der Mix aus ‚Awesome-american stories’, wie die von Dickerson zum Thema ‚Finding your Courage’, Berichten aus dem Prinzessinnengarten Berlins oder auch die Erfolgsgeschichte des SuperJam Erfinders Fraser Doherty aus Schottland mit seiner jugendlichen charmanten Art kamen bei mir insgesamt gut an und ergaben ein gelungenes Ganzes.

Text: Lara Schillings für Beyond Berlin

		Fredericke Winkler, Modedesignerin und Journalistin. Unterrichtet an der ESMOD in Berlin und führt "Beyond Berlin", eine Agentur, die die grüne Modeszene berät. Hier finden Sie alle Artikel von Fredericke .