19 Aug, 2011
Von alten und jungen Pionieren
Ein Nachbericht zur 29. INNATEX von Lebenskleidung
Vom 6. bis 8. August zeigten 238 Aussteller ihre Kollektionen auf der INNATEX 29. Es gibt Dinge die wirken wie aus einer vergangenen Zeit. Früher gab es mal selbst kopierte Kataloge auf Altpapier aus denen man umständlich per ausgeschnittenem Bestellformular und mit beigelegten frankierten Briefmarken Dinge bestellen konnte. Ein wenig so hat die INNATEX anfangs auf uns gewirkt – die seit 1997 stattfindende Internationale Naturtextilmesse in Hofheim-Wallau. Laut eigener Aussage mittlerweile die wichtigste Ordermesse im Bereich Green Fashion und Naturtextilien in Europa. Damen in ihren 50ern mit aufwendig drapierten Filzmänteln und Wohlfühlstiefeln. Wallende Baumwollkleider, Hanfjacken und Alpaka Decken. Ein Publikum scheinbar fern ab von den Ethical Fashion Shows dieser Zeit. Aber der Schein trügt.
Das Klischee von einem „Ökopublikum“ alten Schlags das mehr Wert auf das Material denn auf das Aussehen legt hat sich geändert. Die Messe bewegt sich weg von reinen Naturtextilien, die nicht notwendigerweise nachhaltig produziert sein müssen hin zu zertifizierter Ware und frischen Designs.
Die von der INNATEX im letzen Jahr eingeführten Nachhaltigkeitskriterien, das mindestens 10% der Kollektion aus kbA-Baumwolle oder kbT-Wolle bestehen müssen, scheinen die Aussteller beflügelt zu haben sich mehr Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit in Ihren Kollektionen zu machen.
Für 2012 sollen die Kriterien nochmal um 10% auf 20% der Gesamtkollektion angehoben werden.
Bereits zum Beginn des Jahres 2011 hatten 25 % der Aussteller Stoffe aus GOTS zertifizierter Produktion vorzuweisen und im Sommer waren bereits mehr als die Hälfte der Aussteller mit zertifizierten Stoffen ( kbA/kbT/ Fairtrade/ GOTS) auf der Messe vertreten.
Das mag wohl auch daran liegen das dieses Jahr zum ersten Mal 12 „Design-Discoveries“ angenommen wurden und diese fast ausschließlich GOTS zertifizierte Produkte anboten. Unter den Design Discoveries etwa die Organic Snowboard-Kollektion von PYUA aus Kiel, die erfrischend nordische Streetwear von Recolution aus Hamburg oder die eleganten und absolut fair produzierten Kleider von anzüglich aus Wien.
Gerade die Mischung aus alten Naturtextilhasen und den jungen grünen Designern die nachrücken und die INNATEX ergänzen, ist diesmal sehr angenehm aufgefallen.
Das die INNATEX im Ganzen mehr nachhaltig werden möchte konnte man am Gemeinschaftsstand von CO2OL und ecoScan sehen. Mit Hilfe einer Scan-Software auf dem Smartphone konnte der persönliche CO2-Fußabdruck der Anreise ermittelt werden. Die InNaTex spendete für jeden Teilnehmer den Gegenwert von 80kg CO2. Knapp 400 Besucher konnten für die Aktion gewonnen und 32 Tonnen CO2 kompensiert werden.
Auch die durchaus strenge Kontrolle der Zertifikate der Aussteller durch das Institute for Marketecology (IMO) kann als solches Indiz der Ernsthaftigkeit gewertet werden.
Kleine Details wie ein leckeres Bio-Catering und Bioseife auf den Toiletten fielen positiv auf und unterstreichen den ganzheitlich ökologischen Ansatz der Messe.
Die sympathische Modeschau mit wohlgenährten Models und einen Lächeln im Gesicht war ehrlich. Ein schönes Kontrastprogramm zu den Magermodels mit Heroinblick die man von der Fashion Week aus Berlin kennt. Selbst hier scheint es einen vernünftigen Trend in die richtige Richtung zu geben, wenn man es denn mit der Ganzheitlichkeit im Bereich Grüne Mode ernst nimmt.
Fazit: Die Insel INNATEX bewegt sich überzeugend in Richtung „mehr“ Ökologie und Nachhaltigkeit und bietet Ihre Stammeinkäufern zunehmend grüne und frische Brands und Designer. We like!
Text: Enrico Rima & Benjamin Itter / Lebenskleidung
Photos: www.peterporst.com für INNATEX
Fredericke Winkler, Modedesignerin und Journalistin. Unterrichtet an der ESMOD in Berlin und führt "Beyond Berlin", eine Agentur, die die grüne Modeszene berät. Hier finden Sie alle Artikel von Fredericke . |