20 Jul, 2011

Setzt der Berliner Senat auf Ecofashion?

Nun ist es schon wieder eine halbe Ewigkeit her, als man sich in Berlin dem wohltemperierten Schauspiel der Modewochen hingab. Und abgesehen von der üblichen Achterbahnfahrt bemerkte ich das rege Interesse an grünen Themen von öffentlicher Seite. Auf fast allen Veranstaltungen traf man auf Vertreter des Landes wie beispielsweise Tanja Mühlhans, die als Referentin der Creative Industries der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen eine Schlüsselperson an der Schnittstelle zwischen der Stadt Berlin und den Kreativunternehmen ist.

Schon allein wegen der visionären Nähe zur grünen Partei ist das Verhältnis zwischen grünen Veranstaltungsformaten und der Stadt Berlin politisch geprägt. Meistens halten es alle Beteiligten sportlich und lassen sich von Förderungen und der Arbeit an einem gemeinsamen Dach nicht zwingend abhalten. Man lehnt sich aber auch nicht gerade aus dem Fenster. Entwickelt sich das Thema Ecofashion aber zu einem immer stärker werdenden Wirtschaftsfaktor, rückt es auch höher in der Priorität und weiter in den Interessenfokus der Öffentlichkeit. In diesem Sinne lese ich aus der hohen Frequenz verschiedener Landesvertreter einen neuen Stellenwert des Themas Ecofashion in Berlin und Deutschland und hege die leise Hoffnung, dass bald neue Winde jenseits von parteipolitischer Prägung wehen könnten.

In einem Interview schrieb mir Tanja Mühlhans vergangene Woche zum Stellenwert nachhaltiger Mode: „ zusehends positioniert sich Berlin im europäischen Kontext als Metropole für Grüne Mode. ECO Fashion durchdringt inzwischen die Events der Berlin Fashion Week, weil immer mehr Konsumenten ein Bewusstsein für umweltgerecht und sozialverträglich gefertigte Produkte entwickeln und die Nachfrage nach grüner Mode steigt. Neben den Messen Bread & Butter und Premium sind zahlreiche neue spezialisierte Formate – darunter Green Showroom – Ethical Fashion Show, der Lavera Showfloor, Green Glamour- In Fashion Berlin, Eco Showroom –   neben neuen Labels, Agenturen, Showrooms und Dienstleistern in Berlin entstanden.” Sie berief sich auch auf die wachsende Zahl grüner Brands: “Dass Eco Fashion in Berlin eine immer größere Rolle spielt, wird sichtbar an den vielen neu entstandenen Modelabels, die sich auf Grüne Mode spezialisiert haben – darunter Batata, schmidttakahashi, KSIA, Ken Panda, ICA Watermelon, Caro E., Bio Shirt Company – an der steigenden Anzahl von spezialisierten Shops, neuen B2C- Formaten wie „Heldenmarkt“ und unzähligen Dienstleistern – seien es Presseagenturen oder Zwischenmeistereien, die die Wertschöpfungsketten komplettieren. Eco Fashion ist ein eindeutiger Wachstumsmarkt in Berlin und Deutschland.”

Besonders spannend war ihre Antwort auf meine Frage nach der Unterstützung der Branche durch die öffentliche Hand: “Das Land unterstützt die Eco Formate durch Anschubfinanzierungen sowie durch gebündelte Kommunikationsmaßnahmen (z.B. Eco Fashion Days/ Green Fashion Magazin) und bietet ein breites Portfolio an Förderinstrumenten von Mikrodarlehen, Coachingleistungen bis hin zu Wachstumskapital. Wir werden auch künftig mit unterstützend dazu beizutragen, dass Unternehmen am Standort organisch wachsen können und Berlins Position als Green Fashion- Standort gestärkt wird. Was vielleicht noch fehlt, wäre eine Messe, die sich auf Materialien und Stoffe für Eco Fashion konzentriert.” Ich verstehe das als eine klare Aufforderung. Da wollen wir doch mal nicht unhöflich sein, oder?

Text: Fredericke Winkler

     
 Fredericke   Fredericke Winkler, Modedesignerin und Journalistin. Unterrichtet an der ESMOD in Berlin und führt "Beyond Berlin", eine Agentur, die die grüne Modeszene berät.

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