09 Sep, 2008

New York Fashion Jutesack

Heute habe ich mich durch die New York Fashion Week geklickt und ich kann nur sagen, dass es ein SEGEN ist, dass das meiste ohnehin nie in die Läden kommt.

Der Einzige, der gar nicht erst den Versuch machte, etwas zu präsentieren, was man Anziehen kann und damit wahrhaft avantgardistisch, war der spanische Designer Miguel Adrover. Der 43-jährige war schon einmal Enfant Terrible der New Yorker Modeszene und feierte jetzt als Kreativdirektor von Hess Natur sein Comeback.

Kurz gesagt: Miguel Adrover hat auf Models und Laufsteg verzichtet und in einer Kunstgalerie im Stadtteil Chelsea präsentiert. Auf neun Holzpuppen ohne erkennbares Gesicht drapierte er Filz, Baumwolle und Wolle – teilweise sah es ein bisschen nach zerschnittener Häkeldecke aus. Dazu gab es Filmszenen aus dem Regenwald und einen Klangteppich mit dem Rauschen von Wasserfällen und Vogelzwitschern. Motto: „Hidden in Nature“.

Es war mehr so die Idee einer Kollektion, nicht wirklich ausgereift, aber irgendwie grün.

Als Freundin des Hauses Hess Natur habe mich deshalb kurzfristig entschieden, Miguel zu unterstützen und meinen eigenen Beitrag als Queen of Green online zu stellen. Spontan gab ich Cathy Horyn, Modekritikerin der New York Times, ein Interview.

New York Times: Was hat sie inspiriert?

Queen of Green: Ich bin ein naturverbundener Mensch. Naturmaterialien inspirieren mich – mein Lieblingsmaterial ist Jute.

New York Times: Es sieht ein bisschen nach Kutte aus, oder?

Queen of Green: Mag sein. Ich bin fest überzeugt, dass das Überleben der Menschheit nur im Einklang mit der Natur möglich ist. Da habe ich wohl tatsächlich etwas Missionarisches.

New York Times: Sie haben sich lange rar gemacht. Was hat sie bewogen, sich wieder auf internationalem Parkett zu zeigen?

Queen of Green: Es hat einfach etwas gedauert, ein Loch in diesen Jutesack zu schneiden und den Kopf durch zu stecken. Außerdem konnte ich die weiße Mullbinde in meiner Hausapotheke nicht sofort finden. Jetzt feiere ich mit dem zu Unrecht tot gesagten Jutesack mein Comeback.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

2 Kommentare auf "New York Fashion Jutesack"

1 | Alexander

September 16th, 2008 at 15:50

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Liebe Kirsten, danke für den erfrischenden Bericht. Aber: WO kann man den schönen Jutesack denn kaufen??
Dein Alexander

2 | admin

September 16th, 2008 at 18:58

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@Alexander: Endlich interessiert sich jemand für den zu Unrecht immer wieder geschmähten Jutesack! Und die Birkenstocksandale und der Batikrock brauchen auch noch wieder Fürsprecher. Immer müssen sie als Beweis für traumatische Erfahrungen mit Ökomode herhalten.

P.S. Das Material für dein erstes Modell. lieber Alexander, gibt es im Baumarkt in der Gartenabteilung. Man schützt damit seine Pflanzkübel draußen vor Frost.