06 Sep, 2008

Das Öko-Klamottenpaar

Premiere! Das erste Öko-Klamottenpaar der Woche auf der Jugendseite der SZ sind Sören (27) und Marietta (23), die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich brauche deshalb neue Worte für Grüntöne, denn Marietta ist allenfalls wassergrün (nur angehaucht, wenn überhaupt), während Sören minzgrün beanspruchen darf, weil er sicher nicht nur bei den Armedangels kauft, dann wäre er nämlich halbnackt und barfuß, weil es Shirts und Hoodies und Shirts und Hoodies gibt.

Bei beiden bleibt der Eindruck, dass Ökofashion vom Design und von den Schnitten zwar mithalten kann, aber eigentlich sündhaft teuer ist. So bekommen wir aber niemals Masse in den Markt. Wir brauchen auch ein paar EINSTIEGSPREISLAGEN (siehe Bilder: C&A Bio Cotton Männershirts für sieben Euro, Sweater für 14 Euro und Unterwäsche für 14 Euro). Und deshalb würde ich die Dickschiffe der Branche, Riesen wie C&A oder auch H&M nicht so schnell weg beißen wollen, selbst wenn sie nicht dieselbe innere Überzeugung treibt wie die Macher des Berliner Labels Slowmo oder auch die Kölner Goldjungs Jurina und Höfeler.

Und wo ist eigentlich der deutsche Label-Nachwuchs? Gibt es niemand mehr, der sich traut, ein eigenes grünes Label zu gründen? Was machen eigentlich die ganzen Modeschüler, die wollen doch nicht alle zu Boss oder Bogner, oder? In den USA wiederum gibt es einige feine Gründer, die der konventionellen Modebranche den Rücken gekehrt haben, aber eigentlich vom Fach sind wissen, wie es geht. Niemand da, der von Adidas&Co. inzwischen so entnervt ist, dass er oder sie es alleine wagt?

Es bleibt sonst der Eindruck, dass zwar viel über die Branche geredet wird, aber wenig passiert.

Wochenend-Lektüre: Die Liste mit über 60 grünen Blogs auf Bioemma und das neue DB mobil-Magazin mit einem Artikel zur grünen Mode. Fahrt Bahn!

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

2 Kommentare auf "Das Öko-Klamottenpaar"

1 | stylebitch

September 8th, 2008 at 18:11

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Liebe Kirsten,
was für eine feine Seite!!!

Es gbt durchaus eine MENGE Nachwuchsdesigner, die sich mit Bio- und nachhaltiger Mode beschäftigen. Beispielsweise finde ich fein, was Lac et Mel machen. Ich sehe gerade für die fashion youngsters zwei Problöeme, grüne Vorreiter im Modezirkus zu sein.

1. Wer als Designer startet sollte kreativ doch mehr zu bieten haben als „grün“. In erster Linie interessiert mich die künstlerische Vision, die Textil wird, da geht es um Körperbilder, Geschlechterrollen, um Materialien, um historische Zitate etc. Wer dann für seine modische Ausdrucksform ökologisch und ethisch korrekte Stoffe, Verarbeitungsmethoden und Vertriebswege wählt – wunderbar. Wenn es jedoch andersrum läuft, landet man leider oft wieder auf Korksandalen- und Jute-Pulli-Terrain. Und so wird die „grüne Wende“ qauf dem Modemarkt sicherlich nicht zum Bestseller.

Das 2. Problem ist definitiv die immer noch mangelnde Nachfrage, die ja momentan auch die großen Designhäuser noch davon abhält, sich hierzu mehr als nur beiläufige Gedanken zu machen. Klar, C&A bringt Tonnen von Bio-Baumwolle unters Volk, aber schon bei H&M haben Blogger herausgefunden, dass die Öko-Wolle leider weiterhin von Kinderhänden verarbeitet wurde. Globalisierung ist schwer zu kontrollieren. Somit dümpeln hierzulande – ohne amerikanischen Hipness- und Glam-Fakotr – viele „junge grüne Rebellen“ in ihrer Kreuzberger Atelier-Nische vor sich hin. Und die Masse kauft bei Kik. *würg*

Es wird also noch dauern, weshalb Dein Blog und die grass roots Diskussionen irre wichtig bleiben!

Nur’s Beste – Deine stylebitch

2 | admin

September 10th, 2008 at 09:26

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@ Stylebitch: Was für ein Kommentar, ich danke! Ich gucke ja immer gerne, was ihr so empfehlt und mögt und habe einmal bei Lac et Mel nachgesehen, wie er güne Mode so interpretiert.
Und fand es nicht überzeugend. Klimaschutz ist ja derzeit in aller Munde und Kohlendioxid die moralische Währung, in der alles gezählt wird. Lac et Mel lobt sich also C02-neutral zu produzieren und gibt an, dass er seine Kohlendioxid-Emissionen damit ausgleicht, dass er kompensiert, also etwas spendet, damit an anderer Stelle der Welt etwas für den Klimaschutz getan wird.
Das hört sich viel an, ist aber zu wenig, finde ich. Statt selber bei Materialien umzusatteln oder auf grüne Energie im Studio oder in der Produktion umzustellen, erschöpft sich sein Engagement in Einsparprojekten, deren Güte sehr schwer zu durchschauen ist. Ich denke, es wäre für Designer wichtiger, allgemein vernünftige Entscheidungen zu treffen, etwa Biobaumwolle einzusetzen. Von Mode muss man sich dabei nicht verabschieden wie viele gute Modemacher derzeit zeigen.
Oder bin ich jetzt päpstlicher als der Papst?