31 Mrz, 2011
Matauri und Mehr
Vor einem Jahr haben Felicia von Slowmo und ich an der Hamburger Modeschule JAK einen Vortrag über grüne Mode gehalten, der die Modeschöpfer von morgen zu einer Kollektion inspiriert hat. Zum Repertoire von „Matauri“ – so der Name ihres Streetwear-Labels – gehört unter anderem eine Jeans aus Hanf, ein Trench aus Biobaumwolle mit selbst gefärbtem Innenfutter, eine Plüsch-Teddyweste, aber auch Accessoires wie Taschen aus pflanzlich gegerbtem Leder.
Die Stoffe stammten von Siebenblau oder Anita Pavani. Die 40 Studierenden waren kreativ, drückten sich aber auch nicht um Profanes wie ein Marketingkonzept und Vertriebsideen. Beides erläuterten sie rund 100 Gästen, bevor die Teile auf dem Laufsteg gezeigt wurden. Verkäuflichkeit ist eine harte Wahrung in der Modebranche und so galt es, etwas zu entwerfen, was auch funktioniert. Es war diese besondere Mischung aus Pragmatismus und Prinzipientreue (was das Material angeht), die mir gut gefallen hat.
Hamburg schmückt sich derzeit mit den Titeln „Umwelthauptstadt“ und „Fairtrade-Town“. Eigentlich hätten die angehenden Modemacher einen Auftritt im Rathaus verdient. Aber Bürgermeister Olaf Scholz hat noch nicht angerufen.
Mich erstaunte, dass sie sich nicht vorstellen konnten, ihre Kollektion in einem der grünen Conceptstores zu verkaufen, die wir in Hamburg haben. Speziell für den Nachwuchs nenne ich deshalb noch einmal kurz einige der neuen Shops, die es zu kennen lohnt – in ganz Europa. Da wäre „Light Wear“ in Vöcklabruck in Österreich, Anukoo Fair Fashion in Wien, „Terra Eco Fashion“ in Südtirol/Italien, „Glore“ in Stuttgart (ab Herbst 2011) und der neue „Gruene Wiese“-Shop in Münster (ab Mai). Glore und die Grüne Wiese wagen erstmals den Sprung mitten in die Stadt und in 1A-Lagen – sie trauen ihren Läden und ihrer Mode, genau wie ich. Und jetzt, wo die wesentliche Klammer dieses Landes gerade das gemeinsame ökologische Bewusstsein ist, kommt ihr Aufbruch gerade zur rechten Zeit. Wir erwarten natürlich den ersten grünen Ministerpräsidenten in Stuttgart zur Eröffnung. Ach, ich hätte ja gerne Cem Özdemir gehabt – darf ich das sagen?
Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland. Hier finden Sie alle Artikel von Kirsten . |
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