25 Mrz, 2011

Falsche „Öko-Rechnung“

Wer die Zeitungen der vergangenen Tage studiert, beobachtet die vermeintliche Öko-Offensive der Sportartikler. Adidas macht „Better Cotton“, Puma sogar „Cradle to cradle“ und Nike steht für den „Considered Index“, mit dem der Weltmarktführer seinen Raubbau an der Natur misst.  Zunächst mal bedeutet das faktisch den schleichenden Ausstieg aus der Biobaumwolle, zumindest werden die Volumina eingefroren. Das hat selbst C&A im Sinn, die heute weltweit die größten Abnehmer von Biobaumwolle sind (und kein Sportartikler, ich weiß).

Adidas kündigt im Zuge seiner lautstarken Kampagne zwar an, ab 2018 komplett auf „nachhaltig“ produzierte Baumwolle umzustellen, teilt aber auf der Webseite weiter unten verschämt mit, Biobaumwolle werde es dann künftig noch in „ausgewählten Produkten“ geben. Umgekehrt verschweigen die Herzogenauracher leider, um wie viele Kleidungsstücke und wie viele Tonnen Baumwolle es denn genau bei der „Better Cotton Initiative“ geht. Fälschlich schreibt die FAZ heute im „Die Öko-Rechnung“ betitelten Artikel,  bei Adidas solle „nur noch ökologisch hergestellte Baumwolle“ verwendet werden. Eben nicht. Ich bin sicher, dass Adidas über diesen journalistischen Lapsus nicht traurig ist. Das Hamburger Abendblatt betitelte vorgestern den an sich korrekten Artikel mit „Baumwolle soll grün werden“. So geht das mit dem Greenwashing.

Und Puma? Puma sammelt „Erfahrungen“, sagt Jochen Zeitz, der jetzt mit viel Geld im Gepäck in die Konzernzentrale der Mutter PPR nach Paris wechselt. Hört sich irgendwie nach erstem Sex an. Wie lange machen die schon Sportsachen? Immerhin ist die Rede von „kreislauffähigen“ Produkten, die keine Abfälle hinterlassen. „Das ist komplex und kostet Zeit“ heißt es in der FAZ über Pumas Offensive – hoffentlich erleben wir den Zieleinlauf noch. Wie wäre es mit Sprint statt Marathon?

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Veröffentlicht in: News

3 Kommentare auf "Falsche „Öko-Rechnung“"

1 | Alexandra

März 25th, 2011 at 11:06

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Liebe Kirsten,
ich teile Deine Bedenken – mit der Entwicklung kann keiner zufrieden sein, der es ernst meint mit zukunftsfähiger Mode. Better Cotton ist – wie der Name schon sagt, „besser“ als der völlig unregulierte Anbau, aber noch lange nicht gut. Und schon gar nicht zu vergleichen mit der besten Lösung, nämlich dem giftfreien Anbau von Bio-Baumwolle, der den Bäuerinnen, Bauern und deren Familien in Entwicklungsländern tatsächlich die Lebensqualität erhöht.
Es scheint, als müssten wir alle, denen es um die Menschen geht, die die Baumwolle für unsere Kleidung produzieren, doch mal auf die Pauke hauen, statt zu sagen, dass es doch besser ist als nix zu tun, und damit in edler Zurückhaltung dem Greenwashing nur verärgert zuzusehen.
Frau Brodde, übernehmen Sie!

2 | marcus

März 25th, 2011 at 17:17

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„Kurz- und mittelfristig wird Organic Cotton weiterhin eine wichtiger Bestandteil ausgewählter Produkte der adidas Gruppe bleiben.“

schreibt Adidas,
klingt nach einem schleichenden Rückwärtsgang.

3 | Oskar

März 29th, 2011 at 23:16

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Genug Geld um die Kids im ZDF bei »1, 2 oder 3« mit Schuhen auszustatten scheint bei Adidas vorhanden… ist das eigentlich verbotenes Product Placement?