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Hinweise: Vor der Veröffentlichung dieses Textes hat sich der Autor intensiv mit Mitarbeitern des zuständigen Ministeriums (BMZ) sowie der die Geschäftsstelle des Grünen Knopfes leitenden GIZ ausgetauscht. Vom Autor wurden auch ergänzende Vorschläge gemacht, um die Lücken des Ansatzes zu schließen. Eine Weiterentwicklung der Kriterien vor Einführung des Grünen Knopfs wurde gegenüber dem Autor am 02.08.2019 endgültig ausgeschlossen. Zugleich ist der Eindruck entstanden, dass den Mitarbeitern die Unfertigkeit des Konzepts durchaus bewusst ist, aber das Siegel unbedingt möglichst schnell eingeführt werden soll. Der Zeitdruck hinter der Einführung des Siegels scheint dem Autor vor allem in der sich einem möglichen früheren Ende zuneigenden Amtszeit des Ministers Gerd Müller zu liegen, der noch einen Erfolg bei seinen Aktivitäten hinsichtlich der Textilindustrie vorweisen will.

Ein staatliches Siegel für faire und nachhaltige Textilien ist eigentlich eine sehr gute Idee. Die privaten Siegel im Textilbereich decken oft nur Teilaspekte ab (ökologische oder soziale, Rohstoffproduktion oder Verarbeitung) und sind nach wie vor recht unbekannt. Ein staatliches Siegel hat das Potential einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad zu erlangen und genießt meist viel Vertrauen. Das gilt z.B. sowohl für den Blauen Engel als auch für das Bio-Siegel auf Lebensmitteln.

Bereits 2014 hat Entwicklungsminister Gerd Müller ein staatliches Textilsiegel angekündigt und wir in der Fair Fashion Szene haben eigentlich schon nicht mehr daran geglaubt. Nun wird es jedoch plötzlich konkret. Schon im September soll es erste Produkte mit dem Grünen Knopf geben. Aber leider ist das Siegel mit bisherigem Konzept keine Hilfe beim Erkennen fairer und nachhaltiger produzierter Mode, sondern eine staatliche Einladung zu Greenwashing und Verbraucherverwirrung.

Das Problem: Wenn die Standards eines solchen Siegels niedrig angesetzt sind, dann heftet das Siegel an Produkten, die den Anspruch wirklicher Fair Fashion deutlich unterschreiten, verleiht diesen Produkten aber zugleich maximale Glaubwürdigkeit, da staatlich geprüft. Der Grüne Knopf soll nun aber erstmal gar nicht vorrangig über eigene Kriterien funktionieren, sondern als sogenanntes Meta-Siegel bereits vorhandene Siegel zusammenfassen. Das klingt zunächst nach einem interessanten Konzept, doch vor allem der gewählte Geltungsbereich sowie die Kriterien zur Zulassung bestehender Siegel bergen große Potentiale für Greenwashing.

Nach gängigem Verständnis ist der Mindestanspruch bei öko-fairer Kleidung die Verwendung von umweltfreundlicheren Fasern (Bio-Baumwolle und andere Naturfasern aus Bioanbau, Recyclingfasern, ökologische Regeneratfasern wie Tencel) und eine faire Konfektion, also gute Mindeststandards beim Nähen der Kleidung. Der Grüne Knopf blendet hingegen die Faserebene komplett aus und betrachtet auf der ökologischen Seite nur das sogenannte Processing. Processing nennt man das Färben sowie das – insbesondere in der konventionellen Industrie übliche – chemische Ausrüsten von Stoffen (damit diese im Laden weicher Fallen, edel schimmern, u.Ä.).
Dieses Processing ist zweifellos von großer ökologischer Bedeutung und ist bei Fair Fashion Produkten sehr oft mitzertifiziert. Allerdings werden eben auch schon bei der konventionellen Fasererzeugung große Mengen giftiger Chemikalien eingesetzt. Beispielsweise im konventionellen Baumwollanbau, wo hochgiftige Pestizide nicht nur Böden belasten, sondern jährlich tausende Erkrankungen und Todesfälle unter Feldarbeiter_innen und Anwohner_innen von Baumwollfeldern verursachen. Dass ein Textil aus einer solchen Faser mit einem Grünen Knopf augezeichnet werden kann, ist ein erster unakzeptabler Mangel in diesem Konzept.

Neben konventioneller Baumwolle können natürlich auch alle anderen konventionellen Fasern, wie erdölbasierte Fasern oder zum Teil in der Herstellung ebenfalls sehr umweltschädliche Viskosefasern verwendet werden, wenn es für die Fasern eben keine Regeln gibt. Möglich ist zudem der Einsatz von teflonbasierten Membranen für Funktionskleidung, wodurch das Produkt faktisch zum Sondermüll wird. Und da es hierfür ebenfalls keine strenge Regelung gibt, ist auch der Einsatz von PFC-basierten Imprägnierungen möglich, deren gefährliche hormonelle Auswirkungen auf Organismen sowie die globale Verteilung und sehr langsame Abbaubarkeit in der Natur das zentrale Thema der Greenpeace Detox-Kampagne sind.

Mögliche Produkte mit einem Grünen Knopf wären also das konventionelle Baumwoll-T-Shirt, die konventionelle Viskose-Bluse und auch eine Funktionsjacke mit Gore-Tex-Membran und PFC-basierter Imprägnierung, wenn diese ein Zertifikat für „saubere“ Färbung und Ausrüstung vorweisen können. In Frage kommen hier die Siegel Öko-Tex Made in Green und bluesign, denn auch diese beiden sonst guten Siegel, lassen die Frage des Materials außer Acht. Und während Öko-Tex Made in Green PFCs gut reguliert, sind diese beim für Funktionsjacken sehr verbreiteten bluesign leider nach wie vor ein blinder Fleck.

Alle Produkte, die mit dem Grünen Knopf ausgezeichnet werden, müssen auch soziale Kriterien erfüllen. Das schützt jedoch nicht vor den Lücken auf der ökologischen Seite, denn Beispiele für fair genähte, aber zugleich sehr umweltschädliche Textilien gibt es jede Menge auf dem Markt.

Noch ärgerlicher ist, dass es auch auf der Seite der sozialen Standards eine sehr große Lücke gibt. Eine Produktion in Europa soll nämlich ohne weitere Kontrolle durch Dritte generell als „fair“ anerkannt werden. Dass es jedoch in Ländern wie Rumänien und Bulgarien systemische Probleme mit Mindeststandards und sogar Zwangsarbeit gibt, zeigen immer wieder Untersuchungen der Kampagne für Saubere Kleidung, die sich weltweit für bessere Arbeitsbedungen in der Textilproduktion einsetzt.

Auch darüber hinaus ist die Kampagne für saubere Kleidung (Clean Cloth Campaign, CCC) mit dem Konzept des Grünen Knopfs nicht einverstanden. Wie wir wünscht sie sich zudem vor allem gesetzliche Maßnahmen, die die Textilbranche insgesamt zu Verbesserungen zwingt und nicht auf Freiwilligkeit beruhen. Die vollständige Stellungnahme der CCC findet ihr hier.

Die bisher genannten Lücken ermöglichen, dass Produkte mit dem Grünen Knopf ausgezeichnet werden können, die weder fair hergestellt wurden, noch umweltfreundlich sind. Es gibt jedoch auch eine Lücke in die andere Richtung, die es erschwert, dass eine Gruppe von besonders umweltfreundlichen Produkten mit vertretbarem Aufwand einen Grünen Knopf bekommen kann.
Bisher gibt es am Markt nahezu keine Processing-zertifizierten Stoffe aus den noch recht neuen ökologischen Regeneratfasern wie Tencel, EcoVero und Modal Edelweiß, die von fast allen Fair Fashion Labels in der Damenmode und zunehmen auch bei Herrenmode eingesetzt werden. Da der Grüne Knopf vorrangig auf anderen Siegeln basiert, wird es sehr aufwendig, ihn für Styles aus solchen Materialien zu bekommen. Gerade besonders umweltfreundliche Produkte werden also trotz zugleich fairer Herstellung in der Regel keinen Grünen Knopf tragen.

Das Entwicklungsministerium gibt an die Faserebene und weitere Vorstufen zu einem unbestimmten späteren Zeitpunkt ergänzen zu wollen, aber ob das jemals wirklich geschieht ist ungewiss. Zudem ist die von dem Grünen Knopf in der derzeitigen Fassung ausgehende Verbraucherverwirrung auch für einen Zeitraum von 1 oder 2 Jahren unverantwortlich und einmal gelernte „Wahrheiten“ über „gute“ und „schlechte“ Textilien sind nur sehr schwer und langwierig wieder zu korrigieren.

FAZIT
Wir glauben weiterhin, dass ein staatliches Metasiegel geeignet wäre, um nachhaltige Mode erkennbarer und damit sichtbarer zu machen. Bei der bisherigen Konzeption sehen wir hingegen keinen Nutzen und dafür große Gefahren. Der Grüne Knopf ist so nicht geeignet das Erkennen und Unterscheiden von fairen und nachhaltigeren gegenüber objektiv umweltschädlichen Produkten zu erleichtern. Im Gegenteil, es wird erheblich erschwert.

Deshalb fordern wir Entwicklungsminister Müller auf: Stoppen Sie die überstürzte Einführung des Grünen Knopfs. Bessern Sie nach und nehmen Sie sich dafür die notwendige Zeit. Wir helfen Ihnen gerne dabei.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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04 Aug, 2018

Coming soon

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„Will man Schweres bewältigen, muss man es sich leicht machen“, hat Bertolt Brecht gesagt. Und deshalb haben Alf-Tobias Zahn und ich beschlossen, einen richtigen Ratgeber zum Thema „Grüne Mode“ zu schreiben. Und weil wir in Gesprächen immer wieder das Gefühl hatten, dass viele Menschen vor dem Thema nachhaltiger Kleiderschrank stehen wie vor der Eiger Nordwand, irgendwie scheint es vielen unbezwingbar. Aber mit unserem Schritt-für-Schritt-Programm geht es. Und nun ist es soweit. Im Oktober erscheint „Einfach anziehend“ und wir freuen uns sehr! 

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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16 Dez, 2016

Ausschließlichkeit

Wir müssen alle weniger konsumieren. Und es gibt schon Avantgardisten, die sich vorbildlich verhalten. Und der Kippschalter, wie aus der Vorhut dann eine Massenbewegung wird, die viele inspiriert? „Krisen“, sagt Niko Paech, und sieht ganz nett und glücklich aus.

Mitten im Vorweihnachtsgetümmel mit Glitzer, Deko und Glühwein, bin ich nach Berlin gefahren, um dem Popstar der Verzichtsforscher beim 64. Zeitforum Wissenschaft zuzuhören: dem in Oldenburg lehrenden Ökonom Niko Paech. Ach ja, Sina Trinkwalder von „Manomama“ ist auch da und dann noch eine Werbefrau, die findet, dass die „Telekom für das Teilen steht“  (magischer Adventskalender-Spot!) und nicht satisfaktionsfähig ist.

Das Publikum ist graumeliert, was nicht heißt, dass Verzicht=Reduktion grau ist, sondern nur, dass die einladende Zeit-Stiftung ein bisschen behäbig ist und außerdem stellen diese Zuhörer später Fragen, die zeigen, dass politisches Denken keine Frage des Alters ist.

Paech ist eloquent und sendet gleich am Anfang auf der richtigen Frequenz: „Reduktion in der Zeit der Reizüberflutung, sei einfach nur klug und Selbstschutz. Wer verzichte, rette sich.“ Und klingt dann überraschend kokett, wenn er sagt, dass er ja sein Leben gar nicht entrümpeln und entschleunigen musste, weil er ja ohnehin nie Smartphone oder Bohrmaschine hatte und bisher eh nur einmal in seinem Leben eine Flugreise gemacht habe. Spätestens jetzt ist mir klar, dass dieser Mann seine Rolle gefunden hat: als unerreichbares Vorbild. Und da findet er es ganz gemütlich. Zu Sina Trinkwalders Geschäftsmodell, eigentlich doch ein Degrowth-fähiges Unternehmen, sagt er nichts. Mokiert sich aber über ihre Kurzstreckenflüge. Sie hat andere Stärken: Mir gefällt gut, wie sie sehr warm für „Wertschätzung gegenüber der Wertschöpfung“ wirbt und dass niemand mehr wisse, wie hart es ist, ein paar Schuhe herzustellen.

Inmitten des Konsumgetümmels, sagt Paech, brauche es Übungsprogramme und Rettungsinseln, auf denen man trainiere, mit weniger zurecht zu kommen. Und Gleichgesinnte, die sich mit einem bei diesen Projekte des Widerstands – Urban Gardening, Regio-Geld oder Repair-Cafés – verbünden. Und weil ich glaube, dass wir nicht genügend Abwehrkräfte gegen die Verlockungen des Konsums haben – alles ist nur einen Klick entfernt – gefällt mir sein Vorschlag.

Und seine geschliffenen Sottisen gegen die Fortschrittsglaubwürdigkeit (geschlossene Kreisläufe als großes technisches Versprechen) sind natürlich brilliant. Es ginge nicht um „Ersatz, sondern ersatzloses Streichen“.

Aber wie wird das nun von Mini-Klein zu Mächtig-Groß? Wie kommt es zur gesellschaftlichen Umwälzung? Denn der private Verzicht auf eine Flugreise baut ja keinen Druck auf, lieber Niko Paech.

Ärgerlich ist sein Plädoyer für die Kraft von großen Krisen, auf die es zu warten gilt? Mann, die haben wir doch schon. Klimakrise, die Hälfte der Tiere verschwunden, Flüchtlingskrise. Aber es kommt noch dicker und plötzlich ist mir Paech zu unpolitisch, als er erklärt, von der mutlosen Politik sei nichts zu erwarten und auch nichts zu fordern. Sina Trinkwalder obliegt es dann, auf den Einfluss der Lobbyisten hinzuweisen, die etwa eine Kerosin-Steuer verhinderten und nicht „die Politik“. Paechs Ausschließlichkeit – wir Verbraucher müssen die „Drecksarbeit“ alleine machen – steht ihm letztendlich im Weg. Und sein trotziges „Ich bin gerne unpolitisch“ im Gespräch zeigt nur , dass ihm vermutlich alle huldigen (und SORRY – Oldenburg offenbar ein provinzielles Nest ist, wo aus jedem ausgedienten Kochtopf noch eine Feuerstelle gemacht wird). Politische Gehversuche wie jetzt in Schweden, das Reparieren steuerlich zu begünstigen (sprich billiger zu machen), wischt Paech vom Tisch, aber „Urban Gardening“ im kleinen Stil nicht? Prof. Paech, das ist widersprüchlich. Und das Publikum spürt das auch und stellt unruhig Fragen: Muss nicht auch von der Politik was kommen?

Ich hätte gerne mit diesen klugen Köpfen noch 20 gute Vorschläge erarbeitet, um das veränderte Verhalten – die neue Genügsamkeit – einzuüben? Einen Blog, in dem sich ein Jahr lang jeden Tag jemand von einem Gegenstand trennt, ein Improvisationstheater, um Mode-Liebhaberinnen über ihre peinlichsten Fehlkäufe berichten zu lassen, wie man dann doch Youtube einsetzt, um die Maker-Bewegung größer zu machen? Wie Primark-Mode sprunghaft teurer machen, so dass es weh tut?

Und jetzt wünsche ich euch erholsame Tage und dass das Quietschen und Rollen der Einkaufswagen um uns herum verstummt.

Disclaimer: Bin zu distelig? Ich fliege im Februar nach Indonesien und will mir das schön reden, weil der Niko Paech ja dann gerade mit dem Fahrrad durch Ostfriesland radelt? 

 

 

 

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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30 Aug, 2016

Grünschattierungen

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Grüne Mode wächst und bekommt auch (social-)medial immer mehr Aufmerksamkeit. Das ist natürlich super, aber wie immer, wenn auch nicht mit den Werten verwurzelte Unternehmen anfangen in einer nachhaltigen Nische mitzumischen, gerät der ethische Anspruch der Pioniere unter Druck. Ausgelöst durch die zunehmende Menge an hell- bis gar nicht grünen, aber dennoch grün präsentierten Labels bei der FashionWeek in Berlin sowie in vielen Modeblogs, möchte ich nochmal zu einer Frage zurückkehren, die auch am Anfang dieses Blogs stand. Was ist eigentlich grüne/öko-faire/nachhaltige Mode oder wie immer wir es nennen wollen und was nicht?

Mein Zugang zu Mode war geprägt von Streetwear. Skateboard- und Punk-/Hardcore-sozialisiert führte Mitte der 90er kein Weg vorbei an Baggy-Pants, Logo-Shirts und Sneakern der einschlägigen Brands wie Vision Street Wear, Volcom, Airwalk, Vans und Co. Jung und naiv war ich da noch in dem Glauben, die Produkte und Unternehmen der Subkulturen entstammten einer irgendwie weniger ausbeuterischen, ja weniger kapitalistischen Parallelwirtschaft. Leider ist in der Mode auch „small“ sehr oft nicht „beautiful“, wenn es um Mensch und Umwelt geht. Die Hälfte dieser Brands gehört zudem inzwischen dem Textilriesen VF Corporation und die Hälfte des Skateschuhmarktes Nike SB (SB = SkateBoard), aber das soll hier nicht weiter interessieren.

Streetwear stand jedoch auch am Beginn der zweiten grünen Modegeneration. Brands wie kuyichihowies und bald auch Armedangels waren es, die in den Nullerjahren zeigten, dass zeitgemäße Streetweardesigns auch in grün umgesetzt werden können. Und wie zu dieser Zeit noch in keinem anderen Modesegment (abgesehen von der Outdoorbranche, soweit die als Mode zählt) experimentierten auch konventionelle Streetwear-Brands mit hellgrünen Linien. Davon ist nur wenig übrig geblieben. Etnies Seed Project, Volcom V.CO-Logical, Carhartt Organic – alles längst wieder Geschichte oder zumindest deutlich zusammengeschrumpft. Nur Element hat weiter stetig ein paar grün angehauchte Styles in der Kollektion. Ein grünes Brand ist Element damit für mich aber noch lange nicht.

Das grüne Thema erfährt jedoch jüngst erneut Auftrieb in der Streetwearbranche, die sich im Zuge der Auflösung der Grenzen zu Fashion und Casual neu zu definieren versucht. Waren schon die frühen grünen Vorstöße konventioneller Streetwearbrands meist nicht sehr ambitioniert und in der Verwendung von Bio-Baumwolle ohne ökologische Verarbeitung erschöpft, reicht heute bereits ein Baum als Logo oder der explizite „Verzicht“ auf in Streetwear sowieso kaum verwendete tierische Materialien, damit sich ein Label die grüne Krone aufsetzt. Doch vegan = nachhaltig gilt auch in der Mode nicht. Gleichzeitig gibt es auch ambitioniertere Schritte Richtung grün, wie z.b. die GOTS-zertifizierten Teil-Kollektionen von Ragwear oder Skunkfunk. Die Mehrheit des Sortiments bleibt jedoch auch hier konventionell.

In grüne Modefachgeschäfte (Ethical Fashion Stores) gelangen entsprechend auch diese hellgrünen Teil-Kollektionen in der Regel nicht. Zum Einen fehlt ihnen meist eine soziale Zertifizierung, denn die Styles sind oft in sogenannten High Risk Countries hergestellt. So nennen NGOs wie die Clean Cloth Campaign und Zertifizierer solche Länder, in denen der Staat nicht Willens oder nicht in der Lage ist, grundlegende Arbeitsrechte zu garantieren. Der GOTS-Standard wiederum gilt NGOs wie Wissenschaftlern als ökologisch top, aber auf der sozialen Seite nicht ausreichend zur Absicherung von Mindeststandards. Zum Anderen bewerten viele Ethical Fashion Stores die von ihnen angebotenen Marken nach ihrem Gesamtsortiment. Damit schützen sie sich und die wirklich grünen Labels auch vor Trittbrettfahrern aus der konventionellen Industrie, die mit kleinen Nebenlinien die bewussten Konsument_innen mitbedienen wollen. Sonst läuft es schnell wie bei den veganen und vegetarischen Angeboten der Fleischindustrie, die in windeseile die Produkte der veganen und oft auch ökologisch orientierten Pioniere aus den Supermarktregalen verdrängt haben.

Ethical Fashion Stores richten sich bei ihrer Sortimentspolitik bisher häufig nach der Kriterienmatrix, die wir auch für die Grünen Listen hier im Blog verwenden. Erarbeitet wurde diese Einordnungs- und Bewertungshilfe von Expert_innen aus Wissenschaft, NGO-Sektor, Fachhandel sowie den Fachmessen Ethical Fashion Show und Green Showroom. Aufgrund der vielen verschiedenen Zertifikate und Materialien in der Textilindustrie ist sie leider ein kleines Abkürzungsmonster.

Der mit dieser Kriterienmatrix festgelegte Mindestanspruch ist nicht besonders hoch, aber es ist ein Doppelanspruch. Er besagt: „Öko und Fair gehört zusammen.“ Auf unterstem Level genügt es in den Nähfabriken/Nähereien grundlegende Arbeitsrechte durch unabhängige Kontrollen nachzuweisen oder in einem Land mit ausreichenden garantierten staatlichen Standards zu produzieren. Gleichzeitig müssen für mindestens 70 % der Kollektion nachhaltige Materialien verwendet werden. Nachhaltig heißt hier mindestens so umweltverträglich wie Bio-Baumwolle. Besser ist natürlich in allen Dimensionen immer erlaubt und wird von sehr vielen grünen Labels erfüllt. Unter den konventionellen Brands sind hingegen auch die grünorientiertesten noch weit vom untersten Level des Mindestanspruchs entfernt.

Ursprünglich war auch das heute gerne als Primus gefeierte schwedische Brand Nudie Jeans „nur“ ein fair produzierendes, aber kein grünes Label. Schritt für Schritt haben die Schweden erst die komplette Jeanspalette auf „bio“ umgestellt und dann nach und nach auch fast alle anderen Materialien und Produkte. Der komplette Wandel vom konventionellen zum grünen Label ist also durchaus möglich und es ist großartig, wenn er gelingt.

Zugleich gibt es aber leider auch eine ganze Reihe von grünen Labels, die in den letzten Jahren vom nachhaltigen Pfad abgekommen sind. Das ist sehr schade, aber es scheint mir wichtig, dass wir das offen ansprechen. Diese Labels weiterhin in die grüne Schublade zu stecken wird auch denen nicht gerecht, die sich umso mehr anstrengen und den Anspruch wirklich einlösen. Im von mir mitbetriebenen Laden „gruene wiese“ mussten wir uns vor einigen Jahren mit „howies“ von einem meiner Lieblingslabels trennen, weil dieses nach Ausstieg des Gründerpärchens andere Prioritäten setzte. Heute verwendet howies nur noch dort nachhaltige Fasern, wo dies recht einfach und kostengünstig zu realisieren ist. Das junge Männer-Label ATF schwenkte nach wenigen Saisons um und verzichtet heute fast vollständig auf Organic-Stoffe. Beim surf-routet Label Twothirds wurde zuletzt oft Better Cotton (BCI) statt Organic Cotton eingesetzt, aber eine Rückkehr zur konsequenteren Verwendung nachhaltiger Fasern ist geplant. Deutlich mehr Better Cotton als Organic Cotton gibt es inzwischen auch in der Kollektion des niederländischen Jeans-Labels Mud, das vor einigen Saisons mit seinem Jeansleasing-Konzept für Schlagzeilen sorgte.

Der Doppelanspruch „Öko+Fair“ ist für kleine Labels eigentlich nicht kompliziert. Viele produzieren wegen der geringen Stückzahlen eh in Low Risk Countries in Europa. Sie müssten also eigentlich nur noch nachhaltige Stoffe verwenden und hätten damit beide Seiten abgedeckt. Aber die ökologische Komponente schränkt in der Materialauswahl ein und steigert die Materialkosten teilweise deutlich. Das merken vor allem modischere Labels, die auch andere Fasern als Baumwolle verwenden wollen. Wo konventionelle Labels billige Viskose oder Polyester einsetzen, zahlen grüne Labels deutlich mehr, wenn sie alternativ mit Lyocell (TENCEL, Monocel) arbeiten. Gerade weil das so ist, finde ich es umso wichtiger, dass wir als Blogger_innen, Händler_innen, Kampaigner_innen und Multiplikator_innen den grünen Stempel nicht voreilig vergeben, sondern genau hinzuschauen. Geht es weiter wie bisher, wird die Vorstellung davon, was grüne Mode ist, bei Verbraucher_innen und Modemacher_innen weiter verschwimmen und die hellgrünen Trittbrettfahrer mit ihren geringeren Kostenstrukturen werden die dunkelgrünen Pioniere auch in der Modebranche in immer größere Bedrängnis bringen. Und dabei hoffe ich ja eigentlich gerade auf das nächste Level (Close the Loop, please!). Mehr über geschlossene Kreisläufe bald!

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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Muss ein Irrtum sein, habe ich gedacht. „Feuerwear“ – Taschen-Label aus Köln – will Rucksäcke machen und dann auch noch welche für Frauen!  2013 klang Firmengründer Martin Klüsener  – hier im Grüne-Mode-Blog – noch so:

„Sie sind einfach ein “Männerlabel”, sagt Martin Klüsener und wird auch bei seiner Zielgruppe bleiben und bei Taschen&Accessoires. Das macht übrigens auch vom Material her Sinn. Denn der Feuerwehr-Schlauch ist sehr geradlinig, hart und “eckig” – selbst komplizierte Schnitte, die etwa für Rucksäcke nötig wären, sind schon schwierig.“

„Man muss Entscheidungen in Frage stellen können“, erklärt Martin drei Jahre später selbstbewusst – viele Frauen kauften beim Kölner Kultlabel und jede Menge echte Feuerwehrfrauen hätten das Modell mega-gut gefunden plus die Ladies, die den kürzeren „Elvis“ (Bild links) getestet hätten. Die Testerinnen seien nicht nur vom angenehmen Tragekomfort, sondern auch vom praktisch-strengen Design und den Farben Rot, Weiß und Schwarz begeistert gewesen. Der Grundschnitt ist übrigens derselbe wie beim Männer-Pendant „Eric“ (im Bild oben rechts). Ab 31. August ist „Elvis“ im Handel zu haben.

Man mag darüber streiten, ob der gebrauchte Feuerwehr-Schlauch nicht ohnehin ein bisschen zu schwer ist für Lasten-Taschen jeder Art, aber sicher ist auch, dass viele Rucksack-Modelle leichter, aber eher unpraktisch-originell sind und deshalb nicht alltagstauglich.

Ich teste also das Frauen-Modell bei einer Reise, denn Rucksäcke gehören zu meiner Dienstuniform als Greenpeace-Aktivistin. Früher hätte ich wohl als Begleiter einen Seesack gehabt. Ich brauche Platz für Laptop und sämtlichen Krimskrams, den man so mit sich rum trägt. Und ich will Fächer, in denen ich Hab und Gut unterbringen kann. Auf der Plus-Seite: Man kann dank etlicher Innentaschen total ordentlich mit dem „Elvis“ sein und das wird viel zu selten mit Beifall belohnt. Auf der Minus-Seite: Der Stauraum ist mir zu klein – obwohl sich das Volumen sogar von 7 auf 13 Liter fast verdoppeln lässt. „Elvis“ hat bereits einen Design-Preis bekommen, aber mir will der Rucksack zuviel. Er hat zwei markante Henkel an der Oberseite, damit er auch als Handtasche getragen werden kann. Mir sind diese beiden Henkel beim Befüllen des Rucksacks ständig im Weg – ich hätte darauf verzichtet. Kurz und gut: Das Frauenmodell ist keine Sommerliebe, mir gefällt das Männer-Modell „Eric“ deutlich besser. Das Trageklima ist durch die Lochgewirke auf der Rückseite der Rucksäcke übrigens sehr gut, denn die Luft kann zirkulieren.

Aber gerade das Material des Lochgewirkes bringt mich zu der Frage, was eigentlich neben dem gebrauchten Feuerwehrschlauch (klares Upcycling) an NEUEM Stoff im Rucksack steckt? „Alles, was grau-anthrazit ist am Rucksack, ist neu“, sagt Martin Klüsener offen und klar, beispielsweise die Gurtbänder.  Aber sie verwendeten Verschnitte und Reste, die in der Autoindustrie abfallen würden, etwa PVC-Planen, die sie direkt vom Produzenten bekommen. Das umweltschädliche PVC ist eigentlich ein absolutes No-Go für mich, auch wenn es hier „Pre-Consumer-Waste“ ist und sonst auf dem Müll landete.

Feuerwehrschlauch als einziges Material machte das Produkt tatsächlich zu schwer – Klüseners Team experimentiert mit Materialien und ist ständig auf der Suche nach Alternativen, etwa aus der Recycling-Material. . „Wir sind schon viel filigraner geworden“, ergänzt Martin. Die Nähereien in Polen und Serbien, mit denen sie seit langen Jahren arbeiten, hätten viele neue Lösungen gefunden. Mit seinem Upcycling-Konzept ist Feuerwear seit 1o Jahren am Markt und verarbeitet täglich 100 Meter Schlauch in neue Produkte.

2013 hatte Martin mir von einer möglichen US-Expansion erzählt, aber dann heraus gefunden, dass die amerikanischen Schläuche ganz anders seien und ein Riesen-Problem in der Verarbeitung. „Wir springen nicht leichtfertig auf Sachen auf“, sagt Martin. Sie überlegten dreimal, was sie finanzierten. „Wir sind spießig, was die Finanzplanung angeht“  und hätten nie einen Kredit aufgenommen, auch um unabhängig zu bleiben. Tatsächlich haben viele Label ihre konsequente ökologische Identität eingebüßt, als die Gründer Geld von außen nahmen, um zu wachsen (etwa Howies oder Kuyichi). Das muss nicht passieren, aber ein „spießiger“ Umgang mit Geld ist in dieser Hinsicht echt liebenswert.

„Feuerwear“ lädt im September übrigens zum Blick hinter die Kulissen ein und weil die Mädchen-Produkte jetzt ja im Einsatz sind, warte ich logisch nun auf: KULTURBEUTEL.

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Wer wie ich immer geglaubt hat, dass die Innatex etwas piefig ist und ein Reiseziel für die älteren Semester, der sollte mal hinfahren nach Wallau. Es ist nicht alles toll auf den 11.000 Quadratmetern, aber der Wille zur Erneuerung ist allerorten zu beobachten. Frische Labels sind da, interessiertes Großstadt-Publikum, junge Blogger-Szene und viele der Pioniere. Außen ist es immer noch ein bisschen „Fachwerk“, aber innen ist es modern. Manchmal fragt man sich, wer wohl die Nachfolge bei etlichen etablierten Naturtextil-Labeln antreten wird – aber wenn die Familie nicht parat steht, gibt es eine ganze Generation von jungen Modedesignerinnen, die vielleicht einsteigt?

Neue Töne gab es durch das Bloggertreffen mit den Gründerinnen und Macherinnen von TerraVeggia, Fashion Fika (schwedisch für „Pause machen), Jäckle und Hösle oder Aethic oder Farbenfreundin, die Bloggen als Business sehen und keine Lust mehr haben, nur mit Goodie Bags, Handcremes und Duschgels honoriert zu werden („Meine Wohnung ist ja kein Warenlager“). Und nicht jeder Blog-Eintrag müsse der „deepeste Scheiß“ sein, nicht alles Hardcore, es ginge eben auch mal darum, sich beim Lesen berieseln zu lassen. Kann ich verstehen, obwohl ein tragender Gedanke und ein schöner Satz eigentlich trotzdem in jeden Blog-Beitrag gehört. Gerne zugehört habe ich den offenen Schilderungen und praktischen Ratschlägen von Franziska Schmid von Veggie Love („Wo ist eigentlich euer Mega-Schmerzpunkt beim Bloggen?), die beispielsweise beschrieb, wie schwer es nach einer Pause ist, wieder Reichweite zu erzielen. Ihre Rezepte sind für jeden Neu-Einsteiger Gold wert.

Mich plagt ja eher das Gefühl, alles schon gesagt zu haben. Deshalb ist es gut zu sehen, dass Jüngere angefixt sind, über Öko-Mode und das Bekenntnis zu einem anderen Lebensstil zu schreiben. Dass ich zuviel Nettigkeit nichts abgewinnen kann, habe ich auch gesagt. Aber was erwartet ihr von jemanden, der sich dem politischen Aktivismus verschrieben hat? Die Welt ist noch nie im Konsens verändert worden, sondern immer gegen den Widerstand derjenigen, die sich nicht auf neue Verhältnisse einstellen wollten.

Die Bloggerinnen saßen auch in der ersten Reihe bei der Panel-Diskussion, auf welchen Social-Media-Kanälen man eigentlich Eco-Label bekannter machen kann. Mit dabei waren Michael Spitzbarth von „Bleed“, Benjamin Itter von „Lebenskleidung“, Mimi Sewalski vom „Avocado-Store“ und ich (Greenpeace Detox-Kampagne). Gut moderiert war der Experten-Talk von Fernsehjournalistin Janine Steeger (Green Janine). Der Konsum von Mode hat sich mehr und mehr ins Netz verlagert. Die Deutschen geben Milliarden aus in Online-Shops. Am liebsten bestellen sie Kleidung und Computer. 2015 im Wert von 11,8 Milliarden Euro plus Schuhe im Wert von 3,4 Milliarden Euro – keine Frage: Shopping ist Entertainment geworden. Dabei sollte eigentlich Handeln cool sein und nicht Haben.


Das war jetzt mein schöner Satz.


Auf dem Panel klingt das alles viel amüsanter, wenn es darum geht, auf welchen Kanälen – Twitter, Facebook, Instagram oder Snapchat – man denn präsent sein soll, um sein eigenes Eco-Label, seinen Laden oder seinen Online-Store bekannt zu machen. Patentrezepte gab es nicht, außer dass es nicht nötig ist, jedes angesagte neue digitale Tool auszuprobieren, sondern es gelte, sich zu überlegen, was man denn eigentlich sagen will und zu wem. Die Innatex wird die Expertenrunde für alle auf Youtube abrufbar machen. Und die Mode?

Als ich mit Bloggerin Hindi Kiflai („Daily Rewind“) über die Innatex schlenderte, fiel uns auf, dass etliche Label wirklich unter verkauft sind und trotz guter Produkte nicht wirklich aus dem Quark kommen. Beispiel gefällig?  Das schwedische Schuh-Label „Kavat“ mit ihren eher derben pflanzlich gegerbten Lederschuhen, die dennoch gut zum Rock passen oder zu einer hochgekrempelten Nudie-Jeans. Hier braucht es aber weniger Twitter-Schnipsel als ein hübsches It-Girl, das die Treter auf einem Musik-Festival trägt, so dass die Schuhe zum „ganz großen Ding“ werden und als neuer „Statement-Schuh“ gefeiert.

Mit meinem Hang zum Minimalismus gefiel mir die neue „Essentials“-Linie von Lanius. Acht ausgeklügelte Business-Basics, die sich perfekt untereinander kombinieren lassen. Feiner sommerlicher Pikee – einmal als Slim-Fit-Zigarettenhose, einmal als Marlenehose in Dark Blue werden kombiniert zur Seidenbluse in Weiß oder Pink. Absolutes Lieblingsteil: der Summerwoolcoat im Farbton Creme in kbt – einfach überwerfen, perfekt für die Übergangszeit. Für mich zu lang, kann man aber einfach unten abschneiden, riet mir Claudia Lanius. Lanius lässt sich übrigens in der „Kleiderei“ ausleihen – mein Geheimrezept für einen nachhaltigen Kleiderschrank. Und Schmuck leihe ich dort inzwischen auch. Ansonsten hat mir alles gefallen, was nach Reise aussah und bei mir Fernweh auslöste (floral oder oriental).

 

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Abends auf der Party habe ich dann schwarze Pluderhose getragen mit einem etwas bekifft aussehendem Seiden-Oberteil von Mandala. Und dann nichts fotografieren und nichts zitieren. Einfach Zusammensein – das ist notwendiger denn je. Danke an Sabine Lydia Müller, ihre Team und die Innatex.

Und jetzt gehe ich in Urlaub.

 

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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Etwas früher als gewohnt liegt die Berliner FashionWeek in diesem Jahr in der letzten Juni Woche. Während auf den konventionellen Messen weiterhin wenige, aber dafür vorrangig die etabliertesten grünen Brands zu sehen sind, hat die Ethical Fashion Show nocheinmal an Ausstellern zugelegt. Es bleibt eine echte Herausforderung, einen Überblick über die grünen Angebote zu bewahren, denn sie werden auf den konventionellen Messen nicht in den Übersichten gekennzeichnet. Wir haben es wieder versucht, aber sicher auch einiges übersehen. Daher freuen wir uns auch dieses Mal über Ergänzungen per Kommentar!

Wie immer können wir keine Gewähr übernehmen, dass alle gelisteten Marken auch wirklich so grün sind, wie sie selbst oder die Messen es versprechen. Gerade bei den neuen Brands ist uns aufgefallen, dass diese häufiger neben grünen auch konventionelle Kollektionen anbieten oder es manchmal nicht so ganz passt mit den ökologischen Materialien (z.b. als Bambus vermarktete Viskose) und sozialen Standards (z.b. WRAP oder BSCI als Beleg einer fairen Produktion). Auch Baumwolle aus den grün-gewaschenen Anbauprogrammen Better Cotton Initiative (BCI) und Cotton made in Africa (CmiA) wird inzwischen leider von vermeintlich grünen Labels verwendet und dann meist als „nachhaltige Baumwolle“/“sustainable cotton“ ausgewiesen.  Also bitte immer nochmal nachfragen nach sozialen und ökologischen Standards, Zertifizierungen und Multistakeholder-Initiativen.

Allen Berlinreisenden wie immer eine gute Zeit im Messedschungel. Wir sehen uns auf der Innatex Lounge und sicher auch auf den Messen. Bis Berlin!

 

TRADESHOWS

ETHICAL FASHION SHOW

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GREEN SHOWROOM

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PREMIUM EXHIBITIONS

ARMEDANGELSLANIUS | LES RACINES DU CIEL | OGNXPHIL & LUI | PHILOMENA ZANETTI | SWELL | WUNDERWERK


SEEK

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PANORAMA BERLIN

NATURAL WORLD | THINK!

 

BRIGHT
AEVOR

 

UPCYCLING FASHION STORE

SEMINARS AND PANEL DISCUSSIONS

TUESDAY 28.06.2016
ETHICAL FASHION SHOW
und GREEN SHOWROOM

10 Uhr Eröffnung. Auf Deutsch.

10.30 Uhr (im Anschluss an die Eröffnung)
Presserundgang (Treffpunkt: Presselounge)

11 Uhr Pressekonferenz TransFair e.V. „Lieferketten nachhaltig gestalten – Fairtrade-Textilstandard und -Textilprogramm“  (Ort: Presselounge, OG Postbahnhof). Auf Deutsch.

14 Uhr
Presserundgang (Treffpunkt Presselounge)

WEDNESDAY 29.06.2016
ETHICAL FASHION SHOW und GREEN SHOWROOM

DTB Infotag: „Responsible Management of Supply Chains Social Compliance and Chemical Input“
Moderation: Rolf Heimann, Vorstand, hessnatur Stiftung
Das offizielle Einladungsschreiben des DTBs mit Informationen zu Programm, Anreise, Hotelempfehlungen und Tagungsgebühren finden Sie hier. Melden Sie sich an per Antwortformular an info@dialog-dtb.de oder per Fax an 089-90129557.

10 Uhr Begrüßung und Einführung durch den DTB und Messe Frankfurt

10:15 Uhr
„Die Folgen des globalisierten Freihandels“, Dr. Sabine Ferenschild, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Südwind e.V.

10:45 Uhr
„Corporate Responsibility Review 2016 – Jahresbericht zur globalen Unternehmensverantwortung“, Lisa Häuser, Senior Analyst, Oekom Research AG

11:30 Uhr
„Transparentes und nachhaltiges Sourcing“, Deniz Thiede, Managing Director, ATICS GmbH

11:50 Uhr
„Nachhaltigkeit, REACh & Co. – Quo Vadis?“, Dr. Dirk von Czarnowski, Vice President Global Chemical, Intertek Holding Deutschland GmbH

12:15 Uhr
Geführte Tour/en über die Messen

12:30
Pressegespräch Bündnis für nachhaltige Textilien / GiZ (diese Veranstaltung ist kein Bestandteil des DTB-Infotags; Ort: Presse Lounge, OG Postbahnhof)

13:45 Uhr
Update Textilbündnis, Dr. Bernhard Felmberg, Ministerialdirigent, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

14 Uhr
Präsentation eines Verbundprojektes zur Förderung der Nachhaltigkeit, Carolin Bohrke, hessnatur Stiftung

14:20 Uhr
„Best Practices Supply Chain Management Transparence”, Prof. Patrick Kugler, HAW Hamburg

14:40 Uhr
„Unternehmen-Kunden-Beziehung im CSR-Kontext“, Prof. Dr. Rudolf Voller, Hochschule Niederrhein

15:15 Uhr
„Des Königs neue Kleider – kommt Transparenz in Mode?“ Diskussionsrunde mit Referenten, Ausstellern und Unternehmen aus der Praxis

 

 

THURSDAY 30.06.2016
ETHICAL FASHION SHOW und GREEN SHOWROOM

10 – 14 Uhr Noveaux Magazin Blogger Lounge. Plattform für Dialog und Netzwerkarbeit zwischen Printmedien und Social Media, mit geführtem Rundgang über die Messen (Treffpunkt für den Rundgang um 11 Uhr in der Lounge).

10 Uhr
„Die wahren Kosten für Baumwolle“, Mariska Przyklenk, Fairtrade Deutschland. Auf Deutsch.

11:30 Uhr
„GOTS und IVN-Best auf den Punkt gebracht.
Wie die Zertifizierung sicher stellt, Forderungen von Gesetzgebern und Nichtregierungsorganisationen zu erfüllen“, Claudia Kersten, GOTS und Heike Scheuer, IVN. Auf Deutsch.

13 Uhr
„Nachhaltigere Fasern und Materialien – von der Planung zum POS“, Simone Seisl, Textile Exchange. Auf Englisch.

14 Uhr
Podiumsdiskussion „Transparenz in der Lieferkette“, mit Renate Künast (MdB, Bündnis 90/Die Grünen), Stefan Genth (Hauptgeschäftsführer HDE Handelsverband Deutschland), Matthias Hebeler (Geschäftsführer Brainshirt). Auf Deutsch.

15:30 Uhr
Vortrag und interaktives Spiel: „Fair Wear Foundation towards sustainable global garment supply chains”, Andrea Spithoff and Maaike Payet, Fair Wear Foundation. Auf Englisch.

 

 

FASHION SHOWS

TUESDAY 28.06.2016
GREEN SHOWROOM

15 Uhr Salonshow mit Outfits von Austriandesign.at, Bhusattva, Carpasus, Cocccon, Elementum by Daniela Pais, Elisa F., Heartcouture, Inti Ferreira, Lanius, Soome, Studio Elsien Gringhuis, Studio Jux, Tuschimo.
Im Rahmen der Salonshow wird zudem eine von Lanius entworfene limitierte Kollektion anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Weleda Skin Food Hautcreme präsentiert.
Nur auf Einladung!

ETHICAL FASHION SHOW

17 Uhr Ethical Fashion on Stage mit Outfits von Anzüglich organic and fair, Chapati, Daily´s Nothings Better, De´qua, Get Lazy, JAN ‚N JUNE, La Robe d’Inna, Milena with Love, Mud Jeans, Najha, Noumenon, Päälä, Tijar, Tranquillo, Verena Bellutti.
Nur auf Einladung!

 

 

PARTIES

TUESDAY 28.06.2016
19:00: Innatex Lounge (Nur auf Einladung)

THURSDAY 30.06.2016
17:00 – 22:00 Happy 5th Birthday WESEN (Format Concept Store)

 

 

 

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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livingwages

Die Zahlung existenzsichernder – also fairer – Löhne ist ein Menschenrecht. Aber leider verdienen die wenigsten Arbeiterinnen und Arbeiter in der Modeindustrie einen existenzsichernden Lohn.

Das Fair Fashion Network Get Changed! will die ändern und bittet per Crowdfunding um Unterstützung, um entsprechendes Aktionsmaterial zu drucken.
Viele Konsumentinnen und Konsumenten wollen, dass die Menschen, die ihre Mode produzieren, faire Löhne verdienen. Das Zahlen fairer Löhne kostet jedoch Geld, das häufig weder Fabrikbetreiber noch auftraggebende Textilmarken bereit sind zu geben. Mit dem FAIR SHARE Projekt hat Continental Clothing gemeinsame mit dem Fair Fashion Network Get Changed! gezeigt, dass es in Indien bei der Herstellung eines T-Shirts nur 14 Cents kostet die Löhne um 50% anzuheben. Nun möchte das Fair Fashion Network das Projekt nutzen, um Firmen zum Nachmachen zu motivieren und Konsumierende sowie Einzelhändler für das Thema zu sensibilisieren.

Deshalb starten sie über den Sommer eine Kampagne zu fairen existenzsichernden Löhnen.
Online und über Postkarten werden Unterschriften mit zwei Forderungen gesammelt:

1. Ich fordere, dass Modemarken in der Produktion faire Löhne umsetzen (es geht, siehe FAIR SHARE).
2. Ich fordere, dass Modefirmen transparent darüber sind, was für Löhne in der Produktion gezahlt werden.

Zudem erklären die Teilnehmenden sich bereit, mehr für Mode zu bezahlen, wenn die Marke mir faire Löhne garantieren kann.

Das Fair Fashion Network wird die Forderungen an konkrete Marken kanalisieren. Alle Teilnehmenden können selbst bestimmen, an welche Marke sie sich wenden wollen.

Das Crowdfunding zur finanziellen Unterstützung der Kampagne sowie weitere Informationen findet ihr hier. Bei der FashionWeek in Berlin Ende des Monats soll es bereits den Kampagnenauftakt geben.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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24 Mai, 2016

Nächstes Level bitte!

Compost_Pant

Foto: FREITAG® F-ABRIC, https://www.freitag.ch/fabric/compost

Es wird Zeit für das nächste Level. „Close the Loop“ ist das Nachhaltigkeitsthema der Stunde in der Textilindustrie und es sollte dabei um mehr gehen als einmaliges Recycling. Echte Kreislauffähigkeit im Sinne von Ökoeffektivität/Cradle to Cradle lautet die Zielmarke.

Seien wir doch mal ehrlich, grüne Mode machen ist keine Raketenwissenschaft. Zumindest aus Sicht eines Labels oder Auftraggebers. GOTS-zertifizierte Basics schaffen sogar Tchibo oder Aldi. Man kaufe einen GOTS-zertifizierten Stoff von der Rolle und suche sich einen GOTS-zertifizierten Konfektionsbetrieb. Fertig ist die ökomäßig durchzertifizierte Klamotte.

Klar, die Auswahl an Stoffen ist nach wie vor sehr viel geringer als im konventionellen Bereich und wer seine Materialien exklusiv haben will, der muss meist schon beim Garn anfgangen. Doch im Weg stehen bei der Herstellung eigener Stoffe eigentlich vor allem die zu kleinen Stückzahlen und die deshalb hohen Mindermengenaufschläge. Nicht die technischen Herausfordungen.

Nachhaltige Labels sind die Avantgarde der nachhaltigen Mode. Das galt auch für die Einführung neuer Materialien in die Mode, wie Lyocell (TENCEL®, Monocel), Lenzing Modal® Edelweiß, Recyceltes Polyester oder Kork. Trotz großer Potentiale sind diese neuen Möglichkeiten allerdings auch von grünen Modemachern bisher nur selten genutzt worden, um Kollektionen kreislauffähig zu gestalten. Im Gegenteil. Vielfach sehen wir inzwischen Fasermixe aus einzeln betrachtet durchaus nachhaltigen Materialien, die jedoch in einer Weise kombiniert werden, die Kleidungsstücke nach ihrer Nutzungsphase zum wertlosen Abfall macht. Besonders häufig passiert das durch den bisher nicht hochwertig recycelbaren Mix von Bio-Baumwolle und Recyclingpolyester in Sweat- und Jerseystoffen. Ein Materialmix, dessen Ökobilanz zudem wegen des Polyesteranteils durch Erkenntnisse über das Auswaschen von Mikroplastik bei der Wäsche deutlich in Frage gestellt wird.

Doch auch Kleidung, die laut Textilkennzeichnung nur aus Naturfasern und/oder ebenfalls biologisch abbaubaren Regeneratfasern wie TENCEL® besteht, ist in der Regel nicht kreislauffähig im Sinne von Kompostierbarkeit, also der Rückgabe in einen natürlichen Kreislauf. Schuld daran sind die Zutaten: von Nähgarn aus Polyester über Knöpfe aus Plastik bis hin zu den Wasch- und Zusammensetzungsetiketten. Nicht selten wird auch für das Branding mit Loop-Labels, Patches oder Stitching Polyester eingesetzt. Neben den Zutaten müssen wir zudem einen Blick auf die Färbungen und Ausrüstungen zu werfen. Auch viele in der Textilindustrie eingesetzte Chemikalien sind nicht biologisch abbaubar.

Wie echte Kreislauffähigkeit geht, hat prominent das Schweizer Taschen-Label FREITAG® mit der F-ABRIC-Kollektion gezeigt. Mit Avour und Mela Wear verschreiben sich weitere Labels der Ökoeffektivität. Während dies bei Mela Wear noch ein Ziel ist, sind die Avour Basic-Shirts bereits C2C-Silver zertifiziert.

Trigima hat schon 2012 mit der Change Linie die erste zertifizierte C2C-Textil-Kollektion auf den Markt gebracht, bietet jedoch weiterhin überwiegend konventionelle Bekleidung an. Eine einzelne kleine C2C-Kollektion gab es auch bei Puma. Die erreichte jedoch nur das Basic-Level unter den C2C-Zertifizierungen, welches als wenig anspruchsvoll gilt.
Überhaupt geht es weniger um eine Zertifizierung, sondern um das dahinter steckende Designprinzip. So ist auch F-ABRIC von FREITAG® nicht C2C-zertifiziert. Dennoch ist die Modelinie der Schweizer Taschenspezialisten die bisher erste Umsetzung von Ökoeffektivität mit einem kompostierbaren Mix aus Natur- und nachhaltigen Regeneratfasern. Bei den Hosen inklusive abschraubbaren Knöpfen.

Ich würde mir wünschen, dass das Ziel Ökoeffektivität bei den grünen Labels schon bald zum Standard wird. Oft ist dafür nur eine Umstellung des Nähgarns (z.b. auf TENCEL®-Nähgarn) und der Etiketten (z.b. auf Bio-Baumwolle) nötig. Klar ist es nicht realistisch bei Skinny-Jeans (die uns wohl noch eine Weile begleiten werden) und einigen körpernahen Damenschnitten auf Elasthan zu verzichten. Aber viele Oberteile brauchen keine petrochemischen Kunstfasern. Und auch für Polyester und Elasthan sind bereits kompostierbare Alternativen in der Entwicklung.

Eine technische Kreislaufführung für Kleidung ist ebenfalls denkbar, insbesondere bei sortenreinen Polyester- oder Nylonprodukten. Also eher bei Sportswear wie Windbreakern oder Badeshorts als bei Fashion oder Casual Wear, bei der wohl die wenigsten reine Kunstfasern tragen wollen.

Bei der FashionWeek in Berlin im Juni werde ich verstärkt die Augen offen halten nach Konzepten, die echte textile Kreisläufe ermöglichen. Wenn ihr weitere Beispiele von Labels oder Kollektionen kennt, die in diese Richtung gehen, schreibt gerne einen Kommentar.

     
 Lars Wittenbrink   Lars Wittenbrink schrieb seine Masterarbeit über Nachhaltigkeitspotentiale der Outdoorbranche. Er führt mit Simone Pleus die gruene wiese in Münster - einen der größten grünen Concept-Stores in Deutschland mit angebundenem Onlineshop. Wandelndes Ökomode-Lexikon und Chefredakteur des Blogs.

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25 Feb, 2016

Männer in Arbeit

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Ich treffe Uli Ott am einem Freitagabend, kurz bevor wir uns beide den Dokumentarfilm „The True Cost“ ansehen. Wir plaudern darüber, ob Männer beständiger sind in ihrem Stil und ihren Look nicht so oft ändern wollen. Und wie viel starke Öko-Kollektionen es für Herren eigentlich gibt? Uli und Manfred Ott werden im März den bundesweit einzigen Ökomode-Laden nur für Männer eröffnen – schräg gegenüber von „Marlowe nature“, ihrem Frauen-Mode-Laden im Hamburger Grindelviertel. Unter Hochdruck renovieren sie gerade den Laden – momentan gilt: „Men at work“.

Ist es schwieriger, Mode für Männer zu verkaufen als für Frauen?

Uli: Wir waren früher einfach limitierter. Wir hatten Männermode – gleich ganz am Anfang. Aber  Mitte bis Ende der 90er Jahre gab es noch keine wirklich coolen Marken und das brachte keinen Spaß. Also haben wir die Männerecke wieder abgeschafft. Manfred hat noch einen Tweed-Anzug der ersten Stunde im Schrank. Aber in den vergangenen drei Jahren kam immer mehr Männer in den Laden – Jungs und Herren – und fragten, ob es auch für sie was zum Anziehen gäbe. Und dann haben wir in unserem minikleinen Laden in Ottensen wieder eine Männerecke eingerichtet mit Bleed, Hempage, Good Society. Und plötzlich hört unsere Nachbarin am Schlump mit ihrem Blumenladen auf und es findet sich kein Nachfolger. Da habe ich Manfred angerufen und er sagte spontan: Und jetzt möchtest du, dass wir da einen Männermode-Laden aufmachen. Ich war völlig aus dem Häuschen. Und jetzt haben wir 70 Quadratmeter mit Terrazzo-Boden und großem Schaufenster und bauen behutsam um.

Aber wie füllt ihr den Laden? Die Orderzeit ist doch längst vorbei.

Gottseidank haben wir zu vielen Labeln lange Beziehungen und die haben ihr Lager für uns geöffnet. Wir haben durchdachte und urbane Kollektionen von Knowledge Cotton,  Armedangels, Recolution, aber auch T-Shirts und Rucksäcke vom jungen Label Mela Wear aus Lüneburg. Übrigens sind wir jetzt auf unserer Ecke ein richtiges „Kompetenzzentrum“ mit vier Läden – Maas, Paletti, Marlowe für Frauen und Marlowe für Männer. Da lohnt es sich auch schon mal von weiter her zu kommen.

Die Zeit ist also reif für einen Männer-Laden?

Ich denke schon. Das liegt vor allem an der Mode, die sich entwickelt hat im Jeans-Bereich und auch im Sportbereich. Es gibt genügend starke Label mit grünem Hintergrund. Und deshalb muss auch die Zahl der Einzelhändler wachsen, um Sichtbarkeit für diese Label zu schaffen. Gerade weil immer noch so viele Menschen sagen, sie wüssten nicht, wo die alternative Mode zu finden ist, es sieht nicht aus oder sie sei ihnen zu teuer. Im Gespräch lässt sich das meistens entkräften.

Unterscheiden sich nicht Männer und Frauen beim Modekauf extrem? Was bedeutet das für eure Boutique?

Männer gelten als beständiger in ihrem Stil. Wenn ihnen ein T-Shirt gefällt, dann kaufen sie gleich fünf davon. Aber wir leben im Jahr 2016 und auch Männer kaufen mehr als früher und wollen mal ein ausdrucksstärkeres Teil. Also brauchen wir neben einer breiten Auswahl an Basics auch in unserer Boutique Abwechslung. Männer beißen sich aber eher an einer Marke fest ist meine Erfahrung. Zur Eröffnung kommt aber tatsächlich ein Hamburger Schauspieler, der geschlechtsspezifisches Einkaufsverhalten auf die Schippe nimmt. Wir proben ja auch gerade – mit unserem Laden und sind gespannt, wie es laufen wird.

Das Team von Grüne Mode drückt euch ganz doll die Daumen!

 

 

     
 Kirsten   Kirsten Brodde, Blog-Gründerin und Autorin von "Saubere Sachen", hat das Thema Ökomode quasi aus dem Nichts entwickelt. Sie arbeitet als Greenpeace Detox-Campaignerin bei Greenpeace Deutschland.

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